Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
VERMISCHT. Es tut sich einiges: Großbritannien kämpft weiterhin mit den selbst konzipierten Kriterien für den EU-Austritt, dessen einstweilige Auswirkungen sich – zumindest im Prolog – in einer prächtigen konjunkturellen Entwicklung spiegeln. In Frankreich entwickeln sich die Präsidentschaftswahlen zu einem Wettlauf der Behörden in deren Ermittlungstätigkeit gegen zwei der drei Kontestanten. Es gilt: „Honi soit qui mal y pense” – im blumigsten Sinne dessen, dass eine Handlung nur durch falsche Interpretation anstößig scheint, wie beide im Paarlauf versichern.
Sittenbilder
Im Inland, und präziser formuliert: in Wien, versinkt inzwischen die halbe Stadtregierung im Sumpf des jahrelangen Laissez-faire. Spitäler, Gemeindewohnungen, Kindergärten, Mindestsicherung, all das, worauf der Lebensabschnittswiener ob der ausgeprägt humanistischen Note so stolz war, bekommt jetzt einen widerlichen Beigeschmack. Im Raum steht, ob sämtliche potenziellen Nachfolger und -innen für das unter Umständen bald vakante Bürgermeisteramt in einem Aufwasch auch gleich wieder abmontiert werden; sowohl die Vertreter der „großen Flächenbezirke”, wie es so schön heißt, als auch jene, die innenstadtnah und grünaffin agieren.
Wenigstens der frühere Präsident des Rechnungshofs, Franz Fiedler, ein Mann der Vernunft, spendet im Kurier Trost, indem er mit einleuchtend simplen mathematischen Kniffen arbeitet: Er sieht Wien „keineswegs als Sonderfall”. Durch die vielen Gemeindemitarbeiter sei „die Wahrscheinlichkeit von Verfehlungen Einzelner deutlich höher als in anderen Gemeinden”. Stimmt. Mehr Leut, mehr Gemauschel.
Bleiben wir also bei der Mathematik: Die natürlichen Zahlen, also 1, 2, 3, umfassen laut divergierender Konventionen entweder die nichtnegativen ganzen Zahlen inklusive 0 oder die positiven ganzen Zahlen ohne 0 … Liebe Spindoktoren der Politologie: Eleganter kann man Nullen nicht aus dem Spiel nehmen.