Ketchum holt Titel  „Agency of the Year“
© Marlena König
Saskia Wallner
MARKETING & MEDIA Redaktion 18.04.2025

Ketchum holt Titel „Agency of the Year“

CEO Saskia Wallner über Auszeichnungen, aktuelle Herausforderungen und ethische Richtlinien.

Großer Erfolg für Ketchum in Europa: Die Agentur wurde bei den EMEA ­Sabre Awards 2025 als „Continental Europe Agency of the Year“ ausgezeichnet – einer der wichtigsten internationalen Preise der Branche. Mit Büros in Österreich, Deutschland und Belgien ist Ketchum ein starker europäischer Player. medianet bat Saskia Wallner, CEO von Ketchum Österreich und seit 2025 auch von Ketchum Brüssel, um ein paar Antworten.

medianet: Die Auszeichnung als ‚Continental Europe Agency of the Year‘ zählt zu den renommiertesten Preisen der Branche. Welche Bedeutung hat so eine Auszeichnung in der eigenen Branche, für die eigenen Kunden aber auch nach innen?
Saskia Wallner: Der ‚Agency of the Year-Award‘ ist ein Proof of Concept, also eine schöne Bestätigung dafür, dass wir bei Ketchum richtig gut unterwegs sind – in Europa und auch speziell hier in Österreich, und zwar in der Qualität unserer Arbeit, als Arbeitgeber und natürlich auch kommerziell. Die Auszeichnung bringt Freude nach innen und Renommee nach außen. Sie unterstützt unsere ­Attraktivität für die besten Talente, bestärkt unsere Kunden in ihrer Wahl, und sie macht gute Figur in jeder (Pitch-)Präsentation.

medianet: Ketchum wurde nicht nur als Agentur des Jahres ausgezeichnet, sondern auch für einzelne Projekte, etwa ‚Blank Canvas‘ oder die Kampagne zum Tag des Denkmals. Was macht diese Arbeiten für Sie preiswürdig?
Wallner: ‚Blank Canvas‘ war ein Projekt, mit dem allem voran Christina Schirmbrand und Ina Lins unglaublichen Unternehmergeist bewiesen haben. Nach dem abrupten Ende des Fifteen Seconds Festival, mit dem wir eine Partnerschaft hatten, hat unser Team den Stier bei den Hörnern gepackt und innerhalb eines ultrakurzen Zeitraums einfach ein eigenes Festival auf die Beine gestellt. Zuversicht, Kreativität, Umsetzungsstärke – das alles zeichnet uns bei Ketchum aus und das hat man hier in Reinkultur erleben können.

Die Kampagne zum Tag des Denkmals für das Bundesdenkmalamt, die wir 2024 für vier Jahre gewonnen haben, vereint wiederum vieles von dem, was wir über Jahre an Expertise aufgebaut haben: Zusätzlich zu unserem Heritage-Business Strategische Kommunikationsberatung, Medienarbeit und Stakeholder Relations sind das: Design (in diesem Fall und im ersten Jahr mit der wunderbaren 101), Content Creation, Social Media Strategie Umsetzung, Influencer Marketing und vieles mehr. Das Ketchum Team unter der Leitung unserer frisch gebackenen Business Director und Ketchum Social Lead Vivienne Hödl hat für diesen Kunden und dieses Projekt wirklich alles gegeben – und das hat sich in jeder Hinsicht ausgezahlt (lacht).

