Aufgeweckte ­Frühaufsteherinnen
© medianet/Martina Berger
MARKETING & MEDIA Dinko Fejzuli 19.04.2019

Aufgeweckte ­Frühaufsteherinnen

Seit 15 bzw. drei Jahren wecken Johanna Setzer auf Puls 4 und Eva Pölzl im ORF die TV-Nation – wir trafen die beiden zum Talk.

••• Von Dinko Fejzuli

Die eine, Eva Pölzl, hat ihre Romy bereits 2015 für die Sendung „Österreich-Blick” auf R9 erhalten, die andere, Johanna Setzer, erhielt ihre heuer. Nach 15 Jahren Moderation für die Frühstückssendung „Cafe Puls”, für die sie seit Beginn vor der Kamera steht, gab es heuer eine Jubiläums-Romy.

Was als klassisches Doppel­interview geplant war, entpuppte sich schell zu einem Zweier-Gespräch mit Zwischenfragen unter zwei Kolleginnen, die sich bereits seit gut 20 Jahren aus dem TV-Geschäft kennen – die eine damals als Jungmoderatorin und die andere als Jung­redakteurin bei ATV.


medianet:
Frau Pölzl, Frau Setzer, Sie haben nicht nur Frühstücks-TV als gemeinsames Thema, sondern auch eine gemeinsame TV-Vergangenheit.
Eva Pölzl: Richtig. Wir kennen uns jetzt schon seit, glaube ich, 20 Jahren.
Johanna Setzer: Ja, genau. Ich habe mit 18 oder 19 Jahren als Jungredakteurin begonnen bei Red Entertainment; die haben damals die Talkshows für ATV produziert. Und die Eva war da Moderatorin.
Pölzl: Ich war da Jungmoderatorin, auch wenn ich schon ein bisschen älter war. Und als du mit ‚Cafe Puls' begonnen hast, hab ich dich dafür bewundert, dass du so früh aufstehst.
Setzer: Sie hat mich nicht bewundert, sie hat mich bemitleidet.
Pölzl: Oh ja, ich habe mir das nicht vorstellen können. Und die Johanna war dann vor drei Jahren, als ich begonnen habe, eine der ersten Gratulantinnen. Du hast damals eh so etwas geschrieben wie ‚Haha, jetzt bist du auch eine Frühaufsteherin'.
Setzer: Wobei das mit dem Früh aufstehen war ja am Anfang ein Missverständnis. Als ich gefragt wurde, ob ich das machen will und wissen wollte, wann die Sendung beginnt, und halb sechs als Antwort bekam, dachte ich noch, ach das geht ja eh. Mir hat nur keiner gesagt, dass das der Sendungsbeginn war, und ich dafür schon um halb drei aufstehen muss …
Pölzl: Das ist es vor allem im Winter hart.
Setzer: Stimmt, der Winter ist knallhart. Da ist noch lange keine Dämmerung in Sicht, wenn man in der Früh aufsteht.

medianet:
Bei Ihnen war es vor drei Jahren so weit. Hatten Sie eine Vorstellung davon, was als Frühstücks-TV-Moderatorin auf Sie zukommt? Zumal Sie ja nicht in einem stationären Studio moderieren, sondern ständig in ganz Österreich unterwegs sind, mit Dutzenden Drehorten und Hunderten Gästen …
Pölzl: Da muss ich jetzt eine kleine Crossover-Geschichte erzählen. Ich werde nie vergessen, als ich beim Casting war, da habe ich damals für R9 den ‚Österreich-Blick' moderiert. Und da war der Werner Stolarz und der war ja lange dein Chef in der Früh. Und ich habe den Werner damals eingeweiht in dieses Geheimnis, dass ich beim Casting war, und habe ihn gefragt, was er eigentlich von Frühstücksfernsehen hält. Und er hat damals gesagt, das ist ein Format, da musst du auf Zack sein, dir selber Dinge checken, weil in der Früh ist keiner da und niemand hat Zeit. Also bei uns fangen die meisten an zu arbeiten, wenn ich schon auf Sendung bin. Und es stimmt: Ich muss mir viele Dinge raussuchen, mich informieren, auf Dinge reagieren, auf Leute, auf Themen.
Setzer: Stimmt, Frühstücksfernsehen ist ein Format, wo man dieses auf Zack sein braucht. Wir haben um 18:30 eine Telefonkonferenz und man geht dann schon mit einem Sendungskonzept im Kopf ins Bett. Wenn ich in der Früh die Augen aufmache, ist die Sendung dann oft eine ganz andere, weil über Nacht natürlich Dinge passieren. Die Redakteure schreiben einem natürlich Themen mit Stichwörtern, etc. vor, aber Teaser z.B. schreibe ich immer selber. Ich liebe Teaser, das kommt noch aus meiner Zeit beim Radio. Dann müssen sich die Moderatoren untereinander abstimmen, wir sind ja zu zweit.

