••• Von Helga Krémer
Die Nerven so einiger Unternehmerinnen und Unternehmer waren zuletzt bekanntermaßen einigen Belastungen ausgesetzt. Die Nachwehen der Coronapandemie, Energiepreise in absurden Höhen, damit einhergehend eine Inflation, die sich gewaschen hat und – um es milde auszudrücken – geopolitische Spannungen; samt und sonders globale Herausforderungen, die Unternehmen weltweit zwangen – und nach wie vor zwingen –, ihre Geschäftsmodelle und Prozesse zu überdenken und neue Wege zu finden.
Risiken entgegenwirken
Wie es ihnen dabei geht, hat EY in der globalen Umfrage „CEO Outlook Pulse Survey 2022”, durchgeführt von Longitude Research Limited, einem Unternehmen der Financial Times, herausgefunden. So sagen 95% der CEOs, in den nächsten zwei Jahren ihre Unternehmensstrategie radikal ändern zu wollen, um aktuellen Risiken entgegenzuwirken.
„Über die Grenzen blicken”
„Die wirtschaftliche Landschaft hat sich in den letzten 24 Monaten neu gezeichnet, und es stehen weitere Veränderungen bevor”, kommentiert Gunther Reimoser, Managing Partner bei EY Österreich, die Ergebnisse. „CEOs sind auf der Suche nach Möglichkeiten, um langfristiges Wachstum zu erzielen, und sehen Fusionen und Übernahmen nach wie vor als wichtige Methode zur Förderung dieser Wachstumsstrategien an – erworbene Unternehmen sollen die operativen Fähigkeiten und die Innovationskraft stärken. Für österreichische Betriebe bedeutet das, einerseits selbst über Landesgrenzen hinauszublicken und sich andererseits auch zeitgleich attraktiv auf dem Heimmarkt zu positionen.”
Die aktuelle EY-Umfrage ergab auch, dass mehr als vier von zehn (43%) Verantwortlichen ein Anhalten oder Wiederauftreten von Störungen im Zusammenhang mit Covid-19 – einschließlich neuer Lockdowns und Druck auf die Lieferketten – als größtes Risiko für ihr Unternehmen sehen.
Inflation nicht so tragisch
„Ein gutes Drittel (35%) der Befragten nennt geopolitische Spannungen und 43% die Inflation als Risiken für das Wachstum; 69% gehen davon aus, dass die hohe Inflation die Leistung und das Wachstum ihres Unternehmens negativ beeinflussen wird, jedoch nur 16% bezeichnen die Inflation als größte Bedrohung für Einnahmen und Gewinnspannen ihres Unternehmens.
Für 95% der CEOs führen nicht nur die Coronapandemie und die anhaltenden Veränderungen der letzten Monate, sondern auch geopolitische Spannungen zu Änderungen der Investitionspläne und -tätigkeiten.
Investitionen: bitte warten
„CEOs blicken auf eine Weltwirtschaftslage, die sie seit vielen Jahren nicht mehr erlebt haben”, so Reimoser. „Die Schwere der zugrundeliegenden Risiken mag je nach Region oder Branche variieren, aber es ist klar, dass die Unternehmen mit einem wirtschaftlichen und geopolitischen Sturm konfrontiert sind. Nun gilt es, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um diese Risiken abzumildern und zu versuchen, das Unternehmen mit festem Steuer zu manövrieren – selbst wenn einige Herausforderungen außerhalb der Kontrolle liegen.” Die länderübergreifenden politischen Unruhen führen dazu, dass 43% der befragten Führungskräfte geplante Investitionen aufschieben, bis sich die Lage verbessert.
Verlagerung und Rückzug
Vier von zehn rekonfigurieren die Lieferketten ihres Unternehmens (40%) und verlagern Betriebsanlagen (39%), während fast ein Drittel der Befragten sich aus bestimmten Märkten zurückzieht (30%) oder geplante Investitionen ganz stoppt (29%).
Fusionen und Übernahmen
Jeder zweite (52%) plant im nächsten Jahr eine Akquisition. Wiederum 40% planen, an allen Fronten aktiv zu werden – das heißt, Akquisitionen und Veräußerungen umzusetzen, neue Joint Ventures zu gründen oder strategische Allianzen einzugehen.
Was die nächste geplante Transaktion betrifft, so gab ein Fünftel (21%) an, in ein Unternehmen in der Frühphase investieren zu wollen, um das bestehende Portfolio zu erweitern und Zugang zu neuen Talenten zu erhalten. Nur 15% Prozent wollen ein Unternehmen in einem angrenzenden Sektor erwerben, um neue Wachstumsmöglichkeiten zu erschließen.