Georg Suchanek beschäftigt sich seit Jahren mit Werbung auf Fassaden und Baugerüsten. Im Interview mit medianet spricht er über die Besonderheiten dieser Form der Außenwerbung, die Bedeutung von Qualität bei Standort und Umsetzung sowie aktuelle Entwicklungen am Markt.
medianet: Herr Suchanek, eines Ihrer ersten Werbewand-Projekte war eine Feuermauer gegenüber dem Wiener Ringturm – ein Standort, der über ein Jahrzehnt Bestand hatte. Für Ihre spezielle Gattung, die Fassadenwerbung, eher ungewöhnlich, da die meisten Flächen nur kurz verfügbar sind. Welche Herausforderungen ergeben sich im Vergleich zu klassischen Dauerstandorten?
Georg Suchanek: Die größte Herausforderung liegt in der Größe der Werbefläche und die damit verbundenen Produktions- und Montagekosten. Die damals 518 m² erfordern eine hohe Investition des Werbekunden für eine Dauer von vier bis maximal acht Wochen. Im Gegenzug erhält der Kunde dafür auch eine außergewöhnliche Aufmerksamkeit und Präsenz. Die Botschaft ist riesig auf einem unerwarteten Standort und wird nicht übersehen. Die hohen Kosten waren merklich in den diversen Krisen in der Laufzeit, da war es sehr schwer den Standort zu vermarkten. Aber die lange Laufzeit dieses Standortes ermöglichte es, die Krisen zu überstehen und auf die Dauer gesehen war es sicher ein gutes Geschäft.
medianet: Und was sind die Unterschiede zu den klassischen Gerüststandorten?
Suchanek: Auch hier ist die Laufzeit etwas Positives, da ich sowie die Kunden langfristig planen und die Tiefen im Business eher verkraftet werden können, aber gleichzeitig ist die Dauer auch die Herausforderung da eines der Argumente für Gerüstwerbung der ‚neue, unübliche und exklusive‘ Standort ist. Und das muss ich über die lange Laufzeit aufrechterhalten.
Unser neuer Standort beim Hotel Bristol verbindet beides. Er ist besonders und einmalig (das Hotel wird sicherlich nicht so bald wieder renoviert) aber für die nächsten zwei Jahre: das ist eine überschaubare Laufzeit und ermöglicht dem Kunden diesen Standort für zum Beispiel Kampagnen im Herbst 2026 zu buchen (was auch schon passiert).
Den Rekord werde ich aber nie brechen: 22 Jahre hatte die Megaboard die Werbefläche am Gerüst der Votivkirche … das war einmalig und wird es wohl für immer sein.
medianet: Bei Ihren Locations – sei es in den Randbezirken oder in der noblen Wiener Innenstadt – legen Sie großen Wert auf die Qualität des Werbemittels und des Umfelds. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Suchanek: Das kommt aus einer persönlichen Einstellung. Ich war und bin der Meinung, dass es für alle Beteiligten wichtig ist: der Eigentümer oder Bauherr bekommt das Service, dass wir uns um die Erhaltung des Gerüstes kümmern und mit der Bau- und Gerüstfirma alles abwickeln und umsetzen. Der Werbekunde profitiert, weil seine Botschaft eher wahrgenommen wird, wenn das Umfeld ansprechend ist und die Stadt bzw. das Grätzl hat ein sauberes Erscheinungsbild. Vor allem in den touristischen Lagen ist das wichtig. Wien lebt u.a. vom Tourismus und deswegen ist für uns bei diesen Standorten auch die Spiegelung der Fassade unumgänglich. Immerhin sind es meistens historische Gebäude oder wichtige Sehenswürdigkeiten, etwa wie die Wiener Staatsoper, die wir gestalten.
Deswegen war mir von Anfang an die Qualität wichtig und diese Investitionen haben mir Recht gegeben. Heute sind wir in einer Vorreiterrolle und unsere Kunden wissen es zu schätzen. Immerhin buchen sie den Werbestandort, bevor er aufgebaut ist (zumindest im Normalfall, wenn der Standort nur wenige Monate steht). Da ist es wichtig für ihn zu wissen, dass wir Qualität nicht nur anpreisen, sondern auch halten.
medianet: Gibt es Kunden, die bei Fassadenwerbung spezielle Anforderungen an die Qualität der Umgebung stellen?
Suchanek: Jeder Kunde möchte seine Werbung in einem ansprechenden Umfeld sehen. Egal aus welcher Branche. Aber natürlich ist der Anspruch an die Lage des Standortes unterschiedlich. Die Kunden aus dem Luxusbereich schauen sehr genau. Nicht nur auf unsere Umsetzung, sondern auf das Gebäude selbst und das Umfeld bzw. die Lage der Werbefläche.
medianet: Welche Trends erkennen Sie derzeit?
Suchanek: Aktuell zeigt sich ein Trend, dass vor allem Lage in der Innenstadt nachgefragt werden. Was auch daran liegt, dass der Luxusbereich von Beauty bis Fashion aktuell sich gegen den Trend entwickelt und noch hohe Budgets hat. Aber auch unsere heimischen Kunden schauen sehr genau wo die Werbefläche liegt und wie diese umgesetzt wird.
medianet: Bleiben wir gleich beim Thema Qualitätsanspruch: Wie sehr setzt dieser – positiv gemeint – Ihre Mitbewerber unter Druck, ebenfalls in Sachen Qualität mitzuziehen?
Suchanek: Ob die anderen Marktbegleiter tatsächlich einen Druck spüren, weiß ich nicht. Aber es hilft auf alle Fälle der gesamten Branche, wenn die Qualität gesteigert wird (wurde). Insbesondere auch gegenüber der Stadt Wien, immer hin brauchen wir ihren ‚good will‘ für die nötigen Genehmigungen. Daher ist es wichtig, dass sich alle an die Spielregeln halten und die Qualität stetig steigt.
Wenn wir dazu beigetragen habe, dass dem so ist, dann nehme ich das Lob gerne und bin stolz darauf. Und werde versuchen auch in Zukunft in diesem Bereich innovativ zu sein.
medianet: In einem Medienbericht war zu lesen, dass Ihre Werbeträger eine Art ‚Haute Couture‘ für das Stadtbild seien. Inwiefern sehen Sie tatsächlich eine Aufwertung des Stadtbilds durch Ihre Arbeiten?
Suchanek: Ein Baugerüst ist kein schöner Anblick. Daher versuchen wir das Beste daraus zu machen. Wie einen Maßanzug planen wir die Spiegelung der Fassade damit so wenig wie möglich vom Gerüst zu sehen ist. Gleichzeitig verschwindet die Bautätigkeit hinter unseren Netzen. Teilweise erkennen die Passanten nicht, dass sie eine gedruckte Version des Gebäudes sehen bis zu dem Moment, wo sie davorstehen. Auf den Fotos ist es auch nicht gleich zu erkennen. Da wir individuell arbeiten und einen sehr hohen Qualitätsanspruch haben, passt der Vergleich mit der ‚Haute Couture‘.
Ein anderer Aspekt ist, dass viele Sanierungen nur möglich sind, weil der Bauherr die Kosten durch die Werbung finanzieren kann. Somit hilft unsere Tätigkeit, dass die Stadt auf lange Sicht ‚schöner‘ wird.