ideas worth spreading
© Daniel Willinger/TEDxVienna
Team Vlad Gozman und Réka Artner sind die Kuratoren von TEDxVienna; das Team des Vereins umfasst 70 freiwillige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
MARKETING & MEDIA Gianna schöneich 20.04.2018

ideas worth spreading

Am 14. April fand das Live-Screening der TED-Konferenz aus Vancouver im ­Gartenbaukino in Wien statt. Die Kuratoren von TEDxVienna im Interview.

••• Von Gianna Schöneich

WIEN. Wir alle stecken in einer Filterblase. Themen außerhalb dieser erreichen uns selten – oder wann haben Sie zuletzt etwas zu Quantenphysik gelesen, oder etwas über das Transplantieren von Organen erfahren?

Unsere Welt ist voller Ideen – guten und schlechten – und Tausenden, die es wert sind, verbreitet zu werden. TED hat sich genau dies zur Aufgabe gemacht. In der vergangenen Woche fand in Vancouver die TED-Konferenz 2018 statt, am Samstag, 14. April, wurde zwei Sessions der Konferenz live in das Wiener Gartenbaukino übertragen. Veranstalter dieses Events ist TEDxVienna.
Präsentiert wurde an diesem Tag auch das Thema der diesjährigen TEDxVienna-Konferenz, welche am 20. Oktober im Wiener Volkstheater stattfinden wird. Unter dem Namen „Simplexity” soll die komplementäre Beziehung zwischen Einfachheit und Komplexität beleuchtet werden.
Doch wer oder was steckt eigentlich hinter TEDxVienna? medianet traf die Kuratoren des Vereins, Vlad Gozman und Réka Artner.
Der erste TED-Kongress fand im Jahr 1984 statt und präsentierte Innovationen aus den Bereichen Technology, Entertainment und Design. „Heute geht es nicht mehr um Ideen aus nur diesen drei Bereichen”, erklärt Gozman „TED identifiziert neue Ideen und Denkansätze, ganz egal aus welchem Bereichen oder welcher Branche.” Vor einem Publikum sprechen Personen über genau diese, und auf der Bühne ist beinahe alles erlaubt. Propaganda jeglicher Art und die Verbreitung politischer Gesinnungen und auch Corporate Talks wird man bei TED jedoch vergeblich suchen.
2002 startete TED den Prozess „radical openness”: Die aufgenommen Talks der TED-Events wurden online gestellt. Seit 2009 etablierten sich immer mehr der sogenannten TEDxEvents – sei es in einem der ärmsten Slums in Nairobi oder die spontane TEDxVolcano mit all jenen, die aufgrund des isländischen Vulkanausbruchs auf einem Flughafen gestrandet waren, oder eben TEDxVienna.

Es war einmal …

2010 kommt Gozman, gebürtiger Rumäne, nach Wien. Aus seiner Heimat kennt er TEDxBukarest und möchte Teil von TEDxVienna werden. Den Verein gab es allerdings noch nicht, und Gozman beantragt kurzerhand bei TED eine Lizenz: „Ich hatte keinerlei Erfahrung in der Eventplanung und ehrlich gesagt damals auch keine große Vision”, erklärt er heute. Das „x” steht für independently organized, „das bedeutet, man nutzt zwar den Namen von TED und hält an der Philosophie fest, allerdings handelt es sich um ein Non-Profit- Franchise-Modell – wir zahlen nichts für die Lizenz und werden gleichzeitig von TED auch nicht unterstützt”, erklärt Réka Artner. „TED gibt uns nicht vor, welche Inhalte oder Speaker auf die Bühne sollen – allerdings gibt es No-Gos, und die Talks müssen einem bestimmten Standard entsprechen – schließlich werden diese auch online gestellt.”

Auf den generischen YouTube- Channel (https://www.youtube.com/user/tedxvie) werden alle Talks binnen eines Monats nach Konferenzaufzeichnung online gestellt – hervorragende Talks schaffen es sogar auf www.ted.com. Die dort vorhandene große Sammlung von Talks hat auch zur Bekanntheit von TED geführt.

