WIEN. Die Moving Forward Conference fand am 21. November unter dem Motto „AI x Human – The New Era of Synergy“ statt. Die Veranstaltung bot ein Programm aus Vorträgen, Workshops und Diskussionen zur Bedeutung von Künstlicher Intelligenz für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft.
Einordnung durch Veranstalter
Veranstalter Josef Mantl betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung einer Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Fortschritt entstehe laut Mantl durch die Verbindung menschlicher Fähigkeiten mit technologischer Präzision. Er verwies auf die Verantwortung, KI sinnvoll zu nutzen und gleichzeitig Fähigkeiten wie kritisches Denken, Kreativität und ethische Reflexion zu stärken.
Studie zum Einfluss von KI
Christoph Haselmayer, Geschäftsführer des IFDD, präsentierte eine neue Studie zu Einstellungen gegenüber KI in Österreich. Die Befragung von 1.000 Personen zeige, dass 51 Prozent KI eher negativ bewerten, während 44 Prozent eine positive Haltung einnehmen. Jüngere Befragte äußern sich besonders kritisch, während Personen zwischen 30 und 49 Jahren KI am positivsten sehen. Laut Analyse wünschen sich zwei Drittel eine stärkere staatliche Regulierung, insbesondere im Arbeitsmarkt. Chancen werden vor allem in Bildung und Gesundheit gesehen, während Datenschutz sowie Einsatzbereiche wie Justiz, Politik und Militär kritisch beurteilt werden. Haselmayer bezeichnete KI als größte Revolution seit der industriellen Revolution.
Herausforderungen für Standort und Verwaltung
Severin Gruber, Generalsekretär im Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus, erläuterte aktuelle Herausforderungen im Bereich KI und Digitalisierung. Er verwies auf wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Forschung, Energie und Verwaltung. Das Ministerium setze auf digitale Lösungen wie eine vollständig digitalisierte Gewerbeanmeldung und eine KI-On-Premise-Anwendung. Ziel sei es laut Gruber, Österreich als Innovationsstandort zu stärken.
KI in der Dokumentenverarbeitung
George Wallner, Geschäftsführer von Post Business Solutions, stellte Entwicklungen im Bereich digitaler Prozesse vor. Das Unternehmen kombiniere analoge und digitale Leistungen und verarbeite über die Plattform Daita jährlich mehr als 100 Millionen Dokumente. Es kommen KI-Technologien und Robotic Process Automation zum Einsatz. Wallner betonte, dass Unternehmen ohne KI nicht mehr konkurrenzfähig seien. Post Business Solutions verfolgt zudem Nachhaltigkeitsziele wie CO2-freie Zustellung bis 2030.
Mensch-Maschine-Kollaboration
Samrah Kazmi, Chief Innovation Officer von Resrg und Gründerin von Women in Sustainable Innovation, sprach über Konzepte der Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI. Sie stellte Modelle wie kybernetische Teamkollegen, Zentauren und Cyborgs vor. Forschungsergebnisse wie die „Jagged Frontier“ zeigten laut Kazmi unterschiedliche Stärken von Mensch und Maschine. Collaborative Intelligence solle die Leistungsfähigkeit von Individuen und Organisationen steigern, ohne menschliche Souveränität zu beeinträchtigen.
Innovationshub in Wien
Mit Prisma by Lumia wurde ein Standort vorgestellt, der Arbeits- und Veranstaltungsflächen für Startups und Unternehmen bietet. Auf rund 4.000 Quadratmetern befinden sich Coworking-Bereiche, Konferenzräume und Eventflächen.
KI im Bankensektor
Tatiana Rosik, Leiterin Analytics & AI bei der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, erläuterte Entwicklungen im Bankwesen. KI ermögliche laut Rosik personalisierte Angebote, proaktive Beratung und effizientere interne Abläufe. Herausforderungen bestehen in Regulierung, Datenqualität, Cybersicherheit und Fachkräftemangel.
Softwareentwicklung und KI
Timo Salm, Principal Solutions Engineer bei VMware Tanzu by Broadcom, beschrieb die Rolle generativer KI in der Softwareentwicklung. KI unterstütze Entwickler etwa im Pair Programming, ersetze sie jedoch nicht. Themen wie Qualitätssicherung und Integration von Unternehmenswissen spielen laut Salm eine zentrale Rolle.
KI in der Marktforschung
Dominik Lindner, Gründer von Adison, stellte im Workshop die Nutzung von KI in der qualitativen Marktforschung vor. Die Ergebnisse seien laut Lindner nicht in allen Fällen zufriedenstellend. KI solle erst eingesetzt werden, wenn klassische Erhebungen als Vergleichsbasis vorliegen.
Überblick zum EU AI Act
Josef Mantl gab in einem Workshop einen kompakten Überblick zum EU AI Act. Das Gesetz unterscheidet Risikoebenen und setzt Vorgaben für Bereiche wie Social Scoring und biometrische Fernidentifizierung. Mantl bezeichnete den Rechtsrahmen als wichtigen Schritt für verantwortungsvollen KI-Einsatz.
KI und Texterstellung
In einem Workshop von Elena Hametner, Barbara Eisenköck und Bernd Plank wurden Anwendungen von KI-Tools für Content Creation vorgestellt. Neben praktischen Übungen standen Datensicherheit, Grenzen der KI und die Bedeutung menschlicher Kontrolle im Mittelpunkt.
KI und Arbeitswelt
Ein Panel mit Experten aus Medien, Startups und Kultur beschäftigte sich mit Chancen und Risiken von KI in der Arbeitswelt. Die Teilnehmenden diskutierten unter anderem ethische Fragen und die Bedeutung von Bildung im Umgang mit KI. Genannt wurden Einsatzbereiche in Textproduktion, Programmierung und Kunst.
Innovation im internationalen Vergleich
In einer weiteren Diskussion sprachen Fachleute über Unterschiede in Innovationskulturen zwischen Europa und den USA. Lukas Zitz hob Umsetzungsstärken in den USA hervor, während Markus Raunig mehr unternehmerisches Denken in Österreich forderte. Walter Lukner beschrieb den Einsatz von KI im Kundenbindungsbereich. Die Diskussionsleitung übernahm Birgit Kraft-Kinz.
Die Konferenz stellte die Bedeutung verantwortungsvoller KI-Nutzung sowie die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine in den Mittelpunkt.
