Das System Arbeitsmarkt kippt – Zahl der Langzeitarbeitslosen hat sich verdoppelt
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Bernhard Ehrlich.
MARKETING & MEDIA Redaktion 26.04.2021

Das System Arbeitsmarkt kippt – Zahl der Langzeitarbeitslosen hat sich verdoppelt

Die Lage ist dramatisch: Die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat sich im März 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt. Ein Gastkommentar von Bernhard Ehrlich.

WIEN. 97.800 Menschen haben seit mehr als einem Jahr keinen Job mehr. Dazu gehören auch die ersten Corona-Arbeitslosen aus dem Frühjahr 2020. Für diese Langzeitarbeitslosen wird es besonders hart. Denn selbst wenn die Wirtschaft nach Ende der Pandemie wieder in Schwung kommt, wird der Großteil keine Jobs erlangen.
Die vulnerablen Gruppen wie Ältere, schlechter ausgebildete Personen, Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund werden zurückgelassen. Und sie bilden die Basis für die steigende Sockelarbeitslosigkeit in Österreich, die sich auch in Zeiten der Hochkonjunktur nicht mehr reduzieren lassen wird.

Den Herausforderungen nicht gewachsen
Die Pandemie hat auch unseren Arbeitsmarkt an den Rand des Bewältigbaren gebracht. Das System kippt: Die Strukturen, die Langzeitarbeitslose in den Arbeitsmarkt vermitteln, sind den gestiegenen Herausforderungen nicht gewachsen. Weiterhin wird mit Kursen versucht, die Menschen aus der Arbeitslosenstatistik herauszuhalten und ihnen mehr oder weniger nützliches Wissen zu vermitteln. Die Wahrheit ist, dass diese Maßnahmen an den Bedürfnissen der Unternehmen – die ja weiterhin teils verzweifelt Fachkräfte suchen – vorbeiführen. Drei von vier Mittelstandsunternehmen in Österreich (76%) haben laut einer Studie von EY Probleme, Fachkräfte zu finden, 23% sogar erhebliche.

Was die Unternehmen brauchen, sind Kurse, die mit der Wirtschaft abgestimmt wurden und die arbeitslosen Menschen nur in Verknüpfung mit Jobs angeboten werden. Die direkte Zusammenarbeit mit der Wirtschaft zur Schaffung entsprechender Plattformen wird hier aus unerfindlichen Gründen gescheut. Doch nur, wenn es gelingt, Instrumente zu schaffen, mit denen Langzeitarbeitslose für die Anforderungen des Jobmarkts ausgerüstet werden, statt an ihm vorbei, wird sich das Blatt wenden.

Autoreninfo
Bernhard Ehrlich ist Gründer von '10.000 Chancen zur Arbeitsmarktintegration', eine Initiative für rasche und unbürokratische Arbeitsmarktintegration. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, 10.000 benachteiligte Menschen mit einem fairen Job in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln und dem Staat dabei zu helfen, rund 100 Mio. € an Sozialausgaben zu sparen. (red)

www.10000chancen.com

 

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