Knallpink zur Milliarde: Bipa auf Wachstumskurs
© Bipa/Robert Harson
MARKETING & MEDIA Redaktion 30.05.2025

Knallpink zur Milliarde: Bipa auf Wachstumskurs

Drogeriefachhändler knackt Umsatzmeilenstein, senkt die Preise und macht sich ab 2026 in Rumänien breit.

••• Von Paul Hafner

Die erste Bipa-Filiale eröffnete am 14. Februar 1980 in der Goldschmiedgasse in der Wiener Innenstadt. Zu dem Geschäft, das 2024 generalsaniert wurde, gesellten sich im Laufe der Jahrzehnte landesweit 555 weitere Filialen. Hinzu kommen 141 Stores in Kroatien – ein Markt, den man 2007 betrat, und in dem man insbesondere in den letzten Jahren kräftig expandierte: Während Bipa in Österreich zwischen 2021 und 2024 um 25% im Umsatz zulegte, waren es in Kroatien 72%.

Die logische Konsequenz: Im vergangenen Geschäftsjahr wurde erstmals die Umsatzmilliarde geknackt – und das deutlich: 964 Mio. € Umsatz in Österreich stehen rund 180 Mio. € in Kroatien gegenüber.
„Wir haben einige sehr turbulente und herausfordernde Jahre hinter uns, in denen wir etwa die Modernisierung unseres Filialnetzes vorangetrieben und diverse Eigenmarken ein­geführt bzw. ausgebaut haben. Mit Erfolg: In den vergangenen vier, fünf Jahren war die Entwicklung sehr, sehr stabil”, blickt Marcel Haraszti zurück. Als er 2016 zum Vorstand der Rewe International bestellt wurde, hatte Bipa gerade die Marktführerschaft verloren – und stand erst am Anfang ihres umfassenden Neupositionierungs- und Profilschärfungsprozesses.
Heute sieht die Bipa-Welt rosiger aus: Anlässlich des 45. Bestehensjubiläums luden Haraszti und die beiden Bipa-Geschäftsführer Markus Geyer und Andreas Persigehl vergangene Woche die Fachpresse ins Wiener Palais Coburg – und verkündeten dort neben dem Umsatzmeilenstein auch den Markteintritt in Rumänien sowie eine umfassende Preissenkung in Österreich.

Drittes Land in Sicht

„Es freut mich persönlich sehr, dass wir Bipa, eine österreichische Marke – das wird ja gerne vergessen –, nun weiter internationalisieren”, betont Geyer. Er war von Beginn an dabei, als Bipa ab 2007 in Kroatien Fuß fasste – erst sechseinhalb Jahre als Member of Board, dann über fünf Jahre lang als CEO.

„Wir haben große Pläne für Rumänien. 2026 sollen die ersten Filialen eröffnen, mittelfristig peilen wir eine dreistellige Filialzahl an”, so Geyer. In Summe werde von der Rewe in Rumänien in den nächsten Jahren ein dreistelliger Millionenbetrag investiert – wobei ein Teil davon auch in die Expansion von Penny fließen werde.

Know-how von Penny

„Penny unterstützt uns in der Expansion”, betont Co-Geschäftsführer Andreas Persigehl. Die Diskontschiene der Rewe ist dort seit 2005 vertreten und bringt es landesweit auf rund 420 Märkte – die gesammelten Erfahrungen will man sich zunutze machen.

Geleitet wird Bipa Rumänien von einem Mödlinger: Martin Gaber, der die vergangenen vier Jahre den deutschen Heim- und Gartendiskonter Thomas Philipps in Österreich aufbaute, war bereits von 2004 bis 210 bei der Rewe tätig – u.a. als COO von Billa Slowakei und als Head of Marketing & Purchasing CEE/Italy. Darüber hinaus leitete der 56-Jährige zwischenzeitlich knapp vier Jahre lang die Geschicke von Marionnaud Österreich.
Wiewohl Gaber offiziell erst ab 1. Juni die Geschäftsführung übernimmt, befindet er sich längst in der Eingewöhnungsphase und war daher nicht bei der Pressekonferenz zugegen, sondern bereits in Rumänien umtriebig – und, dem Vernehmen nach erfolgreich, am Prüfen neuer Standorte.

Gut für Österreich

„Die Erschließung des rumänischen Marktes ist ein wichtiger Schritt in unserer internationalen Wachstumsstrategie”, ist Haraszti überzeugt. „Wir freuen uns darauf, von den neuen Geschäftsmöglichkeiten zu profitieren, unsere positive Entwicklung fortzusetzen und sind überzeugt, dass wir auch in Rumänien wirtschaftlich erfolgreich sein werden.”

