(Europa-)Meisterliche Forschung
© AIT/Johannes Zinner
Forscher-Chefs AR-Präs. Hannes Androsch, GF Wolfgang Knoll, GF Anton Plimon, CFO Alexander Svejkovsky (v.l.).
INDUSTRIAL TECHNOLOGY PAUL CHRISTIAN JEZEK 24.06.2016

(Europa-)Meisterliche Forschung

Das Austrian Institute of Technology ist in der Top-Liga der europäischen Forschungseinrichtungen wie TNO, VTT oder Fraunhofer angekommen. Auch der Jahresgewinn von mehr als 3 Mio. € freut die Betreiber.

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Das Bilanzjahr 2015 des Austrian Institute of Technology ist gekennzeichnet durch ein solides positives Ergebnis bei gestiegenem Umsatz und einer insgesamt guten wirtschaftlichen Unternehmensentwicklung. Zum achten Mal in Folge konnte das AIT eine Bilanz mit positivem Ergebnis vorlegen: Sowohl der Jahresgewinn von 3,1 Mio. als auch das EGT von 3,2 Mio. € liegen auf dem Niveau von 2014. „Es ist uns gelungen, das AIT als ‚Research and Technology ­Organisation', das in der Top-Liga Europas mitspielt, zu etablieren und nachhaltig zu positionieren”, bestätigt Geschäftsführer Anton Plimon.

Haupttreiber für das positive Ergebnis war der überdurchschnittliche Erfolg bei den strategisch vorangetriebenen, kofinanzierten Projekten mit einer Steigerung der Erlöse um rund 9%. Plimon: „Für 2016 sind wir sehr stabil in Richtung unserer Budgetziele unterwegs.” Allein die Umsätze aus Auftragsforschung sowie geförderten Projekten sind seit 2008 um fast 50% angestiegen, was einem jährlichen Wachstum von 6% entspricht. „Das ist ein Beleg dafür, dass sich das AIT auf den relevanten Zielmärkten gut verankert hat”, sagt Plimon.

Hohe Investitionen

Der strategische Anspruch des AIT als Research and Technology Organisation (RTO) in der europäischen Top-Liga basiert auf einer entsprechend großen Forschungs­infrastruktur, wobei es insbesondere die Labor-Infrastrukturen sind, die dem europaweiten Vergleich mit den Besten standhalten.

„Dementsprechend tätigen wir sehr große Investitionen in Höhe von mehr als 12 Mio. Euro, wobei 6,5 Mio. in neue strategische Schwerpunkte und 6 Mio. in die notwendigen Upgrades der bestehenden Forschungsinfrastruktur fließen”, erläutert Plimon. Unter anderem wird das SmartEST-Lab aufgerüstet. Zusätzlich zum bereits sehr gut ausgebauten AC (Wechselstrom-)Bereich investiert das AIT in ein neues Leistungsspektrum im DC (Gleichstrom-)Bereich, wodurch das Labor für die Aufgaben des nächsten Jahrzehnts gerüstet sein sollte.

Industrieanwendungen

Durch einen Ausbau des thermischen Energiebereichs mit einem Labor für höhere Temperaturen wird es dem AIT künftig möglich sein, entsprechende Industrie­anwendungen in der Wärmepumpentechnologie zu bearbeiten.

Am Standort Ranshofen wird für die Business Unit Light Metals Technologies eine Kaltkammer-Druckguss-Maschine angeschafft. Diese ermöglicht die Entwicklung von komplexen hochwertigen Druckgussteilen für Karosserie- und Leichtbauanwendungen und erreicht eine Schließkraft von 1.200 Tonnen; im Vergleich zur bestehenden Anlage entspricht dies einer Steigerung um den Faktor 4 und damit einem Zugang zum ­Geschäftsfeld „Strukturbauteile”.
Mit einem neuen Batteriemateriallabor erforscht das AIT den industriellen Herstellungsprozess in kleinerem Maßstab auf einer Pilotforschungsanlage zur Entwicklung der Batterie der Zukunft.

„Wissenschaftliche Flughöhe”

Das AIT habe sich in den vergangenen Jahren wirtschaftlich und wissenschaftlich zu einer international anerkannten und wettbewerbsfähigen Forschungseinrichtung entwickelt und seine wissenschaftliche Flughöhe erreicht, meint Hannes Androsch, Präsident des AIT-Aufsichtsrats. „Dies war nur möglich, da die AIT-Strategie stark auf Expansion ausgerichtet ist. Auf Basis der bisherigen positiven Entwicklung wird das AIT den eingeschlagenen Wachstumskurs fortsetzen.”

Durch die Gründung des Complexity Science Hub Vienna, in dem das AIT gemeinsam mit IIASA, MedUni Wien, TU Graz, TU Wien und Wirtschaftsuniversität Wien Kooperationspartner ist, hat das AIT mit seinen Partnern einen großen Schritt in Richtung „Wissenschaft des 21. Jahrhunderts” getan, wie der Physiker Stephen Hawking die Komplexitätsforschung bezeichnet. Der Hintergrund dabei ist, dass Probleme wie Klimawandel, Finanzmärkte, Naturkatastrophen, Migration, etc. zunehmend systemisch werden und regionale Entwicklungen globale Auswirkungen bekommen können. Androsch: „Viele Dinge werden derzeit wissenschaftlich noch nicht verstanden und können daher auch nicht gemanagt werden. Durch die Erkenntnisse aus Big Data werden wir den Lösungen der Zukunft ­einen großen Schritt näher ­kommen.”

Talente ziehen Talente an

Im vergangenen Jahr konnte außerdem der Mitarbeiterstand des AIT um rund 50 Personen auf 1.261 erhöht werden. Wolfgang Knoll, wissenschaftlicher Geschäftsführer: „Das AIT ist bestens vernetzt und hat sich als Research and Technology-Organisation international einen guten Ruf erarbeitet. ­Talente ziehen Talente an. Gerade für eine Forschungseinrichtung ist das von besonderer Bedeutung, wenn es um die Suche nach den besten Mitarbeitern geht.”

Nicht nur die finanzielle Entwicklung des AIT war 2015 sehr positiv: Die Scientific & Performance Indicators zeigten ebenfalls eine überdurchschnittlich gute Entwicklung. So konnten fast alle wissenschaftlichen Vergleichsparameter weiter verbessert werden, und die Anzahl der erteilten Patente ist von sieben auf 37 stark angewachsen.
Auch die Gesamtzahl der Publikationen, Vorlesungen und Invited Lectures konnte 2015 weiter gesteigert werden.

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