Paket überholt Brief
© Österreichische Post / Christian Stemper
Erstmals in der Geschichte der Post ist das Geschäftsfeld Brief nicht mehr auf Platz 1. Es wurde – knapp, aber doch – von Paket & Logistik verdrängt.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 18.03.2022

Paket überholt Brief

Nach einem durchwegs zufriedenstellenden Jahr rechnet die Österreichische Post heuer mit einem ungleich schwereren.

WIEN. Auf das Jahr 2021 kann der österreichische Postfuchs sehr zufrieden zurückblicken. Das Umfeld im nationalen und internationalen Brief- und Paketgeschäft habe sich nach einem pandemiebedingt schwierigen Jahr 2020 durchwegs verbessert: „Wir konnten sowohl die Sicherheit unserer Belegschaft und die Leistungsfähigkeit unserer Logistik gewährleisten als auch die Ertragskraft unseres Unternehmens steigern”, sagt Generaldirektor Georg Pölzl.

Der Konzernumsatz erhöhte sich 2021 um 14,9%, wobei 5,7% auf organisches Wachstum zurückzuführen sind und der weitere Teil auf die Vollkonsolidierung der türkischen Tochtergesellschaft Aras Kargo.
Nach den starken pandemiebedingten Impulsen im Paketgeschäft in den ersten drei Quartalen war im vierten Quartal eine Konsolidierung zu verzeichnen – der Paketumsatz erhöhte sich im vierten Quartal 2021 lediglich um 0,9% gegenüber der Vorjahresperiode. Auch 2021 wieder erkennbar: Rückläufige Volumen an Brief- und Werbesendungen bei gleichzeitigem Zuwachs von Paketmengen, diese wiederum korrelierend mit den Lockdown-Situationen des stationären Handels.

Logistik legt zu

Ein Blick auf die Divisionen des Konzerns zeigt für 2021 ein Novum bei der Umsatzverteilung: Mit 49,0% hat die Division Paket & Logistik mittlerweile den größten Anteil am Konzernumsatz der Österreichischen Post, gefolgt von der Division Brief & Werbepost mit 48,1% und der Division Filiale & Bank mit 2,9%.

Der Paketumsatz erhöhte sich 2021 um 36,4% auf 1.245,7 Mio. €, das organische Wachstum betrug dabei 14,2%. Maßgeblich dazu beigetragen hat sowohl die türkische Tochtergesellschaft Aras Kargo als auch ein starkes Geschäft in Österreich sowie in Südost- und Osteuropa.
Die Division Brief & Werbepost bekam mit einem Umsatz von 1.224,2 Mio. € (+0,1%) ein rückläufiges Briefvolumen sowie weiterhin schwierige Rahmenbedingungen der Werbe- und Medienpost – Stichwort Lockdown-Maßnahmen des Handels – zu spüren. Die Umsatzerlöse der Division Filiale & Bank verbesserten sich um 10,8% auf 74,7 Mio. €.

Schöne Zahlen

Auch die Ergebnissituation spiegelt die verbesserte Umsatzlage wider: Das EBITDA erhöhte sich auf 370,4 Mio. € (+22,3%) und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 27,5% auf 204,7 Mio. €. Das Periodenergebnis legte um 37,4% auf 158,4 Mio. € zu.

Das Ergebnis je Aktie kommt auf 2,25 €, der Hauptversammlung am 21. April werde daher eine Dividende in Höhe von 1,90 € je Aktie vorgeschlagen, heißt es aus dem Post-Vorstand.
Für das Geschäftsjahr 2022 sei aus heutiger Sicht mit herausfordernden Rahmenbedingungen zu rechnen. Bereits 2021 kam es zu Verzögerungen in der globalen Wertschöpfungskette und steigenden Inflationszahlen, aber auch zu einem Druck auf die türkische Lira. Die nun hinzukommenden politischen Ereignisse bedeuten für die Bevölkerung und Unternehmen Europas große Herausforderungen: „Die Kriegshandlungen in der Ukraine machen uns zutiefst betroffen. Das menschliche Leid stellt alle anderen Auswirkungen in den Schatten”, so Pölzl.

Es wird ein schwieriges Jahr

Zwar würden keine direkten Auswirkungen auf die Post erwartet, wohl aber indirekte: Die steigende Inflation mit ihren Anstiegen bei Energie und Rohstoffen wird sich verfestigen und könnte somit negative Effekte auf das weitere Konsumverhalten haben. Bei der Post-Tochter bank99 wird mit negativen Effekten in Form von Zahlungen im Rahmen der Banken-Einlagensicherung gerechnet.

Trotz der sich abzeichnenden Unbillen peilt die Österreichische Post einen möglichst stabilen Umsatz an und ein EBIT, das wieder nahe an das Niveau des Vorjahres heranreicht. (hk)

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