Im Gespräch Michael Wimmer-Lamquet, Chef der Agentur move121, äußert sich gegenüber medianet über den Stellenwert von Storytelling und gute Geschichten, Markenkernstrategien und eine kaputtgeredete Branche.
Wien. „Den größten Spaß macht es mir, Kampagnen zu entwickeln und dabei in Geschichten zu packen”, sagt Michael Wimmer-Lamquet, Chef der Agentur move121, und ergänzt: „Ich erzähle gern Geschichten. Das Storytelling, das in den vergangenen Jahren aufgekommen ist, war bei mir immer schon ein Thema.”
Aktuell hat die Agentur die Kampagne für Sky, die gemeinsam mit Testimonial Hans Krankl für Aufsehen sorgt, umgesetzt. Bereits seit Jahren betreut Wimmer-Lamquet den Pay-TV-Sender. Angefangen hat die Beziehung mit Sky mit einem Auftrag für die Kommunikation der Marke und des Produkts im UPC-Netz.
„Jetzt bin i der Erste”
„Damals hatte ich dann, gemeinsam mit Walter Fink, die Idee, Hans Krankl als Testimonial einzusetzen”, erzählt Wimmer-Lamquet. Daraus ist die erfolgreiche Kampagne „Jetzt bin i der Erste” entstanden. „Das hat super funktioniert, seitdem ist das gemeinsam gewachsen. Krankl macht als Testimonial viel aus. Es hilft natürlich in der Differenzierung von den Mitbewerbern, die in ihrer Kommunikation nur Produkte oder Devices herzeigen können.” Krankl wurde in den Spots auch ein junger Bub zur Seite gestellt, „um den Family-Approach perfekt zu inszenieren; das hat der Marke Sky sehr gut getan”, sagt Wimmer-Lamquet.
Über ORF zu Disney
Wimmer-Lamquet, der nach dem WU-Studium zunächst beim ORF in der Filmredaktion angefangen hat, bekam dort ein gutes Gefühl dafür, „was den Leuten gefällt und was nicht. Das war die beste Marketing-Schule.” Mitte der 1990er-Jahre heuerte er dann bei der skandinavischen Egmont Group an, dem weltweit größten Disney-Print Lizenznehmer. „Dort habe ich dann eine intensive Markenschule bekommen, internationale Brand-Schulungen standen hier auf der Tagesordnung.”
Der weitere Weg führte den jetzigen Agenturchef zu Telekabel (jetzt UPC), zunächst in Wien, dann in die Niederlande. 2006 kehrte er nach Wien zurück, und machte sich selbstständig. „Sonst komme ich aus der Marketingschiene überhaupt nicht mehr heraus”, dachte sich Wimmer-Lamquet damals. Das Thema mobile Kommunikation kam damals auf, was auch der Agenturname widerspiegelt. Wimmer-Lamquet: „Move steht für mobil und 121 für one-to-one communication.”
„Gerne mehr Geschichten”
Für ihn steht immer eine Markenkernstrategie im Vordergrund. „Ich will nicht nur Werbung verkaufen. Ich will, dass wir – Kunde und Agentur – alle genau wissen, wovon wir reden, bevor wir an kreative Umsetzungen denken. Daher steht zu Beginn einer Kundenbeziehung in der Regel immer ein Markenkernanalyse-Prozess.” Derzeit beschäftigt die Agentur 3,5 fix angestellte Mitarbeiter. „Ich liebe schlanke Strukturen und kurze Wege. Ich würde natürlich gern noch viel mehr gute Geschichten erzählen. Und es gibt viele Produkte, die das vertragen könnten”, erzählt Wimmer-Lamquet.
Das aktuelle Marktumfeld sieht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Die Branche wurde lange kaputtgeredet. Das Geld ist prinzipiell da, denn Unternehmen wollen etwas verkaufen, und Kommunikation ist unabdingbar.” Dass der Gesundschrumpfungsprozess jedoch schon zu Ende ist, ist für Wimmer-Lamquet mehr eine Hoffnung. „Bis 2016 wird sich Österreich noch ein bisschen anstrengen müssen; danach hoffe ich aber, dass der EU-Motor wieder gut läuft.”