Was kostet die Welt?

Wien. Der Urlaub ist ein Gut, auf das die Menschen nicht verzichten wollen, heißt es in der Reisebranche und die Zahlen untermauern dies. Laut Ruefa-Reisekompass werden auch heuer wieder 89% der Österreicherinnen und Österreicher zumindest einmal verreisen – trotz Klagen, dass alles teurer wird. Die jährliche Auszeit will man sich einfach leisten.
Besonders deutlich zeigt sich diese Entwicklung im – freilich auch weniger preissensiblen – Luxusreise-Segment: „Die Reiselust im Premium- und Luxussegment ist ungebrochen hoch – insbesondere seit dem Ende der pandemiebedingten Unsicherheiten spüren wir eine starke Rückkehr zum hochwertigen, individuellen Reisen“, sagt Mondial-Chef Gregor Kadanka. „Kunden und Kundinnen wollen nicht nur weg, sondern bewusst und besonders reisen. Die Buchungslage ist bei uns stabil bis sehr gut, mit teils deutlich längeren Vorlaufzeiten – was auf ein gestiegenes Sicherheitsbedürfnis und wiederentdeckte Planungsfreude hindeutet.“ Auffällig sei, dass sich der klassische Saisonrhythmus zunehmend auflöst und hochwertige Reisen mittlerweile ganzjährig nachgefragt werden, so Kadanka.

TUI Österreich-Boss Gottfried Math äußert sich ähnlich: „Airtours, unsere Luxusreisemarke der TUI, verzeichnet eine gute Nachfrage und wir sehen eine weiterhin hohe Ausgabenbereitschaft.“ Als Marktführer im deutschsprachigen Raum biete Airtours die größte Auswahl an Luxusreisen und exklusiven Hotels weltweit – und die richte sich an Paare, kleine und große Familien sowie Alleinreisende. Math: „Personalisierte und handverlesene Reiseerlebnisse stehen im Vordergrund. Entsprechend wachsen die Bereiche Kreuzfahrten und Private Travel zweistellig.“

Zweistelliges Wachstum
Laut Birgit Wallner, Verkehrsbüro-Vorständin und Geschäftsführerin von Ruefa und Eurotours befindet sich die Reiselust generell „auf einem bemerkenswert hohen Niveau“. Besonders deutlich zeige sich das bei Luxusreisen, die sich dynamisch entwickeln. „Wir beobachten eine starke Nachfrage nach hochwertigen, maßgeschneiderten Reiseerlebnissen. Der Trend geht klar in Richtung Qualität und Individualität: Die Gäste wünschen sich einzigartige, persönlich abgestimmte Erlebnisse, die weit über den klassischen Komfort hinausgehen“, sagt Wallner. „Diese Entwicklung spiegelt sich auch in unserer Buchungslage wider – wir verzeichnen ein ausgeprägtes Interesse an Premium-Angeboten, sowohl an Land wie auf dem Wasser, von europäischen Regionen bis zu entlegenen Destinationen weltweit.“

Ganz besondere Erlebnisse
Doch wohin gehen die hochwertigen und hochpreisigen Reisen konkret? Die Kunden und Kundinnen würden das Außergewöhnliche suchen, so die Verkehrsbüro-Vorständin: „Dazu zählen etwa exklusive Führungen mit Zugang zu normalerweise verschlossenen Bereichen, persönliche Begegnungen mit ausgewählten Persönlichkeiten oder auch individuelle Events abseits des Mainstreams.“ Besonders beliebt seien Reservierungen in renommierten Top-Restaurants, die sonst monatelang ausgebucht sind. Auch abgelegene Destinationen mit durchdacht organisiertem Komfort – wie luxuriöse Zelte in der Wüste, eine private Insel in der Südsee oder Safari- und Dschungel-Lodges in Afrika – sind gefragt. Wallner: „Zu den Highlights zählen zudem stilvolle Boutique-Hotels mit besonderem Flair sowie kleinere, elegante Kreuzfahrten, die ein persönlicheres Gesamterlebnis bieten.“
Bei Mondial besonders gefragt sind maßgeschneiderte Rundreisen mit privaten Guides, außergewöhnliche Unterkünfte abseits der üblichen Pfade, kulinarisch-kulturelle Schwerpunkte und Reisen mit persönlicher Bedeutung – etwa zu Jubiläen oder als exklusiv geplante Hochzeitsreisen. Auch Heiraten im Ausland erfreut sich wachsender Beliebtheit. Kadanka: „Individualität ist dabei der zentrale Wert.“
Destinationen wie Afrika – insbesondere Botswana, Tansania, Südafrika und Namibia – stehen ebenfalls hoch im Kurs, ebenso wie Japan, das durch seine Kombination aus Ästhetik, Kultur und Exklusivität ideal für gehobenes Individualreisen geeignet ist.

