Innovationstreiber und Industrie-Transformator
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 07.07.2023

Innovationstreiber und Industrie-Transformator

Technologie, Nachhaltigkeit, Menschen und Maschinen – ABB Österreich-CEO Martin Kohlmaier im Interview.

••• Von Helga Krémer

In den Bereichen Elektrifizierung und Automation, die eine nachhaltigere und ressourceneffizientere Zukunft ermöglichen, gilt ABB als das Paradeunternehmen. Die Lösungen des Technologieunternehmens verbinden technische Expertise mit Software, um die Art und Weise, wie etwas hergestellt, bewegt, angetrieben und betrieben wird, zu verbessern. Auf der Grundlage von mehr als 130 Jahren Exzellenz sind die rund 105.000 Mitarbeitenden von ABB bestrebt, Innovationen voranzutreiben, um die Transformation der Industrie zu beschleunigen. medianet bat dazu Martin Kohlmaier, Vorstandsvorsitzender ABB Österreich, zum Interview.


medianet:
Ein Thema, das CEOs weltweit umtreibt, ist die Nachhaltigkeit. Auch bei ABB?
Martin Kohlmaier: Definitiv ja. ABB verfolgt auf globaler und lokaler Ebene ambitionierte Nachhaltigkeitsziele – mit dem Grundgedanken, die Bedürfnisse von Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft in Einklang zu bringen. Wir möchten eine emissionsarme Gesellschaft ermöglichen, indem wir die Klimaneutralität im eigenen Unternehmen sicherstellen, aber auch unsere Kunden und Lieferanten dabei unterstützen, den jährlichen CO2-Fußabdruck signifikant zu verringern. Hierbei wollen wir durch den Recycling-ansatz und die Kreislaufwirtschaft ebenfalls unsere wertvollen Ressourcen bewahren.

Nicht außer Acht zu lassen ist die Förderung des sozialen Fortschritts und die Integrität und Transparenz unserer Wertschöpfungskette. Wichtig ist uns hierbei der Umgang mit unseren Mitarbeitern und Vertrags­partnern, ein nachhaltiger Diversitäts- und Inklusions-Rahmen und die Unterstützung gemeinschaftsbildender Initiativen.

 

medianet: Was tut sich bei euch in Sachen Energieeffizienz? Die Produkte und Lösungen der ABB sollten da ja voll im Trend liegen …
Kohlmaier: Bei ABB arbeiten wir stetig an Innovationen und Weiterentwicklungen von Produkten und Systemen, um diese noch energieeffizienter zu machen. Es wird darauf geachtet, dass bei den Produkten nicht nur der recycelbare Ansatz berücksichtigt wird, sondern auch entsprechend effizient produziert wird; hilfreich ist hierbei etwa die Umstellung von der Effizienzklasse IE3 auf IE4 bei den Elektromotoren im Rahmen der EU-Ökodesignrichtlinie oder dem von ABB ins Leben gerufene Energy Efficiency Movement, einem Zusammenschluss von Firmen und Stakeholdern zum Ideenaustausch, um eine effizientere Zukunft zu ermöglichen.

Neben den globalen Maßnahmen setzen wir bei ABB Österreich auch Maßnahmen an unseren lokalen Standorten, wie zum Beispiel die Errichtung einer Photovoltaikanlage, die Erweiterung unseres E-Mobility-Fuhrparks, Installationen von E-Ladestationen und Einsparungen durch energieoptimierte Gebäudeautomatisierung.


medianet:
Kann man sagen, ohne Digitalisierung gibt es keine Energieeffizienz? Bzw. etwas sanfter formuliert: Ohne digitale Lösungen ist Energieeffizienz nur schwer möglich?
Kohlmaier: Die Digitalisierung sieht ABB als einen sehr wichtigen Aspekt und investiert vermehrt in die Forschung und Entwicklung von Produkten und Lösungen, die den Kunden dabei unterstützen, die Produktion zu digitalisieren und zu automatisieren. Ein wichtiger energieeffizienter Ansatz umfasst beispielsweise die cloudbasierte Plattform ABB Ability, Remote Support und Condition Monitoring.