medianet: Auch das Thema Diversität wurde gewürdigt. Wie sehr ist Vielfalt heute strategischer Erfolgsfaktor und wie wird sie im Agenturalltag tatsächlich gelebt?
Wallner: Ja, wir freuen uns alle sehr, dass unsere Head of DEI Manisha Joshi heuer bei den ­Sabre Awards als ‚DEI Professional of the Year‘ ausgezeichnet wurde – eine Anerkennung, mit der sie ihre Position und ihre Wirkung als eine der führenden Stimmen für dieses wichtige Thema auch international untermauert. Und noch mal ein klares Ja: Diversität spielt eine große Rolle bei uns – auch wenn wir zugegebenermaßen einen ziemlichen Frauen-Überhang haben in unserem Team. Umso mehr achten wir darauf, andere Diversity-Dimensionen zu berücksichtigen und in unserer täglichen Arbeit verschiedene Perspektiven, Backgrounds und Lebenssituationen zu integrieren. It’s a Journey, wie ich immer sage, und zwar eine, die uns insgesamt stärker und erfolgreicher macht.

medianet: Sie legen in ihrer Agentur einen besonderen Wert auf dieses Thema: Theoretische Frage: In einer Zeit, in der gerade viel Gegenwind zum Thema DEI herrscht; wie wichtig ist es, da dagegenzuhalten?
Wallner: Sehr. Es ist vielfach etabliert, dass Organisationen mit diversen Teams erfolgreicher sind, und schon alleine deshalb ist es sinnvoll, hier weiter dran zu bleiben. Im übrigen halte ich es für das Richtige, wobei mir die Dimensionen Equity, also Teilhabe, und Inclusion besonders wichtig sind. Betroffene zu Beteiligten machen, partizipatives Leadership leben, richtig zuhören und auch mal über seinen Schatten springen und nach einer guten Diskussion seine Meinung ändern – das alles wird dann besonders gut gelingen, wenn man Diversität fördert und sich nicht mit lauter Kopien von sich selbst umgibt.

medianet: Sie selbst sprechen von einer gemeinsamen ‚One Ketchum‘-Kultur. Wie gelingt es, über Ländergrenzen hinweg ein gemeinsames Werteverständnis und echtes Teamgefühl zu etablieren?
Wallner: ‚Don’t print any posters‘ war die Antwort von Andrew Robertson, des legendären Global CEO der BBDO, als ihm so eine ähnliche Frage gestellt wurde. Und als Systemische Beraterin sehe ich das ganz genauso: Entscheidend ist, wie wir als Führungskräfte handeln und kommunizieren und welche (Vorbild-)Wirkung unser Verhalten hat. Wenn wir konstruktiv, respektvoll, lösungsorientiert und ‚gut drauf‘ sind, dann strahlt das aus.

Das erlebe ich in ‚meinen‘ beiden Märkten Österreich und Brüssel, das zeigt sich auch in Deutschland mit meinem coolen Kollegen Matthias Wesselmann und seinem Führungsteam, und allem voran in der Haltung und dem Führungsstil unserer Global Markets CEO Jo-ann Robertson, die ja kürzlich erstmals bei uns in Wien war und rundherum Eindruck gemacht hat.
Natürlich haben wir auch Prinzipien, die wir gemeinsam entwickelt haben – Force for Good; Work that Matters – und eine gerade in Entwicklung befindliche Employee Value Proposition, an der alle Länder mitarbeiten.

medianet: Und das sind dann die Prinzipien, an denen man eine gesunde Unternehmenskultur erkennt?
Wallner: Eine gesunde Unternehmenskultur erkennt man daran, wenn man beobachtet, welche Art von Menschen in einer Organisation Karriere machen – und da sind wir als österreichisches Führungsteam bei Ketchum in bester Gesellschaft. Diese positive Kultur ist auch einer der wichtigsten Gründe, warum ich jetzt schon seit 15 Jahren mit Begeisterung meine Rolle bei Ketchum lebe und mich hier auch ständig weiterentwickle.

medianet: Woran noch?
Wallner: Ein weiterer Aspekt sind zweifellos möglichst viele gemeinsame Projekte und gemeinsame Initiativen, wo Kolleginnen und Kollegen länderübergreifend zusammenarbeiten. Wir tun dies bereits regelmäßig für Kunden in Österreich und Deutschland, und ich persönlich betreibe das ganz stark in meiner Doppelrolle als CEO von Österreich und Brüssel. Gerade in den Bereichen Research & Analytics sowie Creativity & Design arbeiten unsere Expertinnen und Experten immer stärker grenzüberschreitend zusammen und entwickeln einen guten gemeinsamen ‚Vibe‘.