Vielfältige Angebotspalette
Die höchsten Buchungszuwächse bei TUI erzielen derzeit Dubai mit 70% und Bangkok mit 60%. Thailands Hauptstadt erfinde sich gerade neu als angesagtes Reiseziel: Neue Luxus-Projekte wie das Ende letzten Jahres eröffnete Dior Gold House und das bald eröffnende The Ritz-Carlton One Bangkok ziehen immer mehr Luxusgäste an, sagt Gottfried Math: „Bei privat geführten Rundreisen ist Vietnam in diesem Jahr der Top-Aufsteiger und mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von zwölf Nächten momentan das meistgebuchte Reiseziel in Asien.“ Am Mittelmeer hat sich Kreta zum Hotspot der Luxushotellerie entwickelt und ist Favorit auch im Sommer 2025. Gästeliebling ist das Fünf-Sterne-Resort Daios Cove in Agios Nikolaos.
Bei Luxuskreuzfahrten wiederum gebe es eine klare Entwicklung zu maßgeschneidertem Komfort, exklusiven Erlebnissen und längeren immersiven Reisen. Dies auf neu designten, nachhaltig konzipierten kleinen Schiffen mit Yachtcharakter und außergewöhnlichen Suiten. Yacht-Feeling statt klassischer Kreuzfahrt bieten etwa die Ritz Carlton Yacht Collection oder Emerald Cruises.
Besondere Momente in der Natur stehen laut dem TUI-Chef ebenfalls hoch im Kurs: In der abgelegenen Palmwag-Konzession im Nordwesten Namibias z. B. gehen Gäste des Wilderness Desert Rhino Camps mit erfahrenen Fährtenlesern der Organisation „Save the Rhino Trust“ auf die Suche nach den Spitzmaulnashörnern. Und erhalten dabei Einblicke in den Schutz der seltenen Dickhäuter und fördern gleichzeitig nachhaltigen und verantwortungsvollen Tourismus.

Preise ohne Limits
Dass solche Reisen ihren Preis haben, versteht sich von selbst; wohlhabende Kunden – Unternehmer, Selbstständige, Manager , Erben – lassen sich das Besondere aber gerne etwas kosten. Ebenso wie „normale“ Kunden, die sich einmal Außergewöhnliches gönnen wollen. Das Potenzial ist jedenfalls da: allein in Österreich gibt es rund 170.000 Millionäre.
Wie viel solche Reisen konkret kosten, lässt sich indes nicht verallgemeinern, so der Tenor in der Branche: Das ist von Fall zu Fall ganz unterschiedlich. Während der Durchschnittsösterreicher heuer laut Reisekompass für den Urlaub pro Kopf 2.073 € ausgibt, gibt es im Luxussegment keine Limits nach oben. Je nach Kundenwunsch kann das Budget für solche maßgeschneiderten Reisen durchaus sechsstellig sein. Wobei auch Luxuskunden zunehmend preissensibler sind und Leistungen und Services genauer hinterfragen, so Kadanka: „Sie schätzen jedoch weiterhin fundierte Beratung, bleiben ihren Reiseberatern und -beraterinnen treu und sind offen für neue, inspirierende Vorschläge.“