••• Von Paul Christian Jezek
LINZ. Das erste wichtige Handlungsfeld für Industrie 4.0 ist die Integration sowohl entlang der Wertschöpfungskette wie auch innerhalb des Unternehmens über Soft- und Hardware-Hierarchien hinweg.
„In unserem speziellen Fall als MES-Anbieter bedeutet das, dass wir für eine optimale Performance auf die Grobplanungsdaten eines übergeordneten ERP aufbauen”, erklärt Bernhard Falkner, Geschäftsführer von Industrie Informatik. „Die von uns generierten Informationen müssen lückenlos und bedarfsgerecht retourniert werden, um echten Mehrwert zu schaffen.”
Im Idealfall erfolgt die Kommunikation unterstützt durch Standards wie OPC-UA.
Handlungsfeld „Daten”
Ein breites Spektrum von Produktions- über Maschinen-, Personen- und Prozess- bis hin zu Produktdaten hat verschiedenste Ursprünge und Einsatz-gebiete.
Die daraus resultierenden Möglichkeiten im Industrie 4.0-Umfeld lassen sich anhand eines voll automatisierten Produktionsprozesses am Beispiel einer Radfelge schön veranschaulichen: Den Beginn macht ein Fertigungsauftrag inklusive Vorgabewerte aus dem ERP, der an das MES übergeben wird.
Der im ersten Arbeitsgang entstandene Rohling wird nach einem Check mittels Röntgengerät in Form und Größe erkannt, einem bestimmten Felgentyp zugeordnet und mit einer eindeutigen Seriennummer versehen. Die Felge wird anschließend – erneut automatisch – einem Produktionsauftrag zugeordnet, und die Einstelldaten an den Arbeitsplatz übergeben. In der Folge werden, bezogen auf die Seriennummer der Felge, Ist-Prozessdaten zu jedem Arbeitsplatz gespeichert und an die Folge-Arbeitsplätze weitergegeben, wo sie sich auch auf die Einstelldaten der Maschinen auswirken können. Das alles erfolgt in einem voll automatisierten Ablauf, in dem Daten einerseits als Basis für weitere Arbeitsschritte dienen und andererseits aus diesen Bearbeitungsprozessen generiert werden.
Benutzer-Interaktion
Voll automatisierte Abläufe wie das Felgenbeispiel haben zur Folge, dass sich der Produktionsmitarbeiter nicht mehr um manuelle Standardabläufe wie Rüstvorgänge und Einstellwerte kümmern muss.
Das heißt auch, dass manuell ausgelöste Rückmeldungen nicht notwendig sind und daher auch nicht gemacht werden; dementsprechend wichtig ist es also, Ergebnisse und Kennzahlen aus diesen Prozessen kontextorientiert und übersichtlich darzustellen und für weitere Benutzerinteraktionen aufzubereiten. Falkner: „Wearables wie die oft genannten Datenbrillen werden hier in Zukunft noch viele weitere Möglichkeiten und Anwendungsfelder eröffnen.”
Ein Feinplanungstool muss Daten in Echtzeit liefern und berücksichtigen, um die nötige Flexibilität zu gewährleisten. Als Ergebnis entstehen optimierte Rüstzeiten, verringerte Durchlaufzeiten, etc. Falkner: „Der Mensch als Planer und schlussendlich als letzte Instanz im Planungsprozess ist und bleibt dabei der zentrale Dreh- und Angelpunkt in der Fertigung!”
Unverzichtbare Grundlage auf dem Weg zu Industrie 4.0 ist eine klare, ausdefinierte digitale Strategie. Dabei bauen Umsetzungen häufig auf folgendes Schema auf: Man verkauft dem Kunden nicht mehr länger ein Produkt, man bietet ihm vielmehr den Service und den Nutzen, der damit verbunden ist. Man entbindet den Kunden von den Sorgen, die er hinsichtlich Wartung, Service, Betriebsmitteln, also dem gesamten Umfeld um das Produkt, hat und ermöglicht ihm die Freilegung neuer Ressourcen – vereinfacht gesagt, man bietet einen wahren Mehrwert.
Aus dieser Philosophie heraus entwickeln sich ungeahnte Potenziale in Form neuer Prozesse und Geschäftsmodelle.