München/Eindhoven. Ob bei der digitalen Geldbörse, bei vernetzten Autos und Wohnungen, in der Warenlogistik, bei der Zugangskontrolle zu gesicherten Bereichen, in der smarten Produktion oder für das Internet der Dinge – Voraussetzung ist immer die schnelle und sichere Übertragung von Daten.
Für die Entwicklung der Near Field Communication (NFC) hat das Europäische Patentamt (EPA) Franz Amtmann (Österreich), Philippe Maugars (Frankreich) und ihre Teams als Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2015 in der Kategorie „Industrie” nominiert.
„Die Technologie leistet einen Schlüsselbeitrag für die Weiterentwicklung der Datenübertragung zwischen mobilen Endgeräten”, so Benoît Battistelli, Präsident des Europäischen Patentamts. „NFC macht das Leben für Verbraucher nicht nur einfacher und komfortabler. Die Technologie erhöht auch die Datensicherheit bei der Übertragung in entscheidendem Maße und erschließt damit selbst in hochsensiblen Bereichen neue Anwendungsgebiete. In einer Welt zunehmend interaktiver Kommunikation ist diese Erfindung ein Meilenstein.”
Stark wachsender Markt
Analysten sind sich einig, dass NFC der Standard für künftige technologische Entwicklungen ist. Die jährliche Wachstumsrate des Marktes wird bis 2019 auf 43,7% geschätzt.
Amtmann, ein österreichischer Elektronikingenieur und Absolvent der Technischen Universität Graz, und sein Team entwickelten NFC bei NXP Semiconductors, einem Spin-off des niederländischen Elektronikkonzerns Philips. NFC basiert auf dem Prinzip der RFID (Radio-Frequency Identification), einer Technologie zum automatischen und berührungslosen Erkennen von Objekten mithilfe von Radiowellen. Die Vorteile der RFID wurden mit weiteren Verbindungstechnologien kombiniert, unter anderem MIFARE. Diese ebenfalls kontaktlose Chipkartentechnik hatte in den 1990er-Jahren ein Team, dem auch Amtmann angehörte, bei Mikron (mittlerweile Teil von NXP) in Gratkorn entwickelt, um über eine hochsichere und schnelle Verbindungstechnologie zu verfügen.
Zur Übertragung wird ein schwaches elektromagnetisches Feld genutzt, das für die verschlüsselte Datenübertragung die unmittelbare Nähe beider Geräte notwendig macht – maximal zehn Zentimeter Abstand dürfen bestehen. Amtmann arbeitet noch immer für NXP und ist an mehr als 50 Patenten und Patentanmeldungen beteiligt, die sich mit RFID-Technologie befassen. Darüber hinaus hat er bedeutenden Anteil an verschiedenen technischen Standards in diesem Bereich.
Die weiteren Nominierten in der Kategorie „Industrie” sind: Jean-Christophe Giron (Frankreich) für ein elektronisch tönbares Glas sowie der Schwede Gunnar Asplund für die Übertragung von Hochspannungs-Gleichstrom ohne überirdische Stromtrassen. (red)
Der Europäische Erfinderpreis wird am 11. Juni in Paris verliehen. Neben den Auszeichnungen, über die eine international besetzte Jury entscheidet, wird zudem auch ein Publikumspreis vergeben. Alle zur Wahl stehenden Erfinder in den fünf Kategorien (Industrie, KMU, Forschung, Lebenswerk und Außereuropäische Länder) werden auf www.epo.org und auf www.facebook.com/europeanpatentoffice detailliert vorgestellt. Per Mausklick kann jeder bis zum 4. Juni für seinen Favoriten voten. Zusätzlich nehmen alle Teilnehmer an einem Preisausschreiben teil und erhalten damit die Chance, selbst einen Preis zu gewinnen.