Grün und geprüft
© MPreis / Franz Oss (2)
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 15.04.2022

Grün und geprüft

Der Tiroler Lebensmitteleinzelhändler MPreis nimmt seine Elektrolyse-Anlage zur Produktion von grünem H2 in Betrieb.

WIEN / INNSBRUCK. Seit 2016 wurde geforscht und entwickelt, im März 2020 fand der Spatenstich statt, Ende März ging am Produktionsstandort des Tiroler Familienunternehmens MPreis in Völs bei Innsbruck Europas größte Single-Stack-Elektrolyseanlage in Betrieb. Sie produziert mithilfe von Ökostrom „grünen Wasserstoff”.

Für die Technologie der neuen Anlage wurde auf einen „Big Player” gesetzt, Sunfire Switzerland, einer der weltweit führenden Elektrolyseanbieter. „Wir haben bei MPreis einen 3,2 MW Druck-Alkali-Elektrolyseur installiert. Dieser stellt eine technologische Weiterentwicklung unserer bisherigen Elektrolyseure dar, die wir in industriellen Projekten auf der ganzen Welt im Einsatz haben”, sagt Sunfire-CEO Nils Aldag. „Der Elektrolyseur verfügt über einen Betriebsdruck von bis zu 30 bar und ist besonders gut für industrielle Anwendungen geeignet.”

Zertifizierte Sicherheit

Für die technische Umsetzung der Elektrolyseanlage griff MPreis auf heimische Expertise zurück und setzte unter anderem bei der Installation des Elektrolyseurs auf die Unterstützung von TÜV Austria. Der Fokus wurde hier auf sicherheitsrelevante Prozesse gelegt.

„Wichtige sicherheitstechnische Einrichtungen konnten bereits im Zuge der Projektierungs- und Errichtungsphase umgesetzt werden, wodurch die Inbetriebnahme der Elektrolyseanlage planmäßig stattfinden konnte”, sagt Peter Gredler, Projektverantwortlicher und Leiter der TÜV Austria Geschäftsstelle in Innsbruck. „Die Prüfung erfolgte aufgrund optimaler Vorbereitung vor Ort ohne Probleme und konnte rasch abgeschlossen werden.”
Pro Tag können am Standort Völs 1.300 kg Wasserstoff produziert und 700 kg vor Ort in drei Spezialtanks gelagert werden.

Drei Tanks, drei Ziele

„Der selbst erzeugte grüne Wasserstoff wird in einem ersten Schritt zum Ausgleich von Stromschwankungen im österreichischen Stromnetz beitragen”, erläutern MPreis-Geschäftsführer Peter Paul und David Mölk und verraten weitere Details zum Projekt.

Denn in weiterer Folge werde der grüne Wasserstoff auch zur Beheizung der Backöfen der Bäckerei Therese Mölk in Völs verwendet. „Ein echter Meilenstein wird die sukzessive Umstellung unserer gesamten Lkw-Flotte auf Brennstoffzellen-Fahrzeuge sein, die an unserer eigenen Tankstelle in Völs mit grünem Wasserstoff betankt werden. Damit werden wir als erstes mittelständisches Unternehmen Österreichs damit beginnen, unsere Tiroler Lebensmittelmärkte CO2-neutral und emissionsfrei zu beliefern.”
Für die neue Elektrolyseanlage am eigenen Betriebsstandort setzt MPreis auf die PAE-Elektrolyse (Pressurized Alkaline Electrolysis, alkalische Druckelektrolyse). „Diese hat sich schon lange bewährt und ist sehr zuverlässig. Wir brauchen verlässliche Lösungen, weil unsere Lkw immer fahren und die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff also laufend gewährleistet werden muss”, erklärt der Projektinitiator und Leiter von MPreis Sustainable Energy Solutions, Ewald Perwög.

Speerspitze der Entwicklung

Das Investitionsvolumen für die neue Anlage in Völs beläuft sich auf 13 Mio. €. Die Hälfte davon wurde durch Fördermittel aufgebracht. Die Wasserstoffanlage MPreis ist ein Ergebnis des EU-Projekts Demo4Grid sowie der WIVA P&G (Wasserstoff­initiative Vorzeigeregion Austria Power & Gas) HyWest und die Speerspitze der Entwicklung einer regionalen grünen Wasserstoffwirtschaft in Mitteleuropa.

Diese wird seit Jahren am Wasserstoffforschungszentrum HyWest systematisch entwickelt und im Rahmen der Codex Partnership des Green Energy Center Europe Schritt für Schritt auf- und ausgebaut. (hk)

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