Zu sorglose Rohstoffeinkäufer
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Paul Christian Jezek 21.10.2016

Zu sorglose Rohstoffeinkäufer

Viele Unternehmen schöpfen ihre Einsparpotenziale beim Rohstoffeinkauf zu wenig oder gar nicht aus.

••• Von Paul Christian Jezek

KÖLN/WIEN. Rohstoffeinkäufer geben mehr Geld aus, als notwendig. Das zeigt die jährliche Rohstoffstudie der auf Einkauf und Supply Chain Management spezialisierten Unternehmensberatung Inverto.

34% der befragten Unternehmen gaben an, die Vorteile des niedrigen Rohölpreises nicht genutzt zu haben, obwohl fast zwei Drittel der Umfrageteilnehmer (62%) davon ausgehen, dass der Preis bald wieder steigen wird.
Ein Grund dafür sind fehlende Kenntnisse über den Einfluss des Ölpreises auf die Gesamtkosten; das gilt insbesondere für Branchen mit einem hohen Energiebedarf, etwa bei der Verarbeitung von Aluminium.
Neben dem Ölpreis haben Rohstoffpreise allgemein für 66% der befragten Unternehmen einen maßgeblichen Einfluss auf das Geschäftsergebnis.

Optimale Einkaufszeitpunkte

Die Wahl geeigneter Kaufzeitpunkte hat daher eine (sehr) hohe Bedeutung, vor allem in den Bereichen Metalle und Energie; dieser Ansicht sind 64% der Studienteilnehmer.

Die Hälfte der Unternehmen sieht zusätzlich hohe Einsparpotenziale in der Optimierung der Einkaufszeitpunkte. Zur Bestimmung dieser sehen die Befragten vor allem Branchendienste sowie interne und externe Expertenmeinungen als geeignete Informationsquellen an.
Mehr als die Hälfte (53%) stuft auch die Analyse von Fundamentaldaten wie Lagerbestände bei Produzenten und Spekulanten, Produktionskapazitäten und gesamtwirtschaftliche Entwicklungen als nützliches Werkzeug ein. In der Praxis wendet aber nur rund ein Drittel der Rohstoffeinkäufer solche Fundamentaldaten für die Entscheidungsfindung an.

Keine Engpässe

Die Unternehmen erwarteten in letzten Jahren immer wieder einen Anstieg der Rohstoffpreise (76% bei der diesjährigen Umfrage, 53 bis 73% bei den Umfragen seit 2012); die erwartete Preissteigerung ist aber bis heute ausgeblieben.

Auch werden kaum Versorgungsengpässe erwartet: Nur bei sechs von 25 Rohstoffen erwarten mehr als 10% der Einkäufer Versorgungsengpässe.
Die Stabilisierung des Euro hat ebenfalls zur Entspannung der Lage beigetragen.
Zudem können 61% der Befragten fast 80% ihrer Rohstoffe in Euro beziehen und sind damit folglich nicht von Wechselkursschwankungen betroffen.
„Die Ergebnisse der Studie sprechen derzeit für einen ruhigen Rohstoffmarkt – für Rohstoffeinkäufer eine gute Zeit, um sich auf schwierige Zeiten vorzubereiten, etwa mit der Ermittlung der richtigen Kaufzeitpunkte für ihre wichtigsten Rohstoffe”, fasst Lars-Peter ­Häfele, Rohstoffexperte bei Inverto und Verantwortlicher der Rohstoffstudie, zusammen.
„Trotz der niedrigen Preise und der stabilen Situation des Euro können andere Unsicherheiten – wie die Brexit-Entscheidung – eine Veränderung der Lage in den Förderländern oder Ernteausfälle bei Agrarrohstoffen schnell zu Versorgungsengpässen führen.”

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