••• Von Sascha Harold
HAMBURG/MÜNCHEN. Der sogenannte Werteindex ist eine Langzeit-Social Media-Studie zu gesellschaftlichen Entwicklungen im deutschsprachigen Raum, die von Bonsai Research und der Trendbüro Beratungsunternehmen für gesellschaftlichen Wandel GmbH herausgegeben wird. Für das aktuelle Update wurden KI-gestützt mehr als zwölf Mio. Posts in Sozialen Medien ausgewertet. Ein Eindruck, den subjektiv viele bestätigen können, verfestigt sich dabei: Der Ton in den Sozialen Medien wird zunehmend rauer.
Resilienz ist aufgebraucht
Zugleich wachse angesichts zahlreichen Krisenherde die Erschöpfung der Menschen: „Die in den letzten Monaten viel beschworene Resilienz scheint aufgebraucht. Dass ‚I am tired' wurde im letzten Jahr oft gegoogelt wie nie; das ist symptomatisch”, so Jens Krüger, CEO Bonsai Research. Dieser Befund hat auch Auswirkungen auf die Wertehaltung. So sind im aktuellen Werteindex Freiheit, Gesundheit und Familie ganz vorne.
Dass die Schärfe zumindest in den Sozialen Medien weiter zunimmt, hält Krüger ebenfalls fest: „Sowohl die Schärfe als auch die Inhalte der Social Media-Posts zeigen, dass die Gesellschaft weiter auseinanderdriftet.”
Wie kann darauf reagiert werden? Für Unternehmen bedeuten die Erkenntnisse, heißt es in der Studie, Abstand von Spaltungs-Narrativen zu nehmen, um einer weiteren Spaltung entgegenzuwirken. Zudem sei es wichtig, auf die veränderten Wertehaltungen einzugehen. Eine Besinnung auf die Basic, abseits von Lifestyle, sei bei den Menschen festzustellen, heißt es im Report. Das bedeutet, dass Unternehmen gut dabei beraten wären, Konsum „frugal”, also bescheidener, zu denken. Getrieben ist dieser Trend nicht zuletzt durch die aktuelle Rezession, die viele Menschen nicht nur aus Nachhaltigkeitsgründen, sondern aus Notwendigkeit zum Konsumverzicht auffordert. Ein zentrales Key-Learning für Unternehmen, aus dem Bericht: „Wenn das Geld knapp wird, ist für die Bereitschaft, zu konsumieren, ein nachvollziehbares Preis-Leistungs-Verhältnis unerlässlich.”
