Ausflug in die Kosmosoziologie
MARKETING & MEDIA Redaktion 23.10.2020

Ausflug in die Kosmosoziologie

Je ungemütlicher es hier bei uns wird, desto mehr locken neue Welten. Aber: Achtung!

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

 

IM DUNKLEN WALD. Die Suche nach erdähnlichen Planeten ist seit einigen Jahren in vollem Gange. Beinahe täglich werden neue Planeten entdeckt, die sich in der sogenannten habitablen Zone rund um ihre Sonne bewegen, Wasser dauerhaft in flüssiger Form aufweisen und erdähnliches Leben beherbergen könnten. Darunter, so der neueste Begriff, sind auch „super-habitable”, die, so die damit befassten Astrophysiker, noch gemütlichere Bedingungen aufweisen könnten als die Erde selbst … In ­Zeiten des Klimawandels stößt das Thema inzwischen auf reges Interesse.

Jetzt sollte eigentlich nur das SETI-Projekt endlich anschlagen und uns freundliche Grüße übermitteln. An dieser Front tut sich allerdings gar nichts. Warum? Gute Frage. Die österreichische Astrophysikerin Lisa Kaltenegger hat jetzt den Spieß umgedreht, die Perspektive gewechselt und untersucht, von wo aus es eigentlich möglich wäre, die Biosphäre der Erde zu analysieren. Ergebnis: Es sind rund 1.000 Sterne ähnlich unserer Sonne im Umkreis von 300 Lichtjahren, deren Position im Kosmos es erlauben würde, einen Transit der Erde zu beobachten und ihre Habitabilität zu analysieren.
Das macht nachdenklich. Was, wenn die Erde längst in einem Alien-Katalog als „superhabitabel” aufscheint? Liu Cixin, ein chinesischer Informatiker und mittlerweile weltberühmter Science-Fiction-Autor, hat dazu eine passende Theorie formuliert, die „Dunkler-Wald-Theorie”. Zusammenfassung: Der Weltraum ist wie ein finsterer Wald voller Raubtiere, und die beste Überlebensstrategie heißt: Versteckt euch! Sie beruht auf der Annahme, „dass Zivilisationen den Kontakt zueinander ganz bewusst vermeiden, aus Angst, dadurch ausgelöscht zu werden” (© relativfiktiv.com). Hoffen wir also in diesem Sinne, dass SETI weiterhin stumm bleibt.
Warum dieser Exkurs in Science und Fiction? Weil die Nachrichten inzwischen so coronaverseucht sind, dass es dann und wann andere Themen braucht …

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