Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
ZUSAMMENRÜCKEN. Der ehemalige österreichische Bundeskanzler Fred Sinowatz ist vielen weniger wegen seiner kurzen Regierungszeit und der Koalition mit der FPÖ in Erinnerung geblieben, als mehr für seine erstaunlich scharfsinnigen Zitate.
Eines, das sich auf so viele Lebenslagen und Epochen umlegen lässt und weil es immer nur verkürzt wiedergegeben wird, hier in voller Länge, lautet: „Ich weiß schon, meine Damen und Herren, das alles ist sehr kompliziert so wie diese Welt, in der wir leben und handeln, und die Gesellschaft, in der wir uns entfalten wollen. Haben wir daher den Mut, mehr als bisher auf diese Kompliziertheit hinzuweisen; zuzugeben, daß es perfekte Lösungen für alles und für jeden in einer pluralistischen Demokratie gar nicht geben kann.”
Und in der Tat: Eine perfekte Lösung gibt es in der Regel nie, optimalerweise sind am Ende beide Seiten etwas unzufrieden.
Darauf läuft es vermutlich auch hinaus, wenn es um die Frage geht, wie die Politik künftig einen österreichischen Medienstandort absichern soll, in dem sowohl der ORF als auch die privaten heimischen Medien überleben können und nicht von den Digitalgiganten überrollt werden.
Aktuell ist ein neues ORF-Gesetz in Begutachtung, das zwar dem ORF etwas weniger Text auf der berühmten blauen Seite ermöglicht, aber dafür viele Freiheiten im Social Media-tauglichen Bewegtbild-Content erlaubt – sehr zum berechtigten Missfallen der heimischen Verleger und der anderen Sender. Denn was in diesem Zusammenhang immer miterwähnt werden muss, ist die Co-Finanzierung des ORF durch die nun neue Haushaltsabgabe – ein enormer wirtschaftlicher Vorsprung, wobei dieser dafür dann auch den, in der Produktion kostspieligen, öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllen muss.
Weniger Verständnis habe ich für den Ruf nach einer kompletten Schließung von orf.at. Denn: die blaue Seite trägt wesentlich zu einer relevanten Reichweiten-Größe auf heimischen Medien-Seiten. Ohne orf.at würde diese massiv einsinken.