Miese Geschäftslage, trübe Zukunftsaussicht
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 13.12.2024

Miese Geschäftslage, trübe Zukunftsaussicht

Die Stimmung ist bei Österreichs Unternehmen laut aktuellem EY Mittelstandsbarometer im Keller.

••• Von Helga Krémer

Österreichs Unternehmen stehen vor enormen Herausforderungen aufgrund einer anhaltend schwachen Konjunktur: Der Anteil der Betriebe, die ihre Geschäftslage positiv einschätzen, ist seit Jahresbeginn deutlich um zehn Prozentpunkte gesunken – von 82 auf nur noch 72%, so die aktuelle Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, für die über 500 Verantwortliche von mittelständischen, nicht kapitalmarkt-orientierten Unternehmen mit 30 bis 2.000 Mitarbeitenden in Österreich befragt wurden

Besonders alarmierend sei der massive Rückgang bei jenen, die ihre Situation als rundum zufriedenstellend bewerten, mit einem Einbruch von 13 Prozentpunkten auf lediglich nur noch 41%. Gleichzeitig bewerte über ein Viertel (28%) der Befragten die eigene Geschäftslage aktuell als negativ – ein hoher Wert, der zuletzt zu Beginn des Jahres 2021 erreicht wurde, als die Covid-19-Pandemie die Wirtschaft schwer belastete.

Pessimisten überwiegen

Trotz minimaler Lichtblicke erwarten weiterhin viele Unternehmen eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage (19%). Die Konjunkturerwartungen bleiben ebenfalls düster: Nur magere 19% der befragten Unternehmen rechnen in den kommenden sechs Monaten mit einer Verbesserung der allgemeinen Wirtschaftslage in Österreich. Dagegen erwarten 39% eine Verschlechterung, was mehr als doppelt so viele sind wie die wenigen Optimisten.

„Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass Unternehmen in Österreich akut unter den herausfordernden wirtschaftlichen Bedingungen leiden. Dennoch sind viele Unternehmen nach wie vor robust und anpassungsfähig”, erklärt Erich Lehner, Partner und Verantwortlicher für den Mittelstand bei EY Österreich, und betont: „Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, den Fokus auf Innovation und Effizienz sowie kurzfristig auf Working Capital Management und die Sicherstellung ausreichender Liquidität zu legen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Unsere Unternehmen haben in der Vergangenheit schon oft ihre Resilienz unter Beweis gestellt und werden auch diese Phase meistern.”

Positiv gestimmte Sektoren

Die Geschäftslage zeigt im Branchenvergleich weiterhin deutliche Unterschiede: Im Gesundheitssektor sind aktuell 61% der befragten Unternehmen uneingeschränkt zufrieden mit ihrer Geschäftslage. Auch im Tourismus bewertet über die Hälfte der Betriebe (54%) ihre Lage als positiv, gefolgt von den Bereichen Soziales, Wissenschaft und Bildung mit 51%.

Am wenigsten zufrieden sind Unternehmen im Bereich Handel und Konsumgüter, wo lediglich 24% ihre Geschäftslage als gut einschätzen. Auffällig ist auch, dass kleinere Betriebe mit Jahresumsätzen von weniger als zehn Mio. € ihre Geschäftslage derzeit häufiger positiv bewerten als größere.
Die Einschätzungen zur Geschäftslage in den kommenden Monaten variieren leicht zwischen den Branchen: Im Tourismussektor erwarten 27% der befragten Unternehmen eine Verbesserung ihrer Geschäftslage, und auch in der Industrie gehen 23% von einer positiven Entwicklung aus. Besonders bemerkenswert ist die Aufholjagd im Bereich Soziales, Wissenschaft und Bildung; hier erwarten inzwischen 19% der Unternehmen eine Verbesserung – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, als nur neun Prozent optimistisch waren.

Allgemeine Zurückhaltung

Trotz leichter Erholungstendenzen in den Konjunkturerwartungen zeigt sich, dass viele Unternehmen weiterhin vorsichtig agieren und größere Investitionen scheuen. Lediglich 13% der befragten Unternehmen planen, ihre Gesamtinvestitionen im kommenden Halbjahr zu erhöhen. Gleichzeitig geben 16% an, weniger investieren zu wollen als zuletzt.

„Damit ist für die erste Jahreshälfte 2025 nur mit geringen Investitionsimpulsen zu rechnen. Zum zweiten Mal seit Jahresbeginn 2023 zeigt die Investitionsdynamik damit einen negativen Trend, was darauf hindeutet, dass die Investitionen in österreichischen Unternehmen in den kommenden sechs Monaten eher rückläufig verlaufen werden. Eine derart niedrige Investitionsbereitschaft war zuletzt in der Zeit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 zu beobachten”, sagt Lehner.
Auch bei den Beschäftigungsplänen zeige sich ein differenziertes Bild: 23% der Betriebe in Österreich planen, in den kommenden Monaten zusätzliches Personal einzustellen – ein leichter Anstieg gegenüber den beiden vorherigen Befragungen, bei denen jeweils 21% eine Aufstockung des Personals vorgesehen hatten. Der Anteil der Unternehmen, die Stellen abbauen wollen, bleibt jedoch mit 18% auf dem hohen Niveau vom Jahresbeginn 2024. Nur fünf Prozent der Betriebe planen, zusätzliche Stellen zu schaffen.

Größte Wachstumsbremse

Wie in den Vorjahren bleibt der Fachkräftemangel das größte Problem der heimischen Unternehmen. Zwei von drei geben an, dass der Mangel an qualifiziertem Personal aktuell die größte Gefahr für die Entwicklung des eigenen Betriebs darstellt (67%). Danach folgen eher akute Herausforderungen wie die drohende Rezession (65%), die hohe Inflation (62%), hohe Energiepreise (61%) sowie die hohen bzw. volatilen Rohstoffpreise (56%).

„Es gibt kaum einen Sektor des österreichischen Arbeitsmarkts, der momentan nicht in Personalnot ist. Die Problematik hat sich in den letzten Jahren immer mehr verschärft, über ein Drittel der befragten Unternehmen erleiden durch fehlende Fachkräfte auch Umsatzeinbußen. Das bremst die Wirtschaftsdynamik ordentlich ab”, so Lehner. Auch stoße die nationale Standortpolitik auf wenig Zustimmung – nur 13% bewerten sie positiv. Dabei könne die Politik wenig tun, außer den Unternehmen den nötigen Freiraum zu geben, den sie brauchen – Regulierungen dürften nicht überborden –, und für positive Stimmung zu sorgen.

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