GIS: Plus acht Prozent
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MARKETING & MEDIA Redaktion 08.10.2021

GIS: Plus acht Prozent

Der ORF bringt den Antrag zur Gebührenanpassung ein; ­inflationsbereinigt zahlen die Seher über die Jahre gesehen weniger.

••• Von Anna Putz

WIEN. Am Montag lud die ORF-Generaldirektion zu einem Hintergrundgespräch in die Wiener Innenstadt. Thema: die anstehende Anhebung der Programm­entgelte, wobei es sich laut Alexander Wrabetz eher um eine „Anpassung” handelt.

Alle fünf Jahre sieht das ORF-Gesetz eine Änderung vor – Wrabetz und Weißmann legen nun einen Vorschlag für die GIS-Gebühren bis 2026 vor. „Im Einvernehmen mit Roland Weißmann” werde man nach Abwägung aller Einflussfaktoren im Stiftungsrat eine Erhöhung der Programm­entgelte vorgeschlagen.
Künftig sollen Österreichs Haushalte 1,38 € mehr pro Monat für die ORF-Programme bezahlen. Dieser Rechnung nach werden in Zukunft 60 Cent pro Tag für den ORF zu entrichten sein, fünf Cent mehr als in den vergangenen Jahren.

Geld für Programm

Mit den Gebührenabgaben der Österreicher finanziert sich der ORF zu zwei Dritteln, lediglich ein Drittel kann aus kommerziellen Einnahmen lukriert werden. Die prognostizierte Entwicklung eben dieser – genauer gesagt der TV-Werbung – sei auch Mitgrund für die Erhöhung.

Mittelfristig”, so Wrabetz, „ist im Wachstumspotenzial der klassischen TV-Werbung nicht mit hohen Steigerungen zu rechnen.” Einbezogen wurde auch die geschätzte Inflation der kommenden Jahre von zehn Prozent. Entschlossen habe man sich aber, „an den unteren gesetzlichen Rahmen” zu gehen und mit einer Inflation von acht Prozent zu rechnen.
In Summe hätte der ORF nie die volle Inflationsanpassung bekommen, informiert Wrabetz. Real, sagt Wrabetz, seien die Gebühren von 2008 bis 2026 um 15% gesunken.
Der designierte Generaldirektor Weißmann äußerte sich im Rahmen des Gesprächs ebenfalls zur GIS-Erhöhung und den Vorhaben, die man damit realisieren möchte. „Programm, Programm, Programm”, so das Credo Weißmanns. Jeder freie Euro solle ihm zufolge in das ORF-Angebot fließen – erfolgreiche, bestehende Programme sollen fortgesetzt und neue entwickelt werden. Investiert werden solle vor allem in österreichische Fiktion, regionale Angebote und Kultur bzw. Wissenschaft. Angestrebt werden auch Kooperationen, beispielsweise mit dem Streaminganbieter Netflix, aber auch deutschen öffentlich-rechtlichen Sendern. Im Sportbereich konnten TV-Rechte für zahlreiche Sportevents gesichert werden – exemplarisch seien die Olymischen Winterspiele oder die Fußball WM genannt. ORF III soll zum anstehenden 10-jährigen Jubiläum mehr Budget für Informations- und Kulturinhalte zur Verfügung gestellt werden. Außerdem „bekenne” man sich zu ORF Sport+, wie Weißmann sagt.

Mehr Geld für Info

Den Informationssektor will man ebenfalls finanziell stärken, um so die „Kernfunktion des ORF hochzuhalten und auszubauen”, so Weißmann. Etwa werde aktuell die Erschließung einer zusätzlichen, nicht näher genannten Korrespondentenstelle geprüft.

Für seine neue Aufgabe als Generaldirektor sieht sich der neue gewählte ORF-Chef Roland Weißmann gut gerüstet, da er innerhalb der letzten zehn Jahre das Produktionsbudget um 20% reduziert habe und durch die Einsparungen die Finanzierung der Spartensender ORF III beziehungsweise ORF Sport+ möglich wurde.
Ein immer wieder auftauchendes Thema in Bezug auf die Gebührenerhöhung ist die Streaminglücke, mit der sich der ORF konfrontiert sieht. Laut Wrabetz sei klar, dass man in Zukunft „um Gebührenzahler kämpfen muss”. Ziel sei weniger die Schließung der Lücke, als vielmehr zu verhindern, dass diese nicht noch größer werde. Hoffnungsschimmer: Rund 95% aller Haushalte zahlen die GIS-Gebühr; die Zahl jener, die sich aufgrund ausschließlicher Nutzung von Streamingangeboten davon befreien wollen, sei laut Wrabetz überschaubar.
An einer anderen Front bereite man sich vor, so es das neue ORF-Gesetz erlaubt, auch, um das eigene Angebot im Vergleich zu Netflix & Co zu verbessern und arbeitet an einer Kooperation mit den Mediatheken von ZDF und ARD. Man sei in Gesprächen mit den deutschen Öffentlich-Rechtlichen, um „Bemühungen zu bündeln”. Die Inhalte der Mediatheken sollen untereinander zur Verfügung gestellt werden, „ohne alles zusammenzulegen”, so Wrabetz.

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