medianet: Kommen wir zum hochaktuellen Thema Künstliche Intelligenz. Ketchum positioniert sich auch verstärkt beim Thema KI – mit Fokus auf ethische Fragen und die Bekämpfung von Desinformation. Welche Rolle sehen Sie hier für Kommunikationsagenturen in Zukunft und ist der Kampf gegen Fake News überhaupt zu gewinnen?
Wallner: Stimmt, ich glaube, wir bei Ketchum haben im Zusammenhang mit KI ziemlich die Nase vorn. Das liegt zum einen an den Initiativen, die Ketchum und Omnicom global entwickeln, und zum anderen an meiner Kollegin Christina Schirmbrand, die als Head of Digital & Innovation im Zusammenhang mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz unglaublich viel bei uns bewegt.

medianet: Mit welchem Ziel?
Wallner: Unser Ziel ist es, KI fachlich, rechtlich und ethisch bestmöglich einzusetzen und auch unsere Kunden auf diesem Weg zu begleiten. Mit dem ‚AI Health Check‘ haben wir hier beispielsweise ein sehr gutes Instrument am Start, das unseren – aktuellen und künftigen – Kunden hilft, ihre Positionierung im KI-Raum zu analysieren und auf dieser Basis passende Strategien zu entwickeln, um ihren Kommunikations- und Organisationserfolg zu unterstützen. Ich bin davon überzeugt, dass die Rolle von Kommunikationsberatungen wachsen wird, denn eins ist gewiss: Die (Kommunikations-)Welt wird immer unübersichtlicher und Organisationen werden weiterhin Rat und Support von außen suchen, um hier gut durch zu navigieren. Wie immer geht es dabei um Expertise, Erfahrung und Vertrauen – eine Kombi-Währung, deren Wert meines Erachtens weiter steigen wird.

medianet: Da wäre noch die dunkel Seite von KI, etwa Dinge wie Fake News …
Wallner: … hier sind nach meiner Überzeugung alle Player auf unserem Markt und in der Gesellschaft dazu berufen und verpflichtet, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für faktisch und ethisch korrekter Kommunikation und Berichterstattung einzusetzen. Eine Initiative, die ich hier einmal mehr ausloben möchte, ist der Media Forward Fund von Martin Kotynek und seinem Team, der zur Förderung der Medienvielfalt im D-A-CH Raum gegründet wurde und sich für mehr Qualitätsmedien mit tragfähigen Geschäftsmodellen einsetzt, die starke Inhalte publizieren und sich nachhaltig finanzieren.

medianet: Manche sehen KI als Bedrohung, andere als Ergänzung: Zum welchen Lager gehören Sie?
Wallner: Ich gehöre zum Lager Ergänzung. Und zwar nicht, weil mir nicht manchmal ganz schwindlig wird, was mittlerweile alles mit KI möglich ist. Es ist fantastisch im Wortsinn. Sondern weil ich aus tiefster Überzeugung daran glaube, dass der Mensch mit seinem Intellekt, seiner Seele und seiner Empathie in dieser großen Zukunftsgleichung eine zentrale Rolle spielen wird. Es liegt an uns.

medianet: In den letzten fünf Jahren ist Ketchum in Europa um 28 Prozent gewachsen. Wo liegen aus Ihrer Sicht aktuell die größten Potenziale – insbesondere für den Standort Wien?
Wallner: Wir sehen gleich einige attraktive Zukunftsfelder: Change- und Organisationsentwicklung – bei Ketchum Österreich nennen wir dieses Feld Employee Happiness, denn darum geht es ja im Endeffekt. Wenn die heiß begehrte Ressource Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrer Arbeit und ihrem Arbeitgeber glücklich ist, dann übersetzt sich das über kurz oder lang in Unternehmenserfolg. Dabei geht es um Klarheit in Prozessen und Zielen, um Werte und Kultur, um Interne Kommunikation und Partizipation. Mit meiner Kollegin Nicolette Barg-Szalachy arbeiten wir hier an einigen wunderbaren Kundenprojekten, zu denen ich auch persönlich mit viel Freude beitragen darf.