Obwohl ich sagen muss, dass das nach so langer Zeit wirklich on the fly funktioniert. Wir machen nur noch aus, wer anfängt und wer aufhört, und dazwischen ist es Pingpong.


medianet:
Wie viele Wecker hat jede von Ihnen?
Setzer: Die ersten drei Jahre hatte ich nur einen.
Pölzl: Ich mach das am Handy …
Setzer: … und wenn man das tolle Ding nicht regelmäßig ausschaltet, dann kann es sein, dass irgendwann einzelne Apps nicht mehr funktionieren. Und bei mir war es die Wecker-App – die hat sich aufgehängt. Ich schwöre, der Wecker war gestellt und hat jahrelang funktioniert. Nur zwei Mal in 15 Jahren nicht und da hab ich dann verschlafen.
Pölzl: Ich habe gleich an meinem zweiten Sendungstag verschlafen, in meiner ersten Sendewoche. Bei mir war es auch das Handy: Ich habe über Nacht ein Update gemacht, und das Handy hat sich dann abgedreht. Ich hab also verschlafen und es konnte mich auch keiner erreichen – und zusätzlich wusste niemand, in welchem Hotel ich war. Das war ein Chaos … Am Land sind ja die wenigsten Rezeptionen über Nacht besetzt.

medianet:
Würden Sie gern einmal etwas anderes moderieren als Frühstücksfernsehen?
Setzer: Ich habe bei Puls 4 ja meine Ausflüge in andere Formate immer schon machen können. Weitere Unterhaltungsformate sind natürlich immer herzlich willkommen. Diese Neugier bleibt.
Pölzl: Also ich glaube, dass ich mir durch diese Fülle an Dingen – Talk, News usw. –, die man beim Frühstücksfernsehen hat, und auch durch diese schnellen Abläufe in einem anderen Format eher schwertun würde. Ich hab ja auch viel Unterschiedliches gemacht und den letzten 20 Jahren, aber ich weiß nicht, ob ich mich in einem Studio an einen Punkt stellen und dort etwas vom Teleprompter lesen könnte. Es ist wahrscheinlich ein bisschen wie beim Sport: Der Rainer Pariasek weiß auch nicht, wer das Rennen gewinnt und wen er dann zum Siegerinterview hat.
Setzer: Wenn man Frühstücksfernsehen moderiert hat, dann kann man sich auf viele andere Formate leichter einstellen. Die Mühe zahlt sich also nach 15 Jahren doch aus. Und deshalb freu ich mich, dass wir heuer nach 15 Jahren mit dem ‚Cafe Puls' auch eine Jubiläums-Romy bekommen haben.
Pölzl: Du warst öfter nominiert.
Setzer: Ja, sechs Mal und bin dann aber immer ohne heimgegangen. Das Leben geht weiter, auch ohne Romy, aber mit ihr ist es schon so ein kleiner Zuckerguss …
Pölzl: Ich verstehe die Freude über die Romy nur zu gut und gratuliere ganz herzlich! Bei mir war 2015 dieser Glücksmoment mit den Kollegen von R9. An der Romy für ‚Guten Morgen Österreich' arbeiten wir noch …

medianet:
Nach drei beziehungsweise sogar fünfzehn Jahren – bleiben einem Gäste auch länger in Erinnerung?
Setzer: Eine der beeindruckendsten Begegnungen hatte ich mit Georg Fraberger, der ohne Arme und Beine auf die Welt gekommen ist und bei uns sein Buch präsentiert hat. Davon, was er erzählt hat, war ich emotional und persönlich so ergriffen … Er hat gesagt, es ist eigentlich egal, ob ich jetzt Arme und Beine habe oder nicht, mein Leben ist nicht anders als deines.

Und auf der Entertainment-Seite rede ich immer noch von Kevin James aus ‚King of Queens', der einfach durch und durch ein Profi war. Der ist dort in Jogginghose gesessen, war übermüdet, hatte Jetlag und war einfach zu allen Leuten sowas von nett und freundlich. Da gibt es Leute, die grüßen nicht einmal die Maske oder die Kameramänner, und ich schätze es sehr, wenn dann Stars reinkommen, die einfach alle gleich behandeln und nicht nur mit dem Moderator reden. Und bei dir?

Pölzl: Ich habe mit der Marion Mitterhammer ein besonders schönes Erlebnis gehabt. Die ist nach 20 Jahren das erste Mal wieder in ihrem Geburtsort gewesen, in St. Barbara Veitsch in Kärnten. Wegen unserer Einladung hat sie das erste Mal nach so langer Zeit in einem Gasthaus übernachtet, das ihr Elternhaus war. Und das fand ich so schön, das ist so ein Aha-Effekt für mich gewesen. Ich habe Hunderte tolle Gäste gehabt, aber das war etwas Besonderes vor dem Hintergrund unseres Konzepts. Weil wir gehen ja quasi zu den Menschen nach Hause. Und hier haben wir jemand, wenn du so willst, mit der Sendung wieder nach Hause geführt …

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