Wien. Cleaner Scandinavian-Chic, romantischer Landhausstil, modernes Design, mit kostbaren Antiquitäten oder im Vintage-Style – bei der Gestaltung der eigenen vier Wände steht der persönliche Geschmack im Vordergrund, aktuelle Trends spielen beim Möbelkauf auch eine Rolle, wenn auch eine geringere als bei Kleidung.
Das von Pantone für heuer zur Must-have-Farbe erklärte Ultraviolett war daher auch bei der IMM Cologne im Jänner ebenso präsent, wie vor Kurzem auf der Wohnen & Interieur in Wien, und beim Salone del Mobile in Mailand, der vom 17. bis 22. April stattfindet, wird es nicht anders sein.
Modische Töne
„Trendfarben sind natürlich auch in der Einrichtung sehr, sehr wichtig. Aber ist es natürlich keine Frage, dass man sein Sofa nicht jedes halbe Jahr neu beziehen lassen will. Aber mit Dekoration, Zierkissen oder kleinen Beistellmöbeln lässt sich auch die bestehende Einrichtung schnell in ein neues modisches Licht setzen”, sagt Eva-Maria Schmertzing-Thonet, Inhaberin von Viktor Steinwender in Wien. Neben dem kräftigen Ultraviolett sind derzeit auch Rosé und Aqua sehr en vogue.
Bei Polstermöbeln sind weiterhin zeitlose Klassiker wie Weiß, Naturtöne, Schlamm, Grau und Schwarz sowie Blau-, Grün- und Petrol-Töne gefragt. Aber grundsätzlich kommt es vor allem auf den persönlichen Geschmack an, und auf den gehen die Hersteller immer mehr ein.
„Hinter namhaften Marken steckt eine Vielfalt von Möglichkeiten, die der Kunde oft gar nicht ahnt”, sagt Stefan Grünbeck, Inhaber von Grünbeck Einrichtungen in Wien, „fast alles ist schon konfigurierbar.”
Das betrifft natürlich nicht nur Farbe, Material und Muster der Bezugsstoffe, sondern auch viele andere Dinge.
„Dazu zählen etwa unterschiedliche Armlehnen und Beine oder dass Tiefe und Höhe von Sitzmöbeln nach Belieben variiert werden können. Gute Hersteller sind flexibel”, meint Grünbeck.
Natur & Gesundheit
Auch Georg Emprechtinger, Chef von Team7 und Vorsitzender der Österreichischen Möbelindustrie, bestätigt die wachsende Bedeutung personalisiserter Produkte: „Individualität gehört auf jeden Fall zu den bedeutendsten Trends im Wohnen. Wir beobachten diese Entwicklung bereits seit einigen Jahren und sind überzeugt, dass die ‚Losgröße Eins' auch zukünftig eine große Rolle spielen wird.”
Länderspezifische Unterschiede beim Einrichten gibt es, so Emprechtinger, nur noch in einigen Bereichen. So sei die Eckbank als Symbol der Gemeinschaft und Zitat an das ursprüngliche, bäuerliche Leben vor allem in Österreich und Süddeutschland sehr beliebt.
„Als Folge der Globalisierung sehen wir eine zunehmende Internationalisierung von Wohntrends”, sagt der Experte.
Nach Meinung von Grünbeck hat auch das Reisen einen wachsenden Einfluss darauf, wie man sich einrichtet: „Das Design von Hotelzimmern, besonders im gehobenen Segment, dient vielen Kunden oft als Inspirationquelle.” Ein Beispiel dafür ist die in den letzten Jahren stark steigende Nachfrage nach Boxspringbetten. Mit denen haben viele Menschen zum ersten Mal in einem Hotel Bekanntschaft gemacht und wollen dann auch daheim auf diesen Schlafkomfort nicht mehr verzichten.
Design made in Austria
Bei aller Individualität – in einem Punkt ähneln sich die Wünsche der Möbelkäufer, so Emprechtinger: „Der Kunde ist sehr viel bewusster in seinen Entscheidungen geworden. Investiert wird zunehmend in hochwertige Möbelstücke, bei denen man weiß, woher sie kommen und wie sie gefertigt wurden. Auch auf die Gesundheit wird immer stärker geachtet. Nachhaltigkeit, ökologisch sinnvolle Produktion und unbehandelte Möbel sind daher ein Thema mit Zukunftspotenzial.”
Ökologie, natürliche Materialien, Handarbeit und Maßfertigung zählen zu den Kernkompetenzen der heimischen Möbelhersteller und damit kann sich Einrichtung „made in Austria” international sehr gut behaupten.