••• Von Jakob Klawatsch
DAB+ hat heuer in Österreich gleich doppelt Grund zu feiern: Zum einen das zehnjährige Bestehen, denn der Testbetrieb wurde am 28. Mai 2015 offiziell aufgenommen. Zum anderen das einjährige Jubiläum der großen Sendererweiterung: Vor fast genau einem Jahr, am 21. Juni 2024, hat sich das Angebot an DAB+-Sendern in Österreich praktisch verdoppelt. Mit diesem Datum gingen knapp dreißig neue DAB+-Sender an den Start – einer der größten Sender-Launches in der Geschichte der österreichischen Privatradio-Landschaft.
DAB+ wächst weiter
Zwischenzeitlich ist die Senderfamlie sogar weiter gewachsen. Denn MediaMarkt Österreich baut seine Marketingaktivitäten weiter aus und hat erst vor wenigen Tagen mit „Radio MediaMarkt” einen eigenen Radiosender auf DAB+ gelauncht. Das Programm wird rund um die Uhr österreichweit ausgestrahlt und richtet sich an technikinteressierte Hörer ebenso wie an Kunden, die sich über aktuelle Aktionen informieren wollen.
Der neue Sender bietet eine Mischung aus Musik – von Chart-Hits bis hin zu Klassikern – sowie Nachrichten aus der Elektronikbranche. Ergänzt wird das Angebot durch Experteninterviews und Informationen zu Produkten und Aktionen bei MediaMarkt.
Und auch wenn die ersten, validen Zahlen zu DAB+ am Markt erst mit dem kommenden Radiotest verfügbar sind, gibt es bereits andere Daten, wie sich der DAB+-Markt entwickelt.
So zeigt etwa die Studie „DAB+ Digitalradio in Österreich 2025”, die im April von der RTR Medien mit dem Marktforschungsinstitut Ipsos Market Research präsentiert wurde – medianet berichtete –, dass DAB+-noch einiges an Potenzial nach oben hat: Rund die Hälfte der Österreicher kennt zwar DAB+, die Bekanntheit konnte sich aber trotz massivem DAB+-Programm-ausbau nicht steigern. Auch bei der Nutzung bleibt DAB+ nach wie vor hinter dem „klassischen Radio” zurück.
Aber wie steht es nun im Detail um DAB+ in Österreich? Die Branche wartet, wie schon erwähnt, auf den offiziellen Radiotest, der im Juli erscheint und belastbare Zahlen wie Reichweiten und Marktanteile liefern wird.
medianet hat schon im Vorfeld einen Rundruf durch die Branche gestartet, um Radio-Verantwortliche nach ihrer persönlichen Bilanz zum ersten Jahr nach der DAB+-Erweiterung, dem Feedback der Hörerinnen und Hörer und einem Ausblick für die Zukunft zu fragen.
Zunehmend erfolgreich
Gefragt nach einem persönlichen Fazit zeigen sich die Verantwortlichen zufrieden mit dem ersten Jahr, wenngleich Christian Stögmüller, Geschäftsführer von Life Radio, auf die „lange Anlaufphase” von DAB+ in Österreich verweist. Ausweisbare Reichweiten würden zwar erst mit dem Radiotest veröffentlicht, dennoch „zeigen erste Insights, dass die neuen Formate und Sender ihre Hörerinnen und Hörer finden”, so Stögmüller. Life Radio sendet seit der DAB+-Erweiterung nicht mehr nur im Stammbundesland Oberösterreich, sondern auch in Salzburg, und launchte über DAB+ unter anderem den Sender Flash90s.
Ähnlich wie Stögmüller sieht es auch Gottfried Bichler, der Geschäftsführer von Antenne Steiermark, Antenne Kärnten und Radio Flamingo. Der letztgenannte Sender ist bereits seit 2021 über DAB+ empfangbar, seit Juni 2024 werden auch die beiden Regionalmarken digital-terrestrisch verbreitet. „DAB+ ist in diesem Fall eine logische Ergänzung unserer Verbreitung und eine Investition in die Zukunft”, erklärt Bichler. „DAB+ wird zunehmend genutzt, ist aber noch nicht flächendeckend im Bewusstsein der Hörerinnen und Hörer angekommen.”
Roman Gerner, Obmann des Verein Digitalradio Österreich, zieht hingegen eine „ausgesprochen positive Bilanz” und verweist auf die besagte Digitalradio-Studie, nach der 79% der DAB+-Nutzerinnen und -Nutzer die Programmverdoppelung als große oder sehr große Bereicherung empfinden. „Das bestätigt uns: DAB+ kommt an – mit klarem Klang, stabiler Qualität und deutlich mehr Auswahl. Besonders erfreulich ist auch, dass mehr als 1,3 Millionen Menschen in Österreich bereits regelmäßig über DAB+-Radio hören. Der rauschfreie Empfang, die einfache Bedienung sowie die kostenfreie Nutzung ohne Internetbindung machen DAB+ zu einem attraktiven Standard für Radiohörerinnen und -hörer”, erklärt Gerner.
„Eindrucksvolles Potenzial”
Auch Superfly, ein Sender mit Ausrichtung auf die Genres Black Music und Soul, der bereits zuvor ein analog-terrestrisches Hörfunkprogramm in Wien und Teilen Niederösterreichs gesendet hat, ist mit der österreichweiten Ausrollung via DAB+ seit Juni 2024 zufrieden.
