Wien. Was muss bleiben, was kann weg, wo braucht es frischen Wind und wie gelingt es, treue Stammkunden zu halten und gleichzeitig neues Klientel anzusprechen? Diese Fragen beschäftigen Philipp Heytmanek, seit er im Vorjahr gemeinsam mit seinem Jugendfreund Thomas Denk die Leitung der Wiener Konfektmanufaktur Altmann & Kühne von seiner Mutter übernommen hat. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass das Markenkonzept zeitlos und damit auch heute noch aktuell ist. Wir müssen lediglich einige Stellschrauben nachjustieren ”, sagt Heytmanek. Was die Rezepturen der feinen Pralinen, die Art ihrer Herstellung – alles Handarbeit – und die ikonischen Kartonagen betrifft, wird alles beim Alten bleiben.
Die größte Neuerung war die Digitalisierung: „Eine neue Website, ein Online-Shop und Präsenz in den Sozialen Medien – das ändert nichts an der DNA der Marke, sondern sorgt dafür, dass wir mehr potenzielle Kunden erreichen. Besonders auch auf den Auslandsmärkten. Da hat sich der Umsatz bisher vervierfacht”, erklärt Denk. Spannende Märkte, auf denen man viel Potenzial sieht, seien neben Deutschland und der Schweiz die USA sowie der asiatische Raum.
Dass Altmann & Kühne, obwohl die jüngste und kleinste der vier Wiener Nobelconfiserien, schon bald nach dem Start die bekannteste und exklusivste war, lag ja nicht zuletzt am Marketing: „Emil Altmann war ein innovativer Geist, der die Bedeutung von guter Werbung erkannt hatte. Hätte es damals schon Computer und das Internet gegeben, er wäre einer der ersten gewesen, die das genutzt hätten”, sind Heytmanek und Denk überzeugt.
Kleiner Luxus mit …
Auch beim neuen Auslagen-design war es nicht notwendig, das Rad neu zu erfinden. „Im Grunde haben wir uns an den Konzepten von Emil Altmann orientiert. Seine Produktinszenierungen waren elegant, spielerisch und teilweise mit bewegten Elementen, die für noch mehr Aufmerksamkeit sorgten. Diese Tradition greifen wir auf, etwa mit einem Zug aus verschiedenen Altmann & Kühne-Boxen oder verspiegelten Podesten, die sich drehen. Außerdem haben wir einen Screen integrieren lassen, über den kurze Videos aus der Manufaktur laufen.”
Nachdem die Ladeneinrichtung bereits 2017 mit viel Aufwand in der von Josef Hoffmann und Oswald Heardtl entworfenen Form wieder hergestellt worden war, waren nur kleine Adaptionen nötig. „Wir haben die Pulte zwischen den freistehenden Vitrinen entfernt und damit mehr Präsentationsfläche und Platz für die Kunden”, erzählt Heytmanek. Zwar waren einige Stammkunden von dieser Neuerung fast schockiert, „aber wir konnten ihnen anhand eines alten Fotos, das jetzt auch beim Eingang hängt, zeigen, dass die Pulte schon ursprünglich nicht vorgesehen waren und irgendwann später dazu gekommen sind”. Positive Effekte zeigen sich schon: „Die Verkaufszahlen liegen deutlich über den Vorjahren und steigen kontinuierlich.”
Mit einer anderen Neuheit hat das neue Führungsduo sofort den Geschmack vieler treuer Stammkunden getroffen. „Wir haben im Vorjahr das Krampus & Nikolaus-Design wieder aufgelegt, das zuletzt in den 1960er-Jahren verwendet wurde. Das war ein großer Erfolg und wir haben auch für heuer schon viele Reservierungen.”
Stoff für Neuheiten dieser Art gebe es noch reichlich, da nur ein Teil der Muster, die alle aus den Anfangsjahren stammen, seither verwendet wurden. Dass im Vorjahr trotzdem ein neues Muster aufgelegt wurde, hatte einen Grund, der über einen herkömmlichen Produktlaunch hinausgeht: das 125-jährige Jubiläum der Wiener Secession, zu der durch Josef Hoffmann eine besondere Verbindung besteht. Die Nähe der Marke zur Kunst wollen Heytmanek und Denk überhaupt wieder mehr in den Fokus rücken. Ein aktuelles Projekt ist das Produktsponsoring im Österreich-Pavillon auf der Gwangju Biennale, eine der ältesten und renommiertesten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst in Asien.
… großem Potenzial
Derzeit laufen die Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft. „November und Dezember sind traditionell die stärksten Monate und Altmann & Kühne wird erstmals auf dem Christkindlmarkt vor dem Wiener Rathaus – dort sogar mit einer Sonderedition – und dem Weihnachtsmarkt in Schönbrunn präsent sein”, verraten die beiden Altmann & Kühne-Chefs, die in den vergangenen Monaten die Belegschaft in der Produktion deutlich aufgestockt haben. Die zusätzlichen Kapazitäten braucht man nicht nur für das Weihnachtsgeschäft, sondern auch für das geplante Wachstum: „Da gibt es noch viel Potenzial.”