Grenzenlose Bandbreite

Highlight eines jeden Jahres ist für TEDxVienna die Konferenz im Oktober: 20 nationale und internationale Speaker und zusätzlich Show Acts finden sich dann wieder auf der Bühne des Volkstheaters ein und werden zu unterschiedlichsten Themen sprechen – die Bandbreite ist beinahe grenzenlos.

„Wir haben ein Team mit 70 freiwilligen Mitarbeitern; sie besitzen unterschiedliche Hintergründe, Jobs, Nationalitäten. Wir haben eine Online-Working-Plattform, wo unser Team Speaker vorschlagen und ein kleines Profil für diese anlegen kann – derzeit haben wir eine Datenbank von 650 Personen. Diese durchforsten wir, wenn wir auf der Suche nach geeigneten Speakern für unsere Konferenz sind”, so Artner. Online können sich Personen aber auch selbst vorschlagen oder von jedem anderen vorgeschlagen werden.
Wer auf der Konferenz sprechen möchte, muss einen Talk vorbereiten, der nicht länger als 18 Minuten dauert, und wird von Gozman und Artner gecoacht. „Jeder Satz muss Inhalt haben, und es ist eine Herausforderung, einem so kurzen Talk eine gute Struktur zu geben”, erklärt Artner – so hat man beispielsweise auch schon Auma Obama, die Schwester von Barack Obama, per Skype gecoacht.
Hinter TEDxVienna steckt viel Arbeit und Herzblut. 70 Freiwillige organisieren den Event, arbeiten mit Sponsoring-Partnern zusammen und schreiben an einem Blog und einem monatlich erscheinenden Newsletter. Man bespielt auch sämtliche Social Media-Kanäle wie Facebook, Instagram oder Twitter.
„Viele Menschen sind verwundert wenn wir erzählen, dass wir so viele Freiwillige sind”, so Gozman, und Artner ergänzt: „Ich glaube, viele Menschen sind heute auf der Suche nach einer Sinnhaftigkeit; sie wollen einen Beitrag leisten und neben ihrem eigentlichen Job etwas Sinnvolles tun. TED ist eine gute Sache, wir inspirieren Menschen – TED gibt den Menschen ein Stück weit Hoffnung.”

Positive Ideen

Trotz kritischer Auseinandersetzungen steht bei TED das Positive im Vordergrund – eine willkommene Abwechslung, bedenkt man, dass negative Nachrichten die Medienlandschaft und unseren Alltag bestimmen. Die Zielgruppe von TEDxVienna ist zwischen 25 und 34 Jahren alt, Akademiker und Young Professionals.

Nur von Ticketeinnahmen könnte TEDxVienna nicht bestehen, erklärt Gozman: „Wir haben tolle Partner wie die Marriott Hotels, die uns Zimmer für unsere Speaker zur Verfügung stellen. Unsere Events können wir nur dank unserer Partner stemmen.”

Kein klassisches Sponsoring

Ein klassisches Sponsoring mit Flyern und Standvermietung gibt es bei TEDxVienna nicht. „Wir wollen unseren Sponsoren einen Mehrwert bieten. Die Präsentation eines Unternehmens muss zur Konferenz passen und unseren Teilnehmern etwas nutzen”, erklärt Artner.

Mazda präsentierte sich beispielsweise vergangenes Jahr mit VR-Brillen und ermöglichte den Konferenz-Teilnehmern eine virtuelle Testfahrt. So entstehen tiefgreifende Partnerschaften, die für jeweils ein Jahr andauern. Der Verein versucht, seinen Sponsoren Branchenexklusivität zu gewährleisten. „Jeder unserer Partner hat einen Account Manager unsererseits; diese setzen sich häufig auch mit den Kreativagenturen der Unternehmen zusammen und man sucht gemeinsam nach Überlappungen, die bespielt werden können”, so Gozman. „Es ist viel Arbeit, diese Konferenz auf die Beine zu stellen. Unser Anspruch ist über die Jahre gewachsen und wir streben ein Leven wie in Vancouver an.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL