Vilnius. Durch die Übernahme nationaler Mitbewerber wie Rebelle oder Trendsales, kontinuierliche Erweiterungen der Services und den starken Ausbau des Luxussegments hat Vinted seine Position als Europas führender C2C-Online-Marktplatz für Secondhand-Mode noch weiter gestärkt. Im Vorjahr stieg der Umsatz um 61% auf 596,3 Mio €, das EBITDA erreichte 76,66 Mio. € und unter dem Strich blieb ein Gewinn von 17,8 Mio. €.
„Das ist ein starkes Fundament, auf dem wir weiter aufbauen können, da wir viele Möglichkeiten am Horizont sehen”, sagt Thomas Plantenga, CEO der Vinted-Gruppe.
Wachsender Markt
Die Kassen klingeln lassen nicht nur Schnäppchenjäger, sondern auch das Werbegeschäft. Laut Statista erreichten die Retail Media-Einnahmen im Vorjahr 22 Mio. €. Gegenüber 2022 ist das ein Zuwachs von rund 22%. Für heuer wird ein ähnlich hoher Anstieg erwartet.
Secondhand sei, so Plantenga weiter, aber immer noch ein relativ unreifer Markt und mache nur einen winzigen Teil des gesamten Geschäfts mit Mode und Accessoires aus. Allerdings zeige das starke Wachstum, dass Secondhand das Potenzial hat, den ökologischen und sozialen Schaden der Modeindustrie zu mindern.
Kreislaufwirtschaft
Nachhaltigkeitsaspekte spielen bei vielen Käufern und Verkäufern von Secondhandartikeln eine Rolle, wenn auch nicht immer die wichtigste: Vinted hat in einer Studie analysiert, welche Marken und Produkte aktuell besonders gefragt sind. Wenig überraschend sind Louis Vuitton, Chanel und Gucci die meistverkauften Edelmarken auf Vinted, wobei sich Louis Vuitton besonders durch seine Schnelligkeit beim Verkauf auszeichnet.
Die Vinted-Community zeigt auch eine große Vorliebe für Hermès, Dior, Saint Laurent, Prada und Cartier, das Interesse an Balenciaga ist im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen.
„Obwohl die meistverkauften Luxusmarken in allen europäischen Märkten in den Top-Ten-Listen vertreten sind, sehen wir dennoch deutliche Unterschiede im Kauf- und Verkaufsverhalten”, erklärt Cécile Wickmann, Senior Director Luxury bei Vinted. So sei Italien ein klassisches Verkäuferland für Secondhand-Mode mit signifikant mehr Anbietern als Käufern, das Geschäft in Frankreich floriert in erster Linie durch die Käufer.
Nationale Vorlieben …
Die Mitglieder in den Niederlanden sind vor allem auf der Suche nach hochwertigen Loafers, während die Briten im Vergleich zu ihren europäischen Kollegen ein größeres Interesse an schwarzen Luxusartikeln zeigen und auch ein besonderes Faible für Produkte von Tag Heuer und Canada Goose – beide Marken gehören zu den Top Ten der Briten – haben. Céline und Bottega Veneta sind gefragte Marken in Deutschland, und in Spanien ist das Interesse an Omega größer als in jedem anderen Markt.
„Bemerkenswert ist auch, dass die regionalen Marken ihre Präsenz in ihren jeweiligen Ländern gefestigt haben”, so Wickmann weiter.
Zu den meistverkauften Luxusartikeln gehören jene von Chanel, Hermès und Dior in Frankreich, Mulberry und Burberry in Großbritannien, Fendi und Gucci in Italien, Loewe wird von den spanischen Modefans bevorzugt und auch in Deutschland hat das Münchner Label besonders viele Fans.
… bei Marken & Produkten
Die Liste der insgesamt gefragtesten Luxusartikel führen heuer Louis Vuittons Neverfull MM und die Monclers Maya Jacket an. In Frankreich ist die Dior B22 sehr begehrt, in Großbritannien gehören der Canada Goose Wyndham-Parka und die Dionysus Mini Bag von Gucci zu den begehrtesten Artikeln.
In Spanien gibt es eine Vorliebe für Zimmermann-Kleider und in Polen sind die Celine Triomphe Bag und die Lady Dior Bag sehr gefragt.
Niederländische Nutzer zeigen eine starke Vorliebe für die Maison Margiela Tabi Ankle Boots, die ursprünglich 1988 auf den Markt kamen, und die Chanel Cambon Bag aus dem Jahr 2009.
In Deutschland stehen der MCM Shopper und die Louis Vuitton Pochette aus den 1990er Jahren hoch im Kurs.
„Auf dem Secondhand-Markt sind derzeit Vintage-Stücke aus den 80er und 90er-Jahren gefragt. Im Rahmen des ‚Archival Trends' orientieren sich Designermarken immer wieder an älteren Kollektionen und Modellen aus ihren Archiven”, erklärt Björn Holzhauer, Senior Brand Expert bei Vinted. „Während sich in den letzten Saisons alles um die späten 90er Jahre und den Y2K-Look drehte, geht es jetzt noch weiter in die Vergangenheit. Elemente aus den 80er-Jahren oder sogar aus den 50er-Jahren, mit femininen Kleidern im Pin-up-Stil oder mit Polka-Dots.”
Das könnte die Nachfrage nach Vintage-Stücken aus dieser Zeit und in diesem Stil ankurbeln. Als Beispiele für Kleidungsstücke, deren Wiederverkaufspreis steigen könnte, nennt Holzhauer Vintage-Blazer aus Tweed, etwa von Etro oder Ralph Lauren.
Zu den teuersten Stücken, die in den letzten Monaten auf Vinted verkauft wurden, gehören – wenig überraschend – die Hermès Kelly Bag, die Rolex Datejust und die Chanel Flap Bag.
„Aufgrund der Seltenheit übersteigt die Nachfrage zunehmend das Angebot und einige Artikel – insbesondere klassische Handtaschen – erweisen sich als echte Gewinner beim Wiederverkauf”, sagt Holzhauer, rät beim Kauf aber zur Vorsicht. Misstrauisch sollte man sein, wenn ein begehrtes Stück ungewöhnlich günstig angeboten wird. Vor allem online gebe es viele gut gemachte Fakes, die nur von geschulten Experten erkannt werden können. Auch Staubbeutel, Schachteln und Rechnung werden von Fälschern nachgemacht, um ein Original vorzutäuschen. Auf der sicheren Seite sei man bei Plattformen mit Authentifizierungsservice wie Vinted.