Köngen. Industrie 4.0 löst quasi auf Knopfdruck die Komplexitätsprobleme der Unternehmen und bringt automatisch mehr Produktivität, Konkurrenzfähgikeit und wirtschaftlichen Erfolg – klingt ebenso einfach wie es auch falsch ist. „Es reicht ja auch nicht aus, in ein Mittelklasseauto einen Hochleistungsmotor einzusetzen, um daraus einen Sportwagen zu machen”, zieht Ulrich Frenzel, Business Unit-Leiter der Unternehmensberatung Staufen AG, einen bildhaften Vergleich, um die Problematik zu verdeutlichen. Denn um die höhere Leistung dann auch tatsächlich auf die Straße zu bringen, müssen auch Getriebe, Fahrwerk und Bremsen entsprechend angepasst werden.
Umgemünzt auf Industrie 4.0, bedeutet das, dass neben der Vernetzungstechnologie vor allem effiziente Entwicklungs- und Fertigungsprozesse notwendig sind, um das unbestrittene Potenzial der intelligenten Fabrik wirklich zu heben. So lässt sich etwa die strategische Planung von Projekten und Produkten nicht automatisieren. Und allein der Datenaustausch zwischen Maschinen und Werk-stücken führt nicht zwingend dazu, dass bisher weitgehend getrennt agierende Abteilungen enger zusammenarbeiten oder Manager einen kommunikativeren Führungsstil pflegen.
Faktor Mensch
In der Umfrage zu dem von der Staufen AG heuer erstmals erstellten Deutschen Industrie 4.0-Index gaben zwar 80% der Unternehmen an, dass sie sich von der vernetzten Fabrik vor allem positive Effekte auf Flexibilität und Termintreue erwarten, aber nur 27% haben sich konkret mit möglichen Smart-Factory-Projekten beschäftigt. Das lässt vermuten, dass man sich dem Thema offenbar noch nicht ausreichend gewachsen fühlt. Nach Meinung von Wilhelm Goschy, Vorstand der Unternehmensberatung Staufen AG, ist das allerdings ein Trugschluss: „Viele Führungskräfte haben noch nicht realisiert, dass sie bereits entscheidende Vorarbeiten in Richtung Industrie 4.0 erledigt haben. Denn das Fundament für die smarte Fabrik bilden effiziente Prozesse in Produktion, Entwicklung und Verwaltung. Lean Management und Digitalisierung gehören zusammen.” Wie diese Basis für den nächs-ten Entwicklungsschritt zur Smart Factory weiter gefestigt und ausgebaut werden kann, damit beschäftigt sich der Best Practice Day der Staufen AG vom 8. bis 10. Juni: Hochrangige Experten präsentieren Benchmark-Beispiele aus Produktion, Qualität, Entwicklung, Personal, Administration und Management, zusätzlich gibt es Workshops und Fach-foren. Weiter wird die Studie „Industrie 4.0 – wie Lean und I 4.0 gemeinsam Lösungen schaffen” vorgestellt. Anmeldungen sind online unter www.best-practice-day.com möglich. www.staufen.at