WIEN. Dr. Pero Mićić, Vorstand der FutureManagementGroup, sorgte im K47 für den Kick-off des Summit. Er hob die Bedeutung von Zukunftsfreude hervor: Es sei wichtig, Menschen von den vielen Vorteilen von Innovation zu überzeugen und am besten daran zu beteiligen, damit sie sich für Neues öffnen. Für Unternehmen hatte er dann am zweiten Tag einige konkrete Tipps parat, um zukunftsfähig zu bleiben. Zum Beispiel sprach er die Notwendigkeit an, im aktuellen Tagesgeschäft zu performen, aber gleichzeitig bereits an das Kerngeschäft von übermorgen zu denken. Eine klare Zukunftsvision sei auch für das Mitarbeiter-Recruiting wichtig. Hilfreiche Anregungen lieferte auch Dr. Tina Klüwer, Abteilungsleiterin Forschung für Technologische Souveränität und Innovation am deutschen Bundeministerium für Bildung und Forschung. Dazu zählte, Open-Source-Modelle vorzuziehen sowie Ressourcen für das kontinuierliche Testen von KI bereitzustellen.
“The sky is the limit” am Flughafen Wien
Zukunftsfähigkeit ist auch Daily Business für Christoph Schmidt, Head of Business Development and Innovation am Flughafen Wien, wo 2024 31,7 Millionen Passagiere verkehrten. Schmidt erzählte, wie das Thema KI aktuell abhebt. Als Beispiele nannte er autonome Rollstühle für Passagiere oder Transportroboter im Cargo-Bereich. Auch Wartungsaufgaben wie etwa die automatische Zustandserfassung von Rollbahn und Co. oder die Drohnen-basierte Wartung der eigenen Photovoltaikanlagen, die Wien zu einem CO2-neutralen Flughafen machen, gehören dazu. Die Zusammenarbeit mit Start-ups und der Austausch mit anderen Airports helfe, am Ball zu bleiben.
Der Österreicher Thomas Kaiser ist Co-Founder des Berliner Startups Kodex AI. Dieses vereinfacht das komplexe Thema Compliance in Banken. Kaiser zufolge liegt die Zukunft in kompakten Compliance-Teams, die beim Screenen umfangreicher Dokumente von KI-Assistenten unterstützt werden. Durch „Agentic Compliance“ können regulatorische Änderungen automatisch identifiziert, für die Bank relevante Passagen herausgegriffen und noch umzusetzende Regeln erkannt werden. Die Compliance-Teams sollen so 70 Prozent schneller arbeiten und bis zu drei Mal so gute Resultate erzielen können.
KI als Katalysator in der Versicherungsbranche
Auch die Versicherungsbranche ist längst in KI-Sphären vorgestoßen: Das Unternehmen dreifach.ai von Thorben Schlätzer hat sich auf die Implementierung von KI in der Versicherungswirtschaft spezialisiert. Als einen großen Vorteil von KI sieht Schlätzer, dass sich Menschen in den Geschäftsbeziehungen auf den menschlichen Faktor konzentrieren können. Denn KI könne viele Prozesse sowieso besser und vor allem schneller umsetzen. Laut der wissenschaftlichen Prognose „AI 2027“ kann KI bis 2028 in einem Tag das erforschen, wofür Menschen mehr als 5 Jahre brauchen. Auch für Cleo & You-Geschäftsführer Ingolf Putzbach und CTO Andreas Wenk ist KI enorm wichtig. Der Haustierversicherer könne damit in einer jungen Branchensparte schnell neue Produkte launchen und Konsumentenneeds wie eine einfache Eingabe, automatische Bearbeitung bzw. rasche Auszahlung erfüllen.
Optimaler KI-Einsatz setzt Leadership voraus
Nina Pütz, CEO von Parfumdreams und Niche Beauty bei Douglas (Deutschland), erklärte, wie Leadership und Innovation in technologiegetriebenen Märkten ineinandergreifen. In Bezug auf die erfolgreiche Integration von KI heiße das, dass man diese als Führungskraft selbst verstehen und danach die Mitarbeiter abholen müsse. KI wiederum könne Leadership verbessern, wenn Führungskräfte operativen und oft repetitiven Prozessen weniger Zeit widmen müssen und diese stattdessen eher in Mentoring, Unternehmensstrategie und Entwicklung investieren.
KI hebt Kundenservice bei coeo auf neues Level
Für coeo bietet KI die Möglichkeit, den Forderungsprozess auf Konsumenten individuell zuzuschneiden und damit die Beziehung zwischen ihnen und den fordernden Unternehmen positiv zu gestalten. Sebastian Ludwig, CEO coeo DACH, führte den auf der hauseigenen KI cAI basierenden Voicebot im Rahmen eines Telefonats vor. Dieser beantwortete seine Frage, ob er eine konkrete offene Forderung in 50-Euro-Monatsraten tilgen kann, automatisch. Ja, das sei angesichts der offenen 216,47 Euro in fünf Teilbeträgen möglich. Dr. Kevin Yam, CEO der coeo-Tochter cAI Technology und CITO bei der coeo Group, führte aus, wie viele Prozesse im Hintergrund in Windeseile ablaufen: von der Umwandlung von Sprache in Text (und vice versa), über das Erkennen des Anliegens bis zum Verknüpfen der KI mit internen Systemen und Datenbanken bis hin zur finalen Überprüfung der generierten Antwort.
KI ist aus dem Alltag von coeo nicht mehr wegzudenken. Bereits 50 Prozent der Interaktionen mit Konsumenten werden fallabschließend durch die hauseigene KI cAI umgesetzt. Um KI noch tiefer erforschen und das eigene Entwicklungspotential noch besser entfalten zu können, hat das Unternehmen ihre KI-Research in die eigene Tochter cAI Technology ausgegliedert und von der Daily IT abgegrenzt.
Das, was noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre, ist heute bereits möglich. Und wie der Customer Focus Summit 2025 zeigte: Es wird noch besser – in diesem Sinne: Es lebe die Zukunftsfreude!