Tipps & Tricks fürs Reich der Mitte
© Inverto/Immo Fuchs Fotografie
Minrui Ji ist General Manager von ­Inverto China und verantwortet u.a. Projekte zur Kosten­optimierung mit dem Schwerpunkt auf China Sourcing. [email protected]
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 18.11.2016

Tipps & Tricks fürs Reich der Mitte

Wie man im Umgang mit chinesischen Lieferanten gleichbleibende Qualität sicherstellt.

GUANGZHOU. Chinas wichtigste Exportmesse, „Canton Fair”, bot in den vergangenen Wochen vielen Firmen die Chance, Innovationen und neue Lieferanten zu finden. Inzwischen verfügen viele Unternehmen über langjährige Erfahrungen beim China Sourcing, die meisten sind mit ihren Lieferanten auch sehr zufrieden. Allerdings gibt es weiter Nachholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit, Qualitätssicherung und Verlässlichkeit.

Europäische und amerikanische Unternehmen aus den Branchen Automotive, Anlagentechnik, Chemie und Konsumgüter gaben in einer Umfrage der WHU – Otto Beisheim School of Management in Kooperation mit Inverto an, dass ihre chinesischen Lieferanten häufig nicht das notwendige Wissen und die Erfahrung für das jeweilige Projekt mitbringen. Ein weiteres Problem stellen auch die ­unterschiedlichen Mentalitäten dar.
„Es kommt immer wieder vor, dass Anforderungen falsch verstanden und Aussagen anders interpretiert werden”, erklärt Minrui Ji, General Manager von Inverto China.

Drei strategische Ansätze

Die WHU hat Methoden definiert, um die Zusammenarbeit mit chinesischen Lieferanten zu verbessern und auf zufriedenstellendes Niveau zu bringen:
• „Transplanting Strategy”: Im Vordergrund steht dabei die Entwicklung des Lieferanten mit dem Ziel, bei ihm das notwendige Know-how aufzu­bauen.  Dazu gehört eine unmissverständliche Spezifikation der Produkte; dafür ist es hilfreich, DIN- und ISO-Normen in chinesische Standards zu übersetzen und einen gemeinsamen Workshop zu veranstalten, in dem Samples zur Visualisierung und Verdeutlichung vorgestellt werden.
• „Bridging Strategy”, um die Beziehung zu verbessern und eine proaktive Kooperation zu fördern. Als Ausgangslage ist ein gemeinsames Verständnis über das zu erreichende Ziel unerlässlich. Ein Projektmitarbeiter, der in beiden Kulturen zu Hause ist, kann den Lieferanten emotional und kommunikativ „abholen” und eine Brücke zwischen den beiden Kulturen schlagen. „Eine österreichische Firma hat in China Alurohre eingekauft”, bringt Minrui Ji ein Praxisbeispiel. „Im Rahmen eines Projekts von Inverto wurde bei der Überprüfung der Prozesse beim Lieferanten festgestellt, dass er nicht dieselben Prüfwerkzeuge besitzt wie der Auftraggeber und somit die be­-nötigte Qualität nicht adäquat überprüfen konnte.” Um diese in Zukunft zu gewährleisten, hat sich der Lieferant verpflichtet, das Prüfwerkzeug anzuschaffen und seine Qualitätssicherungsprozesse und -methodik analog zu denen des Auftraggebers zu gestalten. „Um die Implementierung sicherzustellen, wurde ein vom Auftraggeber geschulter Projektmitarbeiter ins Werk nach China geschickt, der die Methodik zum Qualitäts­sicherungsprozess erklärt und die entsprechenden Handgriffe gezeigt hat”, sagt Ji. Dafür wurde ein chinesischer Mitarbeiter gewählt, der sich in beiden Kulturen auskennt und beide Seiten gleichermaßen versteht.
• „Intervention Strategy”; Besonders bei komplexen Produkten ist es oft unerlässlich, sich aktiv in die Prozesse des Lieferanten einzuschalten. In der Praxis sollte demnach ein Mitarbeiter ständig in China vor Ort sein, um den Produktionsprozess zu überwachen und den Lieferanten zu coachen. Dadurch kann bei einem Qualitätsproblem schneller eingegriffen werden.

Unterm Strich

„Bei der Kommunikation mit chi­nesischen Lieferanten ist es wichtig, einen Experten einzusetzen, der sich mit deren Gepflo­-genheiten auskennt”, rät Minrui Ji. „So signalisieren österreichische Firmen Verständnis und Offenheit für die chinesische Kultur. Darauf kann eine vertrauensvolle Partnerschaft aufgebaut werden, die mithilfe der richtigen Strategie nachhaltige Qualität garantiert.” (red)

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