Der Geschäftsführer Thomas Mair erklärt auf medianet-Anfrage:„Ein Jahr nach unserem bundesweiten DAB+-Start ziehen wir eine eindeutig positive Bilanz.” Bereits jetzt, noch vor den Zahlen des Radiotests, zeige sich das „eindrucksvolle Potenzial” – nicht zuletzt aufgrund des positiven Feedbacks aus der Hörerschaft. „Wir hören regelmäßig, wie sehr sich unsere Community darüber freut, Superfly nun auch im Auto und unterwegs in ganz Österreich empfangen zu können. Viele unserer Hörerinnen und Hörer gelten als technologieaffin. DAB+ wurde nicht nur schnell angenommen, sondern vielfach als ‚endlich überfällig' empfunden”, erklärt Mair und verweist damit auf die bessere Klangqualität von DAB+.
Thomas Bildner, Programmmanager der Digitalsender von Kronehit, sieht ebenfalls den DAB+-Weg durch das Feedback der Hörerinnen und Hörer bestätigt, wenngleich es technisch noch Potenzial nach oben gebe. „Der Empfang über DAB+ ist immer noch eine Challenge, weil der Ausbau in Österreich noch nicht voll ausgeschöpft ist. Die Hörerinnen und Hörer nutzen aber andere Wege um unsere DAB+-Sender zu hören, sei es Online auf der Website, über die jeweiligen Apps und gerne auch über den Smart Speaker”, betont Bildner.
Weiter wie bisher
Für Radio Arabella ist DAB+ kein Neuland, denn bereits seit 2019 wird „arabella Relax” (heute „arabella Magic”) via DAB+ betrieben. „Radio Arabella ist damit bereits im siebten Jahr des nationalen DAB+-Betriebs und das Jahr 2024 bedeutet für die Sendergruppe eine konsequente Fortsetzung des bereits 2019 eingeschlagenen digital-terrestrischen Weges”, sagt Geschäftsführerin Birgit Steurer.
Auch bei den vier Digitalsender von Kronehit („Radio Rot Weiss Rot”, „Super 80s”, „Eurodance X-Press” und „Pirate Radio”) soll der Weg fortgesetzt werden. Wenngleich Bildner sich mit der Entwicklung aller Sender „sehr zufrieden” zeigt, sticht „Radio Rot Weiss Rot” besonders hervor. „Der Sender hat sich als Sprachrohr für die österreichische Popmusik etabliert. Musik aus Österreich kommt richtig gut an – von Austropop-Klassikern bis zu Newcomer-Hits. Wir erhalten täglich Bemusterungen von jungen Künstlerinnen und Künstlern aus dem ganzen Land”, freut sich Bildner.
Quo vadis, DAB+?
Und wie soll die DAB+-Reise für die anderen Sender weitergehen? Der Verein Digitalradio Österreich sieht jedenfalls weiterhin großes Potenzial für die Technologie in Österreich. „Wir sehen DAB+ als Rückgrat eines zukunftssicheren Radios und unser Ziel ist es, DAB+ langfristig als digitalen Standard zu etablieren”, erklärt Gerner. Vielversprechend sei, dass die Geräteabdeckung – insbesondere durch den seit Ende 2020 verpflichteten Einbau in Neuwagen – weiter zunimmt. „Bis 2030 werden rund 75% der österreichischen Haushalte über mindestens ein DAB+-fähiges Gerät verfügen – das technische Potenzial für noch mehr Hörerinnen und Hörer ist da. Gleichzeitig sehen wir großes inhaltliches Potenzial – etwa in der Weiterentwicklung von Spartenprogrammen, regionaler Vielfalt und innovativen Zusatzdiensten wie dem ‚Automatic Safety Alert'-System für den Katastrophenschutz”, wirft Gerner einen Blick in die Zukunft.
Bei Superfly will man das „Momentum nutzen und die Programmlinie kontinuierlich weiterentwickeln”. Ähnlich bei den Antenne-Sendern, wo Geschäftsführer Bichler „mit einer kontinuierlichen Entwicklung und einer weiteren Etablierung von DAB+ im Nutzungsalltag” der Hörerinnen und Hörer rechnet.
Programm im Mittelpunkt
Die DAB+Sender von Kronehit sollen ebenfalls weiter etabliert, und ihre Präsenz auch über das klassische Radioprogramm hinaus gestärkt werden. Denn: „Unser Ziel ist es, eine enge Verbindung zu unseren Hörerinnen und Hörern aufzubauen, sei es über Social Media, On Air oder bei Events. Wir machen unsere Sender für unsere Community und wollen, dass sich diese als aktiver Teil davon fühlen”, sagt Bildner über die künftige Strategie.
Und für die Radio Arabella-Geschäftsführerin ist auch in der Zukunft das Programm der wesentliche Faktor, nicht der Ausspielungskanal. „Wir wollen auf DAB+ genauso wie auf UKW, via Web und App und sämtlichen Smartspeakern mit unserem Angebot begeistern – das Programm erhält den Zuschlag und steht im Mittelpunkt”, erklärt Steurer abschließend.