Durch die Digitalisierung von Anlagensteuerungen und Zustandsüberwachungen ergeben sich zahlreiche Vorteile wie reduzierte Ausfallzeiten, verringerter Wartungsaufwand, erweiterte Cybersicherheitsfunktionen und weitere. Die Energieeffizienz profitiert somit enorm durch den produktiven und zuverlässigen Einsatz von digitalisierten und automatisierten Systemen.


medianet:
Ist die Digitalisierung jetzt der Heilsbringer ‚für eh alles'?
Kohlmaier: Obwohl ich Produktivität, Energieeffizienz und Digitalisierung als sehr stark verbunden sehe, würde ich Digitalisierung nicht zwingend als Heilsbringer ‚für eh alles' bezeichnen. In gewissen Bereichen kann ein effizienteres Vorgehen erreicht werden ohne den übermäßigen Einsatz von Digitalisierung – ich denke da beispielsweise an die Aufrüstung von Anlagen mit energieeffizienteren Elektromotoren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt aus meiner Sicht ist nach wie vor Individualismus und die persönliche zwischenmenschliche Interaktion. Neben all den Vorteilen durch digitale Systeme und Lösungen darf der Faktor Mensch nicht verloren gehen.

 

medianet: Das Geschäft der ABB verlangt zweifelsohne top-ausgebildete Mitarbeitende. Wie geht die ABB mit dem etwa von der Industriellenvereinigung oft beklagten Fachkräftemangel in Österreich um?
Kohlmaier: Um am Arbeitsmarkt präsent zu sein und auch weiterhin zu bleiben, setzt ABB zahlreiche Schritte in verschiedenste Richtungen. Dies beginnt bei Kooperationen mit Bildungseinrichtungen, über Teilnahmen an Karrieremessen, Schulexkursionen an unseren Firmenstandorten und die aktive Teilnahme von ABB am Tag der offenen Tür, veranstaltet von der IV NÖ & WKO NÖ, Sparte Industrie, am Standort Wr. Neudorf. Besonders stolz sind wir auf die KiBiS-Zertifizierung, welche wir für das Engagement für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verliehen bekommen haben.

Ziel dieser Employer Branding-Maßnahmen ist die Bekanntmachung unserer Firmenphilosophie und die Attraktivität unseres Unternehmens zu steigern. Durch die aktive Unterstützung von Lehrlingswettbewerben und die Ermöglichung von HTL- und FH-Praktika bei ABB wollen wir junge Talente erkennen und fördern. Ebenso unterstützen wir unsere Mitarbeitenden darin, sich weiterzuentwickeln, um erfolgreich zu sein und ihre Karriere bei ABB entsprechend zu gestalten. Somit ist auch hier wieder der Bogen gespannt hinsichtlich der Förderung des sozialen Fortschritts und des Nachhaltigkeitsansatzes bei ABB.


medianet:
Herr Kohlmaier, Sie sind seit zwei Jahren Vorstandsvorsitzender der ABB Österreich. Welche Ziele konnten Sie bereits erreichen? Welche sind noch ­offen?
Kohlmaier: Wir verfolgen verschiedenste Zielsetzungen in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Des Weiteren ist es uns sehr wichtig, ein gutes Umfeld für unsere Mitarbeitenden zu bieten und ein attraktiver Arbeitgeber im Wandel der Zeit zu bleiben.

In den vergangenen Jahren wurden bereits zahlreiche Maßnahmen in Bezug auf eine nachhaltigere und ressourceneffizientere Zukunft umgesetzt. Neben einer Vielzahl von Employer Branding-Maßnahmen, wie unter anderen dem bezahlten Papamonat, konnte ein flexibles Homeoffice-Regulativ eingeführt werden. Am Standort Wr. Neudorf ist eine PV-Anlage in Umsetzung, und der E-Mobility Fuhrpark wird stetig erweitert.
Ich bin dankbar über das bisher Erreichte. Wir werden uns jedoch weiterhin stetig für eine nachhaltige und ressourcenschonende Zukunft einsetzen, um die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen nachhaltig zu sichern.


medianet:
Was zur Schlussfrage führt – was wünschen Sie sich?
Kohlmaier: Mein Wunsch wäre, dass unsere zahlreichen Nachhaltigkeitsmaßnahmen auch Einfluss auf das Tun und Handeln in unserem privaten Umfeld haben und damit einen Beitrag zu einer ressourcenschonenden Gesellschaft leisten.

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