Kreativität, gepaart mit ­Innovationsfähigkeit
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 22.04.2022

Kreativität, gepaart mit ­Innovationsfähigkeit

Weltweit wird wieder mehr erfunden. Österreich bleibt solide auf Platz 14 – und Borealis ist die „Patenteprima”.

••• Von Helga Krémer

MÜNCHEN. Beim Europäischen Patentamt (EPA) wurden 2021 188.600 Patentanmeldungen eingereicht. Dies entspricht einem Wachstum von 4,5% im Vorjahresvergleich und bedeutet zugleich einen neuen Rekordwert. Der vom EPA veröffentlichte Patent Index 2021 zeigt bei der Anzahl der Patentanmeldungen nach dem leichten Rückgang 2020 (–0,6%) eine kräftige Erholung.

Die Zahl der Patentanmeldungen – ein Frühindikator für die Investitionen von Unternehmen in Forschung und Entwicklung – stieg in neun der zehn anmeldestärksten Technologiefeldern, wobei Digitale Kommunikation und Computertechnik das stärkste Wachstum verzeichneten.
„Die starke Nachfrage nach Patenten im vergangenen Jahr zeugt weiter von robuster Innovationsfähigkeit”, sagte EPA-Präsident António Campinos. „Dies unterstreicht die Kreativität und Widerstandsfähigkeit von Erfindern in Europa und weltweit. Sie haben mehr Patent­anmeldungen eingereicht, und das starke Wachstum in Digitaltechnologien zeigt eindrücklich, dass sich die digitale Transformation branchenübergreifend und über verschiedene Sektoren hinweg vollzieht.”

Boomende Kategorien

Der Sektor digitale Kommunikation (+9,4% im Vergleich zu 2020) hat die Medizintechnik (+0,8%) als größtes Technologiefeld im vergangenen Jahr abgelöst. Computertechnik war das drittstärkste Gebiet und verzeichnete das größte Wachstum (+9,7%) unter den zehn führenden Technologiefeldern. Die verwandten Bereiche audiovisuelle Technologie (+24%) und Halbleiter (+21%) vollzogen einen ungewöhnlich starken Anstieg, wenn auch von einem geringeren Level aus. Der starke Zuwachs bei Patentanmeldungen in digitalen Technologien zeigt die fortschreitende digitale Transformation.

Arzneimittel (+6,9%) und Biotechnologie (+6,6%) wiesen ebenfalls erneut sehr starke Patentaktivitäten auf, was die rege Erfindungstätigkeit bei Impfstoffen und anderen Bereichen des Gesundheitswesens verdeutlicht.
Die fünf aktivsten Ursprungsländer von Patentenmeldungen waren 2021 erneut die USA mit rund 25% aller Anmeldungen, gefolgt von Deutschland (14%), Japan (11%), China (9%) und Frankreich (6%). Insgesamt ist die Anmeldetätigkeit stark auf einige wenige Länder konzentriert, wobei 64% der europäischen Patentanmeldungen 2021 aus fünf Ländern stammten und die 20 anmeldestärksten Länder 95% des Gesamtaufkommens auf sich vereinten. Global betrachtet, liegt Österreich mit seinen 2.317 Patentanmeldungen (+0,5%) an 14. Stelle.

Blick auf einzelne Länder

Wachstumstreiber der Patent­anmeldungen beim EPA im Jahr 2021 waren vor allem Anmeldungen aus China (+24% im Vergleich zu 2020) und den USA (+5,2%). Insbesondere die Patent­anmeldungen chinesischer Unternehmen verzeichneten einen weiterhin steilen Anstieg und haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als vervierfacht. Anmeldungen aus Südkorea stiegen 2021 ebenfalls (+3,4%), während Japan einen leichten Rückgang (–1,2%) bei den Anmeldungen hatte.

Die Zahl der Patentanmeldungen aus den 38 Mitgliedsstaaten der Europäischen Patentorganisation erhöhte sich auch im vergangenen Jahr (+2,8%), allerdings ging ihr Anteil am gesamten Anmeldeaufkommen beim EPA relativ gesehen weiter zurück und fiel von 50% im Jahr 2013 auf nunmehr 44% im Berichtsjahr.
Was jedoch nicht bedeutet, dass in Europa weniger Patente angemeldet werden; der Rückgang ist vielmehr der Tatsache geschuldet, dass immer mehr Akteure außerhalb Europas, insbesondere aus Asien, den Schutz ihrer Erfindungen auf dem europäischen Markt anstreben.

Trends in Europa

Die führenden europäischen Anmeldeländer Deutschland (+0,3%) und Frankreich (–0,7%) blieben im Wesentlichen stabil, genauso Österreich mit einem Plus von 0,5%. Anmeldungen aus Großbritannien gingen weiter leicht zurück (–1,2%).

Die meisten europäischen Länder kehrten 2021 zu Wachstum zurück, wobei Patentanmeldungen aus Schweden (+12%), Finnland (+11,2%), Dänemark (+9,2%), Spanien (+8,9%), Italien (+6,5%), der Schweiz (+3,9%), Belgien (+3,3%) und den Niederlanden (+3,1%) deutlich stiegen.
Auch Länder mit niedrigerem Patentvolumen (unter 1 000 Anmeldungen) wie die Türkei (+21%), Portugal (+13,9%) und Polen (+12,8%) verzeichneten ein markantes Wachstum. Bei den Patentanmeldungen pro Kopf führen erneut die Schweiz – diese mit respektablen Abstand–, Schweden, Dänemark, die Niederlande und Finnland das Länderranking an. Österreich rangiert am 7. Platz, vor Belgien, Israel und Irland.

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