Möbel, Ski & Co. kratzen an den acht Milliarden
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Paul Christian Jezek 22.06.2018

Möbel, Ski & Co. kratzen an den acht Milliarden

Die österreichische Holzindustrie konnte ihr Produktionsvolumen im Jahr 2017 um immerhin 2,2 Prozent auf 7,87 Mrd. Euro steigern.

••• Von Paul Christian Jezek

Die nachhaltige Verwendung von Holz ist klimapolitisch sinnvoll, und die Eigenschaften von Holzprodukten überzeugen in vielen Anwendungsbereichen.

„Holz liegt voll im Trend, und wir sind mit dem Jahresergebnis insgesamt zufrieden”, sagt Fachverbandsobmann Erich Wiesner.
Zur heimischen Holzindustrie zählen 1.350 Betriebe mit zusammen mehr als 26.200 Beschäftigten. Den größten Anteil machen die Sägewerke aus, weiters zählen die Bereiche Bau, Möbel, Platte und Ski zur vielfältigen Holzindustrie.
Charakteristisch sind ein über Jahrzehnte stabiles Beschäftigungsniveau und eine starke Exportorientierung der überwiegend mittelständischen Betriebe, die sich hauptsächlich in Familienbesitz befinden.

Auf den Rohstoff kommt es an

Die heimische Sägeindustrie ist ein großer und sehr erfolgreicher Industriebereich mit mehr als 1.000 aktiven Betrieben mit rund 6.000 Beschäftigten.

Rund 80% der in Österreich manipulierten festen Biomasse Holz laufen über die Sägeindustrie, die damit das Rückgrat für die Holzbranche bildet. Viele Sägewerke haben eine Erhöhung der Wertschöpfung und eine Erweiterung des Produktportfolios erreicht. In der Sägeindustrie ist nach Jahren der Reduktion das dritte Jahr in Folge wieder eine deutliche Aufwärtstendenz zu erkennen. Die Schnittholzproduktion lag bei 9,6 Mio. m3 und somit wieder über dem Durchschnittsniveau der letzten zehn Jahre.
Gerade in Zeiten des Klimawandels hat die Zusammenarbeit nach den Rekordkäfer­kalamitäten in Teilen Österreichs zwischen Holzindustrie, Forstexperten und Waldbesitzern hervorragend funktioniert. Jetzt gilt es aber, diese Zusammenarbeit weiter zu forcieren und die Abläufe zu vereinfachen – etwa durch die gezielte und vereinfachte Einrichtung von Zwischenlagern sowie verbesserte Transport und Logistikmaßnahmen.
„Durch die guten Prognosen und Rahmenbedingungen wird auch das Investitionsklima gestärkt”, erklärt Herbert Jöbstl, Vorsitzender der österreichischen Sägeindustrie. „Sowohl in die Wertschöpfungstiefe als auch in die Erweiterung von Trocknungskapazitäten wird investiert.” Renommierte Architekten haben den Baustoff Holz für sich entdeckt; weltweit werden derzeit spektakuläre Bauten aus Holz errichtet – großteils mit österreichischem Know-how.

Rohstoffmobilisierung

„Gerade in Zeiten der extremen Wetterkapriolen muss die Holzbranche zusammenhalten”, fordert Erlfried Taurer, Obmann-Stellvertreter des Fachverbands der Holzindustrie. Die Holzindustrie habe auch 2017 gezeigt, dass sie ein sicherer Abnehmer der heimischen Rundhölzer ist.

Taurer: „Leider ist Rohstoffknappheit für eine international hochkompetitive Holzindustrie keine Option – daher müssen wir gemeinsam mit der Unterstützung von Forstexperten und Waldbesitzern an der Rohstoffmobilisierung weiterarbeiten.
Mit dem politischen Willen sind wir auf dem besten Weg zu einer Vorzeigebranche, die als moderne Industrie auch keinen Abfall kennt.”

Zwei witzige Geschäftsideen

1. Die Herstellung von Sonnenbrillen aus Holz ist die Spezialität des Einpersonen- und Start-up-Unternehmers Daniel Haas mit seiner Firma Wicked e. U. in Atzelsdorf, Bezirk Mistelbach.

Haas arbeitet mit Anbietern von 3D-Druck und Lasercuttern zusammen. „Wenn ich einen Prototypen zur Manufaktur senden kann, erleichtert das die Produktion dort ungemein, und man kann viel schneller die Serienreife erzielen.”
Vertrieben werden die Holz-Sonnenbrillen über den Versandhandel, im „Ladenraum” in Wolkersdorf sowie in einem Shop in Tirol, wo Haas noch weitere Vertriebspartner sucht.
2. Hölzerne BHs zimmert der Drechsler Michael Keller aus Harmannsdorf im Bezirk Korneuburg. „Sie sind natürlich nicht für Damen gedacht, obwohl das hölzerne Kleidungsstück vor Grapschern optimal schützen könnte.”
Die BHs werden als Gag auf Faschingsveranstaltungen oder einfach nur als Scherzartikel gekauft.

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