Kleiner Store – große Geschichte
© J.B. Filz (2)
Hinsichtlich Ladengestaltung und Kundenservices hat das seit 1809 bestehende Traditionsunternehmen J.B. Filz & Sohn unter den Wiener Nobelparfümerien eine Sonderstellung.
LUXURY BRANDS&RETAIL britta biron 28.09.2018

Kleiner Store – große Geschichte

J.B. Filz & Sohn ist die älteste Nobelparfümerie Wiens und feiert im nächsten Jahr ihr 210jähriges Bestehen.

Wien. Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Einkaufslandschaft der Wiener Innenstadt kaum von jener anderen Metropolen. Die Läden internationalen Fashiondisconter und die eleganten Flagship-Stores großer Luxusmarken dominieren, dazwischen halten aber zum Glück aber noch immer einige lokale Traditionsgeschäft die Stellung.

Ein besonderes Schmuckstück unter ihnen ist J.B. Filz, eine der ältesten Parfümerien der Welt. Am 27. April 1809 – mitten im Österreichisch-Französischen Krieg! – eröffnete Anton Filz im Haus No. 616 am Graben (heute Nr. 27) den Betrieb, seit August 1874 residiert das Traditionsgeschäft, das im nächsten Jahr seinen 210sten Geburtstag feiert, auf Nr. 13.
Was beim Betreten als erstes auffällt, ist das Mobiliar. Die deckenhohen Vitrinen stammen aus dem Jahr 1913 und verleihen dem kleinen Verkaufsraum ein ebenso charmantes wie exklusives Retroflair. Zum Inventar gehört auch das kaiserliche Wappen (ab 1872 war man k.u.k. Hofparfümeur), flankiert von den Büsten Franz Josefs I. und Kaiserin Sisi.

Sortiment und Service …

Viel wichtiger als das außergewöhnliche Interieur der Parfümerie ist den meis­ten Kunden natürlich das edle Kosmetik- und Parfüm-Sortiment.
Vertreten sind große Luxusmarken, von Chanel und Sisley über Hermès, Guerlain und La Prairie bis Van Cleef & Arples ebenso wie exklusive Nischenbrands wie Achtsam Kosmetik, Berdoues, Xerjoff oder Neela Vermeire. Eine Besonderheit stellen die beiden eigenen Duftkreation dar: der Wiener Lieblingsduft und das Eau de Lavende. Das erste gibt es bereits seit den 1830er-Jahren, das zweite immerhin seit 1872 – eine mehr als beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, das Gros der Parfüms spätestens nach ein paar Jahren auch schon wieder verduftet ist.
Dass solche Klassiker vom aktuellen Retrotrend profitieren, glaubt Alfred Zmrzlik, Mitinhaber von Wiens ältester Parfümerie, aber nicht: „Duft ist eine so individuelle, auf die jeweilige Person und Persönlichkeit bezogene Angelegenheit, da spielen Modeströmungen keine große Rolle.”

… auf höchstem Niveau …

Zur Klientel von Filz gehören sowohl jene, die ihrem Lieblingsduft über viele Jahre treu bleiben, als auch die, die ausgefallene Kreationen – vor allem solche mit natürlichen Aromastoffen – suchen. Fündig werden beide Gruppen, und neben der feinen Auswahl schätzen sie vor allem die persönliche Beratung – ein Faktor, der nach Meinung von Zmrzlik den besonderen USP von Filz darstellt und im Handel generell immer wichtiger wird, gerade im digitalen Zeitalter. Komplett verwehrt man sich den neuen Kommunikationsformen zwar nicht – es gibt eine Website und einen Facebookauftritt –, aber am allgemeinen Digitalisierungsboom im Handel beteiligt man sich nicht.
„Vorläufig gibt es keine Pläne, ein Online-Geschäft einzurichten”, sagt Zmrzlik. Denn trotz des rasanten technischen Fortschritts gibt es noch keine Möglichkeit, Düfte oder auch die besondere Haptik von Kosmetikprodukten digital zu vermitteln, und ein Chat ist ebenfalls kein echter Ersatz für den direkten Kontakt zum Kunden.

… sind die Erfolgsfaktoren

Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass man zum Einkaufen unbedingt ins Geschäft kommen muss, obwohl das auch Kunden aus dem Ausland immer wieder sehr gern tun.
Bereits seit dem 19. Jahrhundert gehört es zum Kundenservice des Familienbetriebs, Parfüms und Kosmetika zu liefern, auch an den Urlaubsort oder auch ins Ausland. Und an diesem bewährten Oldschool-Konzept hält man auch weiterhin fest.

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