Die Expansion bringe nicht zuletzt auch eine Stärkung des österreichischen Wirtschaftsstandorts, hebt Geyer hervor. „Das Bipa-Sortiment umfasst heute mehr als 15.000 Artikel – dazu zählen nicht nur internationale Markenartikel, sondern mittlerweile auch 1.500 Artikel unserer Bipa-Marken.” Ein erheblicher Teil dieser Eigenmarken-Produkte wird von heimischen Herstellern produziert – und längst auch in diverse Länder exportiert, in denen Bipa nicht mit eigenen Standorten präsent ist. Mit dem Markteintritt in Rumänien würden nun nicht zuletzt aufgrund des höheren Produktionsvolumens auch in Österreich Arbeitsplätze gesichert und neu geschaffen.
Apropos Eigenmarken: Diese stehen auch bei der eingangs erwähnten Preissenkungsoffensive besonders im Fokus, wie Persigehl berichtet – von den insgesamt rund 300 Produkten, die kürzlich dauerhaft im Preis reduziert worden, entfallen demnach viele auf Eigenmarken wie Bi Life und Bi Home.

Dauerhaft reduziert

„Wir heben durch unsere Entwicklung weitere Vorteile, die wir direkt an die Kundinnen und Kunden weitergeben: noch mehr Eigenmarken, viele tolle Aktionsvorteile und noch mehr dauerhafte Preissenkungen. Diesen Weg werden wir beibehalten, damit unsere Kundinnen und Kunden einfach preiswert einkaufen können”, verlautbart Persigehl, der bei Bipa – seit Oktober 2019 – u.a. für die Bereiche Vertrieb, HR, E-Commerce, Bautechnik sowie Warenwirtschaft, Filialrevision und Organisation zuständig ist.

Im Durchschnitt würden die Preise um zehn Prozent gesenkt, bei manchen Artikeln mache die Preisreduktion sogar bis zu 27% aus. So seien einige Produkte der Nivea Repair & Care-Range um ca. 13% reduziert worden, Hipp Kindernahrung um teils mehr als 15%, und Toiletten-Produkte von WC-Ente um rund zehn Prozent, wie die beiden Geschäftsführer auf Nachfrage exemplarisch anführen. Man habe jedenfalls „Kundenlieblinge quer durch das Sortiment, Eigenmarken- wie Markenprodukte” im Blick gehabt, so Geyer.

Wachstumstreiber Online

Was das Onlinegeschäft von Bipa betrifft, zeigt sich da Duo zufrieden: „Wir verzeichnen auch bei unserem Online-Umsatz massive Steigerungen”, erklärt Persigehl – für 2024 steht ein Plus von 9,3% zu Buche. Geyer ergänzt: „Gemessen am Gesamtumsatz ist der Onlineanteil zwar gering – doch Jahr für Jahr entfällt bis zu ein Viertel unseres Wachstums auf den E-Commerce”.

Als besonderer Coup hat sich die Lieferpartnerschaft mit foodora erwiesen, in deren Rahmen Bestellungen binnen durchschnittlich 30 Minuten zugestellt werden: Im April letzten Jahres im Großraum Wien pilotiert, wurde das Angebot bereits im Oktober auf Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck, St. Pölten und Wiener Neustadt ausgeweitet; in Summe standen am Jahresende 22.000 Bestellungen über Quick Commerce zu Buche.
„Die Nachfrage war so enorm, dass wir die Partnerschaft auf alle Bundesländer ausgeweitet haben – bis Ende März wurden insgesamt 13 neue Standorte, darunter Eisenstadt, Klagenfurt, Villach und Lustenau in der foodora-App freigeschaltet”, erklärt Persigehl.
„Der Drogeriefachhandel deckt einen enorm hohen Anteil an Babybedarf ab. Wenn wir uns nun das Beispiel einer alleinerziehenden Mutter vor Augen führen, die ohnehin alle Hände voll zu tun hat, dann stellt die Möglichkeit, etwa Babynahrung oder Windeln binnen 30 Minuten nachhause zugestellt zu bekommen, eine echte Unterstützung dar”, bringt Geyer ein praktisches Beispiel vor.

Kein Aspirin in Österreich

Wermutstropfen für Bipa und auch den übrigen heimischen Drogeriefachhandel: Hierzulande dürfen Pharmazeutika nur in Apotheken verkauft worden. Dabei würden die „Apotheken-Corner”, die Bipa seit zwei Jahren in den kroatischen Filialen anbietet – und die laut Persigehl von den Kunden „sehr gut angenommen” werden – die Versorgung mit Medikamenten erheblich verbessern, habe doch mehr als jeder zweite Österreicher eine Bipa-Filiale in einem Radius von unter zwei Kilometern, wie Geyer hinweist.

Illusionen ob einer Liberalisierung gibt sich Haraszti nicht hin: „Die Regelung ist natürlich total aus der Zeit gefallen, und es geht dabei nicht um die Kunden, sondern um den Schutz des Bestands, die Apotheken. Aber nachdem unsere bisherigen Vorstöße alle erfolglos waren, erwarte ich auch in naher Zukunft keine Veränderung.”

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