Gefahren für Ökostrom
Der steigende Anteil von Importstrom belastet die heimische Klimabilanz.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY 11.12.2015

Gefahren für Ökostrom

Hohe Netzgebühren für heimische Stromerzeuger begünstigen Stromimporte, die seit Jahren kontinuierlich steigen.

WIEN/PARIS. Dass Bundeskanzler Werner Faymann beim Klimagipfel in Paris deutlich machte, dass ­Österreich bis 2030 seinen Strom zur Gänze aus erneuerbaren Quellen erzeugen werde, sei, so Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, ein wichtiges politisches Signal. Diesem müssten jetzt allerdings auch Taten folgen, vor allem eine entsprechende Anspassung des Ökostromgesetzes.

Besonders kritisiert Moidl die Netzgebühren, die den heimischen Stromerzeugern großen Wettbewerbsnachteile bringen.
„Netztarife und Ausgleichsenergiekosten fressen mittlerweile fast zwei Drittel unserer Stromerlöse auf”, erklärt Hannes Taubinger, Geschäftsführer der Bürgerwindrad Prellenkirchen GmbH. „Wir vermarkten unseren Strom im freien Markt, auch an Endkunden in ganz Österreich, aber bei den Kosten haben wir keine Chance gegenüber unseren Konkurrenten aus dem Ausland.”

Große Nachteile

Die aktuellen Zahlen der Statistik Austria zeigen, dass Importstrom mittlerweile auf einen Anteil von 15,5% gestiegen ist.

Dies belaste die Netze, die darauf nicht ausgelegt sind, und trage zudem auch nicht nur Finanzierung des Netzausbaus bei. Finanziell belastet werden nur die heimischen Kraftwerke. So hat allein die Windkraft in den letzten Jahren den Ausbau des vorgelagerten Stromnetzes mit gut 200 Mio. Euro bezahlt und zahlt dies durch die geltenden Netzgebühren noch einmal. Darunter leiden nicht nur die heimischen Erzeuger, sondern auch die österreichische Umweltbilanz. Denn der Stromimport kommt größtenteils aus Tschechien und Deutschland, wo der Anteil an Atom- und Kohlestrom besonders hoch ist.
„Das ist kein Ruhmesblatt für Österreich im Jahr der Klimakonferenz in Paris”, bemerkt Moidl und ergänzt: „Beim Ausbau von erneuerbaren Energien besteht dringender Handlungsbedarf, sonst wird der Stromimport noch weiter zunehmen und noch mehr heimische Kraftwerke müssen vom Netz gehen. Es reicht nicht aus, von anderen ein Engagement einzufordern. Österreich ist in hohem Maße selbst gefordert.” (red)

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