Weiters der Bereich Consulting in Sachen AI & Innovation, wo wir mit Christina Schirmbrand im Lead ein ganzes Portfolio an Advisory und Support Services im Feld haben. Ketchum Social, wo wir unsere Social Media und Influencer Marketing Expertise bündeln, nenne ich auch in diesem Zusammenhang. Mit Vivienne Hödl und Rosa Mätzler haben wir hier ein starkes Duo samt Kreativteam am Start, das uns ebenso wie unseren Kunden viel Freude macht. Hier gibt es oft eine enge Verbindung zu unserem florierenden Geschäftsfeld Brand Communications, das bei uns mit Business Director Florentina Perschy in besten Händen ist.

Und schließlich die ‚guten alten‘ Corporate Communications, die in ihrer strategischen Bedeutung für den Unternehmenserfolg – der Umgang mit Krisen, die redaktionelle Präsenz, die Wahrnehmung bei den wichtigsten Stakeholdern – gar nicht hoch genug eingeschätzt werden können und die sich längst auf Augenhöhe mit dem C-Level etabliert haben. Mit Axel Schein, Elisabeth Leeb, Kathrin Pauser, Manisha Joshi, Sebastian Bauer und einigen weiteren extrem starken Kolleginnen und Kollegen sind wir hier beneidenswert gut aufgestellt. Kurzum: Es gibt viel zu tun und professionelle Kommunikation ist wichtiger denn je zuvor!

medianet: So erfreulich die Entwicklung bei Ihrer Agentur ist; insgesamt ist die Kommunikationsbranche als eine Art Seismograph bei wirtschaftlichen Verwerfungen oftmals als erste Branche von Kürzungen betroffen: Wie schätzen sie die Lage, auch mit Ihrer internationalen Expertise, aktuell ein?
Wallner: Oh ja, das ist unbestritten, die Zeiten sind sehr herausfordernd. Die Wirtschaftslage ist düster, die finanziellen Ressourcen in den Organisationen oft knapp, die Bereitschaft, sich von außen Beratung und Support zu holen, schrumpft. Und während die Honorare sinken, steigen die Kosten – allem voran für Gehälter, Infrastruktur und Qualifizierung. Umso mehr liegt es an uns, den Mehrwert einer Weltklasse-Agentur jede Woche aufs Neue zu beweisen, unsere Kunden zu begeistern und durch dick und dünn zu begleiten und zu unterstützen. Hier sehen wir, dass Kreativität, strategisch fundierter Ideenreichtum und die berühmte ‚extra-mile‘ in der Betreuung den Unterschied machen. Ich kann es gar nicht oft genug betonen: Wir sind unseren Kunden sehr dankbar für das Vertrauen, das sie in uns setzen, und für die Möglichkeit, so partnerschaftlich für deren kommunikativen und wirtschaftlichen Erfolg zu arbeiten.

medianet: Wie schon vorhin erwähnt, sind Sie nicht nur für den Wiener sondern auch für den Brüsseler Standort bei Ketchum zuständig und generell auch persönlich sehr international orientiert. Mit dem Blick über den Tellerrand hinaus: Wohin geht die Reise in Ihrer Branche generell?
Wallner: Puh, ich bin kein Orakel und habe auch keines. Was ich erlebe und antizipiere, ist ein noch stärkerer Fokus auf persönlicher, substanzieller, kluger Beratung, auf dem smarten und situationselastischen Einsatz von KI, auf Kreativität und Phantasie, und, über allem stehend, auf vertrauensvollen Beziehungen und einer wertebasierten Kommunikationsarbeit.

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