••• Von Helga Krémer
WIEN. Österreichs Metallwarenerzeugung wächst langfristig rascher als die EU-Konkurrenz und konnte den Wachstumsvorsprung in den letzten drei wirtschaftlich schwierigen Jahren noch ausbauen. Von 2019 bis 2022 ist die Produktionsleistung um durchschnittlich neun Prozent im Jahr gestiegen – im Vergleich zu 0,4% im EU-Schnitt.
„Die gute Performance der Metallwarenerzeugung in Österreich kann damit erklärt werden, dass die Branche von der hohen internationalen Konkurrenzfähigkeit einzelner großer Leitbetriebe ebenso profitiert wie von den engen Zulieferverflechtungen mit industriellen Wachstumsspitzenreitern im In- und Ausland”, sagt UniCredit Bank Austria-Ökonom Günter Wolf.
Hohe Umsatzzuwächse
Nach dem wachstumsstarken Wirtschaftsjahr 2021 mit einem Umsatzplus von 28% hat die Metallwarenerzeugung im Laufe des Jahres 2022 an Schwung verloren. Im Jahresdurchschnitt stieg die Branchenproduktion vorläufig noch um knapp acht Prozent, der Branchenumsatz wuchs um zwölf Prozent auf rund 23 Mrd. €.
Auf Spartenebene berichteten die Industriezulieferer bis September 2022, den letztverfügbaren Daten, für den UniCredit Bank Austria-Branchenbericht überdurchschnittlich hohe Umsatzzuwächse im Bereich von 20%. Allen voran die Hersteller von Schmiedeteilen, Drehteilen und Oberflächenveredelungen. Auch die Erzeuger von Heizkesseln und Heizkörpern verbuchten ein sehr gutes Wirtschaftsjahr, angetrieben von den stark steigenden Ausgaben für die Gebäudesanierung.
Langsamer als der Branchendurchschnitt sind 2022 die Sparten Stahlbau und Herstellung von Beschlägen, Werkzeugen und Drahtwaren gewachsen. Hier mache sich die zunehmend schwächere Hochbaukonjunktur bemerkbar, von der direkt und indirekt etwa 45% vom Gesamtumsatz der Metallwarenerzeugung abhängen, so der Bericht.
Gestiegener Kostendruck
Mehr als die Hälfte ihrer Vormaterialien beziehen die Metallwarenhersteller von der Stahlindustrie, womit die Erträge der Branche stark von der Stahlpreisentwicklung abhängen. Zwar sind die Stahl- und Metallpreise im Laufe des Jahres 2022 zunehmend langsamer gestiegen, trotzdem kostete Stahl im österreichischen Großhandel im Jahresdurchschnitt noch immer rund doppelt so viel wie 2019 und Strom für gewerbliche Verbraucher je nach Verbrauchsmenge zwischen 13 und 40% mehr als 2019.
Gleichzeitig legten die Erzeugerpreise der Branche nur um 16% zu – die Erträge seien damit vermutlich stärker unter Druck geraten, meint Wolf.
Export und Ausblick
Die Wettbewerbsstärke der Branche dokumentieren die Außenhandelsüberschüsse mit Metallwaren, die seit der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre fast kontinuierlich gestiegen sind. 2022 erreichte der Handelsüberschuss rund 3 Mrd. €, die höchsten Beiträge dazu wurden im Vorjahr mit Beschlägen und sonstigen Metallwaren (rd. 2,5 Mrd. €) und Heizkesseln (rd. 900 Mio. €) erzielt.
„Angesichts des hohen Kostenniveaus im Land und der Tatsache, dass viele Warengruppen der Metallwarenerzeugung stark im Preiswettbewerb bestehen müssen, sind die Export-erfolge der Branche besonders bemerkenswert. Vereinfacht formuliert, konnten sich die Unternehmen in einigen Sparten in qualitativ hochwertigen Nischen erfolgreich spezialisieren und eine stabile Marktposition aufbauen”, sagt Wolf.
Was das heurige Jahr betrifft, so verliere die Metallwarenerzeugung zwar weiter an Schwung, sollte das Jahr aber positiv beenden. Ab dem zweiten Quartal 2023 sei mit einer stärkeren Nachfrage vonseiten der industriellen Investitionsgüterhersteller in der EU rechnen.