„Ein gewisser Jani Newrkla”
© Gernot Pompenig
Johannes Newrkla, lange Jahre auch Präsident des Art Directors Club Europe.
MARKETING & MEDIA Redaktion 03.04.2020

„Ein gewisser Jani Newrkla”

Vor wenigen Tagen ist Johannes „Jani” Newrkla verstorben. Franz „Jacky” ­Merlicek erinnert sich in einem Nachruf an seinen langjährigen Weggefährten.

Ein gewisser Jani Newrkla bewirbt sich in der Werbeagentur Demner & Merlicek. Wir wollen ihn engagieren, aber das strenge innenarchitektonische Corporate Design erlaubt nur einen schwarzen, zwei Meter langen Tecno-Schreibtisch als Arbeitsplatz und der hat einige Monate Lieferzeit. Also wird sich Janis Mitarbeit wohl oder übel verzögern.

Sein Verständnis für diese konsequenten Designrichtlinien traf einerseits auf Unverständnis, andererseits auf Bewunderung. Schließlich wollte er so wie ich Architekt werden. Aus dieser Notlage heraus habe ich ihm angeboten, meinen Schreibtisch mit ihm zu teilen. Diese Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen. Ich habe sie aber nie bereut.

Jani hat in unserer Agentur große Kampagnen geführt. Mit Günther Lebisch und Angelo Peer die legendäre „Wo geht's hier zu kika”-Kampagne. Wir, Jani und ich, haben gemeinsam Wiener Zucker gewonnen, er hat für Mazda Axel Corti gewonnen und mit ihm den Schalldämpfer kreiert und die Nachfolgekampagne „Peter und Peter” mit Wolf Haas. Er war es, dem es gelang, Arnold Schwarzenegger, Jackie Chan, Roger Moore und Michail Gorbatschow, jeden auf seine Weise, über die Vorteile der österreichischen Bundesbahn berichten zu lassen. Auch hat er die Anfänge der „Familie Putz” begleitet.

Jani, der Unternehmer

Er schied als Partner der Agentur aus und gründete mit Blue­tango sein eigenes Unternehmen. Es war damals die einzige in internationalen Netzwerken agierende Agentur in Österreich. Für Kunden wie Mobilkom Austria mit Wim Wenders, die Donauversicherung, Pfanner, Mischek Attensam und die St. Martins Therme & Lodge holte er sich strategische und kreative Unterstützung aus Amsterdam, Hamburg, Zürich, Kopenhagen und San Francisco.

Das hat auch zum Engagement im Art Directors Club Europe geführt, dem er viele Jahre als Präsident vorgestanden ist. Er war überzeugter Europäer und hat durch die Mitarbeit an der EU-Kampagne auch aktiv zum Gelingen dieser visionären Idee beigetragen.

Jani kam ursprünglich aus dem Verlagswesen und fand schnell seine Position in der Werbung. Eigentlich fand er viele, denn er war Berater, Creative Director, Stratege, Texter und in der neuen, 2015 mit uns gegründeten, Agentur auch Geschäftsführer.

Als Rosa und ich die Lehargasse verließen und uns entschlossen, neu durchzustarten, rief mich Jani an, um Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszuloten. Nun war es an ihm, mir einen Schreibtisch in seinem durchdesignten Büro anzubieten. Und das Beste war, dieser stand schon bereit.

Auf der selben Wellenlänge

Trotz längerer Unterbrechung unserer Zusammenarbeit waren wir gleich wieder auf derselben Wellenlänge. Seine Partnerschaft hat es uns ermöglicht, die Agentur von Anfang an auf sichere Beine zu stellen. Durch sein Wissen, seine Erfahrung, aber auch durch sein Offensein für alles Neue, seinen Optimismus und seinen Humor hat er zum raschen Erfolg unseres Unternehmens beigetragen. Die Beziehung zu uns Partnern und zu allen unseren Mitarbeitern war immer von dem Bemühen um gegenseitige Wertschätzung und einem freundschaftlichen Umgang miteinander geprägt.

In diesen letzten fünf Jahren war ich es dann, der öfter mit ihm an seinem Schreibtisch gesessen ist. Wir haben über die Arbeit gesprochen und uns über Gott und die Welt unterhalten.

Lieber Jani, ich vermisse dich.
Jacky

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