Generationswechsel bei der Schick-Gruppe
© Martina Berger
MARKETING & MEDIA Redaktion 01.10.2025

Generationswechsel bei der Schick-Gruppe

Alexander Schick übernimmt die Geschicke der Wiener Hoteliers-Dynastie von seinem Vater Martin.

Mit dem Hotel Stefanie in der Wiener Leopoldstadt verfügt die Gruppe der Familie Schick über das älteste Hotel Wiens, das stolze 425 Jahre alt ist. Die Vier-Sterne-Häuser Hotel Erzherzog Rainer, das Hotel am Parkring, Capricorno und City Central gehören ebenfalls zu jenem Portfolio, das Alexander Schick, 33, nun von seinem 63-jährigen Vater Martin übernommen hat.

medianet: Fällt der Abschied von der Unternehmensspitze nach 35 Jahren schwer?
Martin Schick: Nein, da ich mit meinem Sohn einen tüchtigen Nachfolger habe, der über eine entsprechende Ausbildung und Erfahrung verfügt. Ich bin also sehr froh, dass das Unternehmen in der fünften Generation weitergeht. Es fällt mir nicht schwer loszulassen, ich bin darüber froh. Ich bin ja trotzdem noch ein bisschen als Beirat da, allerdings nicht im operativen Geschäft.

medianet: Wo darf sich der Senior noch einmischen?
Alexander Schick: Wir haben das während des Übergabeprozesses klar definiert. Das oberste Credo ist, dass wir nach außen hin eine Meinung vertreten. Ich bin durch seine enorme Erfahrung auf seine Meinung auch angewiesen. Das operative Geschäft liegt aber zu 100 Prozent bei mir. Das funktioniert ganz wunderbar.

medianet: War die Übergabe friktionsfrei?
Alexander Schick: Es war mir während des Übergabeprozesses, der doch zwei Jahre gedauert hat, wichtig, dass er von Beginn an extern begleitet wurde. Dabei ging es um die Darstellung der operativen Aufgaben der Eigentümerseite, damit nichts vergessen wird. Zwischenmenschlich waren wir miteinander immer im Reinen.

medianet: Ihr ehemaliger General Manager der Hotels ging in den Ruhestand und Sie übernehmen nun auch seine Agenden. Ist die Doppelbelastung kein Problem?
Alexander Schick: Viele Aufgaben gehen Hand in Hand, da wir sowohl Betreiber als auch Eigentümer sind. Es gibt also nicht nur den laufenden Betrieb der Hotels, sondern auch viele Immobilienthemen. Das ergänzt sich sehr gut. Im Hotel Stefanie bin ich zudem Hoteldirektor. In den anderen Objekten gibt es Hausverantwortliche, die das tägliche Geschäft erledigen. Gemeinsam mit mir geht es dann um strategische Ausrichtungen.

medianet: Werden Sie sich in das Tagesgeschäft einbringen, oder die Übersicht über den Familienkonzern behalten und ihn weiter ausbauen?
Alexander Schick: Ich könnte es mir nicht vorstellen nur hier zu sitzen und alles bloß strategisch weiterzuentwickeln. Ich liebe es, in die Zimmer zu gehen und optische Designveränderungen herbeizuführen. Da ist in den vergangenen zwei Jahren bereits viel passiert. Hätte man einmal zehn oder 15 Hotels, würde das in den Hintergrund rücken. Das wäre schade, denn dann gäbe es vermehrt strategische Aufgaben.
Wir sind ein sehr gesundes Unternehmen und nicht, wie andere Hotelgruppen, sehr schnell gewachsen. Aber wir können uns natürlich vorstellen ein weiteres Hotel zu kaufen, das aber in unser Portfolio passen müsste. Dazu gehört, neben der wirtschaftlichen Sicht, auch die menschliche.

medianet: Also keine Expansion um jeden Preis?
Alexander Schick: Es muss einen Reiz haben, uns muss das Herz dabei aufgehen und das Geschäft muss sich rechnen.

medianet: Gerade das Hotel Stefanie ist sehr auf Tradition fokussiert. Wird das beibehalten oder sogar ausgebaut?
Alexander Schick: Unsere Häuser sind sehr unterschiedlich ausgerichtet. Das Hotel Capricorno am Schwedenplatz ist beispielsweise modern und auf den jüngeren Gast ausgelegt. Jedes Hotel braucht seinen USP, sein Alleinstellungsmerkmal. Das ist beim Hotel Stefanie klar definiert und das würde ich ihm niemals wegnehmen.
Würde man alles herausreißen und modern gestalten, dann wäre das Herz des Hotels weg und damit auch das, was der Gast schätzt. Im Gegenteil, wir wollen das Stefanie noch
mehr in diese Richtung positionieren.
Der Gast kommt nach Wien um Historie zu erleben. Das bekommt er hier und zudem auch Modernität wie extrem schnelles WLAN, USB-Steckdosen, Flachbildschirme und vieles
mehr.

medianet: Das Hotel- und Gastgewerbe steht vor Herausforderungen. Wie werden Sie das Portfolio in Zukunft absichern?
Alexander Schick: Unserer Branche wird immer vorgeworfen, dass wir Inflationstreiber seien. Wir müssen unsere Kosten weitergeben. Uns betreffen Steigerungen bei den Energiepreisen, bei den Personal- und Warenkosten. Um die Zukunft abzusichern setzen wir etwa auf Digitalisierung beim Property Management, auf volldigitale Lösungen und haben das Haus erneuert. Die freigewordenen Ressourcen werden anderswo eingesetzt.

medianet: Wäre es nicht ein Weg, noch mehr in Richtung Hochpreissegment zu gehen?
Alexander Schick: Die Luxushotellerie funktioniert. Dabei hat Wien im Vergleich mit anderen internationalen Städten aber ein Preisproblem, denn die Stadt ist noch immer im unteren Drittel angesiedelt. Im Hotel Stefanie und im Hotel am Parkring, wo man aus allen Zimmern einen Blick über Wien hat, macht es durchaus Sinn, noch mehr in Richtung Luxus zu gehen.

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