„Kreativität beginnt und endet beim Menschen“
© Romar Ferry
MARKETING & MEDIA Redaktion 10.10.2025

„Kreativität beginnt und endet beim Menschen“

Der kraftwerk-Gründer und -CEO Heimo Hammer erklärt im agency log, warum er weiterhin fest an die menschliche Kreativität glaubt.

Bereits im Jahr 1990 hat Heimo Hammer gemeinsam mit Studienkollegen die kraftwerk – Agentur für neue Kommunikation GmbH gegründet. Mittlerweile zählt kraftwerk 70 fixe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in den vergangenen 35 Jahren wurden rund 5.000 Projekte erfolgreich umgesetzt und die Agentur erwirtschaftete 2024 einen Umsatz von 22,3 Mio. €. Damit gehört kraftwerk zu den führenden Full-Service- und Digitalagenturen Österreichs. Der Gründer und CEO Hammer ist zudem an Unternehmen im Technologie-, Consulting- und Internationalisierung-Bereich beteiligt. Vor kurzem war Hammer zu Gast im agency log bei medianet-Herausgeber Chris Radda.

Letzte Instanz: Mensch
Angesprochen auf die aktuellen Entwicklungen im Marketingsektor durch das omnipräsente Thema Künstliche Intelligenz antwortet Hammer: „Ich war schon immer jemand, der Chancen gesehen hat. KI wird unser Geschäft natürlich verändern. Es werden gewisse Gattungen unter Druck geraten und KI wird Dinge schneller produzieren können.“ Zugleich betont er aber: „Das heißt aber nicht, dass man keine Menschen mehr braucht und auch nicht, dass alles besser wird. Ich glaube, dass es immer als letzte Instanz den Mensch gibt, der mit seinen Fähigkeiten die Kreativität vorantreibt und beurteilt, was er mag und was er nicht mag.“

In den letzten Jahren habe man laut dem kraftwerk-CEO beobachten können, das KI die Phantasie der Leute beflügelt hat – mehr Geschäft sei aber dadurch nicht zwangsläufig entstanden.  „Kunden wollen Kreativität zum besten Preis. Die Frage ist: Wie kann KI helfen, diesen Kundenwunsch zu erfüllen? Wir sind jetzt noch in einer KI-Phase, in der noch nicht alles optimal funktioniert. Die Fähigkeiten der KI werden aber laufend besser und jede Agentur wird sich hier in Zukunft KI-fit aufstellen müssen“, so Hammer.

Drohende Überforderung
Auf die Nachfrage von Chris Radda, welche Vorteile die KI konkret bringen wird, meint der kraftwerk-CEO, dass Agenturen künftig produktiver und effizienter arbeiten werden können. Bei der Mediaplanung könne man so verschiedene Formate, Sprachversionen und Mutationen relativ rasch ausspielen – was letztlich zu einer Kostendegression für die Kunden führen wird.

Zugleich mahnt Hammer aber vor einer Überforderung durch die rasante Geschwindigkeit, in der KI Inhalte produzieren und ausspielen kann. „Ich glaube, dass wir aufpassen müssen, die Leute nicht mit kommunikativem Müll zuzumüllen, denn das ist ein bisschen meine Befürchtung“, sagt Hammer. Dennoch gibt sich der kraftwerk-Gründer optimistisch und meint: „Ich persönlich bin felsenfest davon überzeugt, dass sich nach wie vor die beste Kreativität und die beste Idee durchsetzen wird.“ Gemäß des digitalen Humanismus hofft er aber, dass KI nur ein Werkzeug, und der Mensch letztlich der entscheidende Faktor, bleibt. „Die Kreativität beginnt beim Menschen, und endet beim Menschen. Ich hoffe sehr, dass das auch in Zukunft so bleibt“, so Hammer.

Handschlagqualität
Nächster Punkt im Talk war die umfangreiche Kundenliste von kraftwerk, die namhafte Unternehmen wie ORF, OMV, Lkw ­Walter, Linz AG, EVN, Wien ­Energie, Porr, Bank Austria, Volksbank und viele mehr beinhaltet.  Radda wollte von Hammer sein Erfolgsgeheimnis wissen. „Wir haben eine sehr gute Kreation, aber es ist auch ganz banal: Wenn man etwas verspricht, dann muss man das einhalten. Wenn man einen Preis anbietet, dann muss man den Preis halten. Und wenn man erreichbar sein soll, dann muss man erreichbar sein. Ich bin da vielleicht ein bisschen konservativ, aber Kunden schätzen das“, umreißt Hammer die Handschlagqualität seiner Agentur. Genauso wichtig sei aber auch, offen für neues zu sein – allen voran bei der Arbeit mit KI. Hammer erklärt, dass in vielen Ausschreibungen aktuell nach Erfahrungen und Cases mit KI gefragt wird. Hier sei aber Vorsicht geboten, denn dem weitverbreiteten Irrglauben, mit KI sei alles schnell und billig, kann er nichts abgewinnen.

Mehrere Etatgewinne
Anschließend gratuliert Radda dem kraftwerk-CEO zum Etatgewinn bei der Bundesbeschaffung-Gesellschaft, bei der sich die Agentur zwei von vier Losen sichern konnte. Im Rahmen eines Fünf-Jahres-Vertrags ist damit ein Volumen von bis zu elf Millionen Euro möglich. Darüber hinaus verweist Hammer aber auch auf Etatgewinne bei privaten Ausschreibungen, etwa im Tankstellenbereich, im Tourismusbereich und im Finanzbereich. Der kraftwerk-Gründer betont hier: „Ich finde es lässig, dass es auch internationale Kampagnen sind. Denn dort sind die Details und die Volumina größer als bei nationalen Kampagnen.“

Stabile Aussichten
Zum Abschluss will Radda noch eine Prognose für das verbleibende Jahr 2025 und das kommende Jahr 2026 von Hammer hören. Dieser verweist zunächst auf die 62 nationalen und internationalen Kunden von kraftwerk, mit denen man aktuell in Gesprächen das bisherige Jahr evaluiere und das restliche Jahr plane. „Die meisten unserer Kunden haben uns gesagt, bei kraftwerk zu bleiben. Außerdem haben sie uns für das nächste Jahr eine Inflationsabgeltung von etwa drei Prozent in Aussicht gestellt, was ich fair finde“, so Hammer.

Als ein Opfer der Rezession sieht Hammer die Budgetreserven von Auftraggebern. „Früher war es oft so, dass wir gegen Jahresende noch informiert wurden, dass es noch ein Restbudget gibt. Mittlerweile gibt es das nicht mehr“, erklärt er. Stattdessen gäbe es nun „Spielgeld von Vorständen“, mit dem in der jüngeren Vergangenheit bevorzugt KI-Kampagnenvorschläge genehmigt wurden. Ob diese aber erfolgreicher sind, als von Menschen gemachte Kampagnen? „Ich glaube die KI muss erst beweisen, dass sie in allen Bereich den Menschen schlägt“, so Hammer abschließend. (red)

 

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