Stopp & Go Vom steigenden Güterverkehrsvolumen auf Österreichs Straßen konnte die heimische Transportbranche nicht profitieren. Ganz im Gegenteil habe sie, so der aktuelle Bank Austria-Report, Marktanteile verloren.
Wien. Obwohl der Gütertransport auf Österreichs Straßen im Vorjahr um 6% gestiegen ist, kann das heimische Fuhrgewerbe von dieser Dynamik kaum profitieren. Mit gerade einmal einem Prozent fiel der Leistungszuwachs hier recht mager aus. Den schwachen ersten drei Quartalen folgte ein negatives viertes Quartal.
„Das Fuhrgewerbe beendete 2014 mit einem Umsatzplus von unter einem Prozent und konnte damit das Minus aus dem Jahr 2013 nicht ausgleichen. In weiterer Folge erreichte das Umsatzvolumen der Transportwirtschaft insgesamt, das Fuhrgewerbe im Straßengütertransport und die Speditionen, die 2014 einen nominellen Umsatzrückgang verbuchten, nur knapp über 19 Mrd. Euro”, fasst Günter Wolf, Ökonom der Bank Austria, die wichtigsten Ergebnisse des aktuellen Branchenberichts zusammen.
Neu ist diese Entwicklung freilich nicht.
„In Summe ist die Transportleis-tung österreichischer Unternehmen auf in- und ausländischen Straßen von 2007 bis 2013 um 35% gesunken, wobei die Anteilsverluste vor allem dem internationalen Konkurrenzdruck geschuldet sind, mit dem die heimische Transportwirtschaft besonders im grenzüberschreitenden Straßen-güterverkehr konfrontiert ist”, erläutert Wolf.
Österreich-Anteil sinkt
2013 wurden im grenzüberschreitenden Straßengüterverkehr aus Österreich in Richtung EU28 mit in- und ausländischen Lkw Transportleistungen von knapp 17 Mrd. Tonnenkilometer erbracht. Davon entfielen nur mehr 23% auf österreichische Lkw, 2007 waren es noch 45%. Beim Import aus der EU28 sank der Anteil heimischer Lkw von 41% im Jahr 2007 auf 20% 2013.
Vor allem Transportunternehmen aus den neuen EU-Mitgliedsländern erzielten die höchsten Anteilsgewinne im grenzüberschreitenden Straßengütertransport nach und aus Österreich – ihr Marktanteil hat sich von 30% im Jahr 2007 auf knapp 60% im Jahr 2013 verdoppelt. Weitere 13% entfallen auf Lkw, die in Deutschland registriert waren (2007: 21%).
Keine Besserung in Sicht
„Im Endeffekt dürften die Leis-tungseinbußen österreichischer Unternehmen weniger dramatisch gewesen sein als die Statistik zeigt”, relativiert Wolf. Denn ein Teil der Transporte wurde über ausländische Töchter abgewickelt oder mit Lkw ausgeführt, die heimische Unternehmen im Ausland angemeldet haben
Der Konkurrenzdruck steigt aber auch im Inland – vor allem durch Kabotage; das sind Transportleis-tungen ausländischer Unternehmen mit Be- und Entladung im Inland. Diese machen zwar nur 5% der gesamten Transportleistung aus, haben sich allerdings seit der Marktöffnung für Transportunternehmen aus allen EU-Mitgliedsländern bis Mitte 2010 verdoppelt.
Auch wenn die aktuellen Indikatoren eine leichte Besserung der Transportkonjunktur signalisieren und sich das wirtschaftliche Umfeld im Jahresverlauf festigen wird, könne die heimische Transporbranche heuer mit keinen nennenswerten Nachfrageimpulsen rechnen.
Logistikstandort verliert
Schlecht ist es auch um den Logistikstandort Österreich bestellt. Im 160 Länder umfassenden Ranking der Weltbank, das auf Unternehmerbefragungen zur Qualität der Logistikumgebung basiert, ist Österreich von Rang 5 im Jahr 2007 auf Rang 22 im Jahr 2014 abgerutscht.
„Österreichs Positionsverlust im Logistikperformance Ranking in den letzten Jahren ist im Wesentlichen auf die schlechteren Beurteilungen des Angebots internationaler Transportmöglichkeiten und der Dienstleistungsqualität im Logistikbereich zurückzuführen”, so Wolf. (red)