••• Von Reinhard Krémer
In Kenia wird der Telekom-Markt von einem einzigen Unternehmen dominiert – Safaricom. Das Unternehmen im mehrheitlichen Besitz von Vodafon ist darüber hinaus in anderen afrikanischen Staaten auch mit seinem Bezahlservice M-Pesa aktiv (medianet berichtete).
Nun erwächst Safaricom und anderen afrikanischen Quasi-Monopolisten eine mächtige Konkurrenz: Starlink, ein Unternehmen von Tesla-CEO Elon Musk, bietet verlässlichen, nach Tarifanpassungen inzwischen auch für die afrikanische Mittelschicht leistbaren Service und unterbietet die „Platzhirschen”.
So gibt’s die Hardware in Kenia beim größten Lebensmittelkonzern Naivas – vergleichbar mit der heimischen Spar-Kette – um 30.000 kenianische Shilling. Das sind aktuell rund 230 €. Der günstigste monatliche Tarif umfasst 50 GB Daten und kostet rund zehn €. Das war ein Turbo-Booster für Starlink, und die Nachfrage war plötzlich so groß, dass in Ballungsgebieten keine Neuanmeldungen mehr angenommen wurden.
Der Preis des Erfolges
Doch das Unternehmen ist nicht nur in Kenia erfolgreich – in Simbabwe sind die Benutzerterminals von Starlink ab 190 € für das Mini-Kit erhältlich, das für 25 € pro Monat unbegrenztes Internet und Geschwindigkeiten von über 100 Mbit/s bietet. Mit dieser Preisgestaltung ist Starlink zum günstigsten Internet-anbieter des Landes geworden.
Darüber hinaus hat Starlink in Kenia einen monatlichen Mietplan für seine Ausrüstung für 1.950 Shilling (14 €) eingeführt, der kostenbewussten Verbrauchern und Unternehmen den Zugang zum Service ermöglicht, ohne ihn besitzen zu müssen.
Das brachte erwartungsgemäß Safaricom auf die Barrikaden und das Unternehmen versuchte, den ungeliebten Konkurrenten per Gerichtsbeschluss auszuschalten. Das Ansinnen scheiterte krachend, der Oberste Gerichtshof in Nairobi schmetterte die Klage ab. Inzwischen hat Safaricom die Strategie geändert und flötet mit Schalmeientönen von einer Kooperation mit Starlink – an der Letzeres natürlich kein Interesse hat.
Keine „g’mahte Wies’n”
Gegenwind gab’s auch anderswo: Im April 2024 verboten die kamerunischen Behörden den Import von Starlink-Satelliten-Internet-Kits in das zentralafrikanische Land und beschlagnahmten die Ausrüstung an der Grenze. Und die südafrikanischen Behörden – Musk ist gebürtiger Südafrikaner – haben in der Vergangenheit klar zum Ausdruck gebracht, dass die Dienste von Starlink in Südafrika technisch gesehen illegal sind, sofern das Unternehmen keine Lizenz für den lokalen Betrieb erhält.
Zu allem Überdruss ist die Technik von Starlink nicht nur verlässlicher und günstiger als die Konkurrenz – alles, was es braucht, ist freie Sicht auf den Himmel, die häufigen Stromausfälle in Afrika lassen sich mit einer kleinen Batterie vermeiden –, das Netz von Elon Musks Unternehmen ist auch technisch bei Weitem überlegen.
Mit 6.982 Starlink-Satelliten im Erdorbit (Stand 24.1.2025) ist SpaceX der mit Abstand größte Satellitenbetreiber weltweit – das heißt, das Internet ist immer verfügbar. Die Starlink-Satelliten haben übrigens eine ungewöhnliche, extrem flache Bauform. Dadurch können sie beim Start aufeinandergestapelt werden, was im Vergleich mit herkömmlichen Starthalterungen Gewicht und Platz einspart.
Sauschnell und verfügbar
Darüber hinaus ist das von Starlink angebotene Internet für afrikanische Verhältnisse extrem schnell: Die Datenübertragung zu den Bodenstationen erfolgt in Ku- und Ka-Frequenzbändern; das nutzbare Netz liegt damit üblicherweise zwischen 50 und 250 Mbit/s.
Zum Vergleich: Der Safaricom-Mitbewerber Faiba verspricht 40 Mbit/s (das entspricht der Downloadgeschwindigkeit von A1; Anm.), die aber in der Praxis kaum erreicht werden. Vor allem nachts sinkt die Überragungsrate gerne auch mal auf schneckenpostartige 0,5 Mbit/s.
Trotzdem ist die Messe für Starlink, trotz aller Erfolge, noch nicht gelesen: Mehr als die Hälfte der afrikanischen Bevölkerung lebt in ländlichen Gebieten, wo die Einkommen bescheiden sind und ein zuverlässiger Internetzugang weiterhin eine große Herausforderung darstellt.
Noch viel Luft nach oben
Und so lag Anfang 2024 die Internetdurchdringung in Afrika bei etwa 43% und damit deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt von 66%.
Länder wie Südsudan, Burundi und die Zentralafrikanische Republik weisen mit 12,1%, 11,3% bzw. 10,6% die niedrigsten Durchdringungsraten auf. Auch bei der Internetgeschwindigkeit hinkt Afrika anderen Regionen hinterher.
Mazen Mroué, Technologie- und Informationschef der MTN Group, Afrikas größter Mobilfunkbetreiber mit 288 Mio. Kunden in 17 Ländern, erklärt, dass das Unternehmen Satellitenpartnerschaften nutzt, um die digitale Integration in Afrika voranzutreiben.
Mit vereinten Kräften
LEO-Satellitentechnologie (Low Earth Orbit, niedrige Erdumlaufbahn; Anm.) wie Starlink kann Internet- und Telefondienste direkt ans Handy liefern, indem sie wie ein Mobilfunkmast im Weltraum funktioniert und es Benutzern mit Standardhandys ermöglicht, sich mit schnellem Satelliteninternet zu verbinden, ohne dass sie spezielle Ausrüstung oder Modifikationen an ihrem Gerät benötigen.
„Wir kooperieren für LEO-Satellitenkonnektivität, um die bisher Unverbundenen zu verbinden, die mobile Konnektivität auf ländlichere und abgelegenere Gebiete auszudehnen. Wir wollen so in unserem Einzugsgebiet bis 2025 eine Breitbandabdeckung von 95 Prozent der Bevölkerung erreichen, von nur 88 Prozent im Jahr 2022”, sagt der Experte und sieht eine Chance für Telekommunikationsunternehmen, mit Akteuren wie Starlink zusammenzuarbeiten – statt direkt zu konkurrieren.