••• Von Oliver Jonke und Helga Krémer
Als Bundesspartenobfrau der Sparte Information und Consulting vertritt Angelika Sery-Froschauer die Interessen von rund 142.150 wissensbasierten Dienstleistungsunternehmen in Österreich und deren rund 250.000 Mitarbeitenden aus den Sektoren Information, Kommunikation sowie Consulting – und damit ist sie auch mit den heißen Eisen Facharbeitermangel, Künstliche Intelligenz und Cyberkriminalität konfrontiert. Die sie sich nicht scheut, anzupacken bzw. anzusprechen.
„Auch Anreize geben”
Gemeinsam mit dem Fachkräftemangel wird heute gern die 32-Stunden- bzw. Vier-Tage-Woche mit aufs Tapet gebracht, als Lösung aller Probleme und als „Goodie” für Arbeitssuchende. Für Sery-Froschauer geht diese Diskussion am Kernthema vorbei, denn bei vielen Unternehmen gäbe es bereits Angebote zur verkürzten Arbeitszeit: „Das ist überhaupt nicht das Thema, sondern es geht darum, jedem Fähigen, der leistungswillig ist, auch Anreize zu geben. So abgedroschen das jetzt auch klingt: Leistung muss sich auszahlen.”
Außerdem sei wissensbasiertes Dienstleisten grundsätzlich ein flexibles Dienstleisten. „Du bist unabhängig von der Location, du bist unabhängig von der Zeit, unabhängig von der Struktur”, so Sery-Froschauer. Wer also einen hohen Flexibilisierungsgrad im Unternehmen vorweisen könne, sei eindeutig im Vorteil. Dennoch: „Die Fachkräfte in der IT sind eine der Kerngruppen, die uns fehlt, die aber auch der Gesamtwirtschaft fehlt. Die Maßgröße liegt jetzt bei rund 23.000, die beratenden Consultants-Branchen dazugenommen bei gut 35.000 bis 40.000, die uns jetzt fehlen.” Aber eigentlich fehlen sie überall, denn der Digitalisierungsgrad steige bei allen Unternehmen. „Es gibt kein Unternehmen, wo nicht Prozesse automatisiert sind, wo nicht Künstliche Intelligenz – einmal mehr oder weniger und in unterschiedlichen Reifegraden – im Einsatz ist. Kurz: Digitalisierung ist mittlerweile in der Kernkompetenz jedes Unternehmens”, betont die Bundesspartenobfrau, die aber auch bedauert, dass die Technologiediskussion einen üblen Weg eingeschlagen hat: „Derzeit diskutiert man bei KI die Ängste, die man damit verbunden sieht. Ängste, Sorgen, weil das Verständnis um die Technologie zu wenig ausgeprägt ist.”
KI kommt zur rechten Zeit
In Wahrheit würde man ohne KI Routinearbeiten nicht wegbekommen, und so sei es laut Sery-Froschauer ein Segen, dass diese Technologie jetzt marktreif wurde, in einer Zeit, wo mit Fachkräftemangel gekämpft wird: „Im Idealfall passt das so zusammen, dass wir durch die neue Technologie Routinetätigkeiten abfedern und uns auf die Bereiche konzentrieren können, wo tatsächlich ein erweitertes Arbeiten notwendig ist.”
Statt sich in Regulierungs- und Ethikdebatten zu ergehen, sollte lieber die heimische KI-Forschung nicht außer Acht gelassen werden, sodass Österreich auch Treiber der globalen Entwicklung ist, der mitbestimmt und mitgestaltet und nicht zum Absatzmarkt für KI-Plattformen „verkommt”. „Wir müssen aufpassen, dass wir mit Deregulierung nicht in Wahrheit Innovation verhindern”, so Sery-Froschauer und spricht sich für eine Entmystifizierung der KI-Systeme aus. Momentan wird in KI-Systeme allzu oft etwas hineininterpretiert, das jeglicher technischen Möglichkeit entbehrt.
Kriminaltango im Netz
Neben KI sei auch Cybersecurity – diesmal zu Recht – in aller Munde: Ein Thema, das immer wichtiger wird, weil die Angriffe immer häufiger, immer komplizierter werden. Sery-Froschauer berichtet von einem über 200%igen Anstieg in den letzten Monaten. Es betreffe nahezu alle, von KMU über Großunternehmen bis zur öffentlichen Hand. Darunter waren Phishing-Attacken, Social Engineering, Ransomware und auch Deep Fakes.
„Die Sparte Unternehmensberatung hat dafür auf der Website www.it-safe.at Tipps und Tricks zusammengetragen, Leitfäden, Guidelines, Online-Ratgeber, aber auch Webinare mit Experten, die immer gut gebucht sind”, schildert Sery-Froschauer. Die Website sei auch nicht nur für Unternehmer gedacht, sie richte sich an alle. Es seien ja auch alle betroffen.
Pläne und Wünsche
Wie will die Bundesspartenobfrau „ihre” heißen Eisen in Zukunft anpacken? „Wir wollen die KI als Technologie etablieren, die Effizienzen hebt und die auch Unmögliches möglich macht – quer durch alle Sektoren. Dazu wollen wir die Unternehmerin, den Unternehmer an dieses Thema heranführen, um Ängste wegzunehmen”, sagt Sery-Froschauer. Was das Fachkräfte-Thema anlangt, so wolle sie „Barrieren und Schranken” in den Köpfen wegbringen. Es sollte gelingen, eine Brücke vom eigenen Talent in den Arbeitsmarkt zu schlagen.
Und last but not least solle das Cybersecurity-Thema für Unternehmen keine Bedrohung mehr darstellen: „Dass wir einfach wissen, wie wir damit umgehen und Lösungen, Partner an der Seite haben, die dieses Thema bearbeiten.” Die Mitglieder der Bundessparte Information und Consulting in der Wirtschaftskammer Österreich seien als Coaches und Enabler in all diesen Fachbereichen geeignete Ansprechpartner.