Wie Innovationen gut standardisiert werden
© Austrian Standards/APA-Fotoservice/Hörmandinger
Austrian Standards Managing Director Elisabeth Stampfl-Blaha (l.) mit Bundesministerin Margarete Schramböck und Austrian Standards-Präsident Walter Barfuß.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 22.01.2021

Wie Innovationen gut standardisiert werden

Elisabeth Stampfl-Blaha über Globalisierung, „100 Jahre Austrian Standards” und den Living Standards Award.

••• Von Chris Radda und Paul Christian Jezek

Die unabhängige und neutrale österreichische Organisation für Standardisierung und Innovation steht für hohe Dienstleistungsqualität und Diversität. Gemeinsam mit europäischen und internationalen Standardisierungspartnern (z.B. ISO, CEN und ETSI) vernetzt Austrian Standards themenbezogen Akteure aus Wirtschaft, Forschung, Verwaltung und NGOs.
Im Exklusivinterview mit medianet sprach Managing Direc­tor Elisabeth Stampfl-Blaha u.a. über die innovativen Unterneh­men, die mit dem Living ­Standards Award ausgezeichnet wurden.

medianet: Im Vorjahr hat Austrian Standards die ersten 100 Jahre mit einer Jubiläumsausstellung gefeiert …
Elisabeth Stampfl-Blaha: Für uns war das sicher ein Höhepunkt des Jahres. Schließlich sind Standards so etwas wie die Sprache der Wirtschaft, die dafür sorgen, dass Handelspartner einander verstehen; sie vereinfachen den Zugang zu internationalen Märkten und legen Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren fest. Übrigens ist ‚100 Jahre Austrian Standards – Zukunft gestalten' noch bis Ende des Jahres im House of Standards in der Heinestraße 38, 1020 Wien, zu sehen. Die Ausstellung ist kostenlos, für Gruppen ist eine Anmeldung erforderlich.

medianet:
Was ist zu sehen?
Stampfl-Blaha: Die gemeinsam mit Ars Electronica und ‚Come in' gestaltete Schau präsentiert in zahlreichen interaktiven Installationen die Geschichte der Standardisierung, bietet Ein­blicke in ausgewählte Standards und zeigt Zukunftsthemen auf.

Unser Ziel war es, zu unterschiedlichen Standards einen informativen, innovativen und ästhetischen Einblick anzubieten; maßgebend waren dabei die Begriffe Innovation, Sicherheit, Vertrauen und Diversität.

medianet: Ist die Ausstellung angesichts der Pandemie nicht etwas untergegangen?
Stampfl-Blaha: Im Gegenteil, sogar die Covid-19-Krise hat zuletzt gezeigt, welche wichtige Rolle Standards auch bei der Lösung krisenhafter Situationen spielen können. Indem Austrian Standards die dringend benötigten Standards für Schutzmasken den betroffenen Kreisen kostenlos zur Verfügung gestellt hat, wurde die inländische Herstellung von persönlicher Schutzausrüstung gefördert.

 medianet: Wo sehen Sie Österreich im internationalen ‚Standards-Vergleich'?
Stampfl-Blaha: Mit 183 Komitees und rund 4.500 Experten, die pro Jahr ca. 2.000 neue internationale Standards entwickeln oder aktualisieren, verfügt unser Land über die höchste Expertenrate im europäischen Vergleich.

Von Anfang an war für Österreich die internationale Vernetzung in der Standardisierung entscheidend; z.B. waren wir Gründungsmitglied relevanter länderübergreifender Institutionen wie ISO und CEN. Durch diese internationale Ausrichtung konnten wir in 100 Jahren ein globales Netzwerk aufbauen und erreichen, dass heimische Fachleute in mehr als 90 Prozent der europäischen und interna­tionalen technischen Komitees mitarbeiten. Unser Einfluss auf dem europäischen Markt ist damit deutlich spürbar. Und: Jährlich tragen Standards etwa 2,5 Milliarden Euro zur Wertschöpfung in Österreich bei!

medianet: Auch heuer gab es bereits ein absolutes Highlight …
Stampfl-Blaha: Gestern haben wir (virtuell) den 7. Living Standards Award verliehen. Seit 2015 verfolgt der Preis das Ziel, den oft versteckten Erfolgsgeschichten rund um die Entwicklung und Anwendung von Standards Sichtbarkeit zu verleihen.

Diese bedeutende Auszeichnung für Standardisierung und Innovationen ging diesmal an die Preisträger Alpine Quantum Technologies (AQT), BHS Technologies, cortEXplore, Purency GmbH und TTTech Group für Projekte zu den Themen Quantenmechanik, Plastikvermeidung, schnelles Ethernet und zielsichereres Arbeiten für Chirurgen.

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