ProSiebenSat.1 Puls 4 hat die Vermarktung dieses Jahr neu aufgestellt. Die neue Sales-Struktur #OneSales fokussiert auf eine integrierte Vermarktung und Betreuung von TV und Digital. Das Ziel: vereinfachte Wege, datenorientiertes Vorgehen und eine plattformagnostische Ansprache der gewünschten Zielgruppen. Verantwortlich dafür ist als Commercial Director Peter Strutz. Er hat sich vor der Programmpräsentation am vergangenen Mittwoch ausführlich Zeit genommen, um über die kommende Programmoffensive zu sprechen und widmet sich auch kontroversiellen Themen.
medianet: Der Berlusconi-Konzern MFE hält nach Ende des Übernahme-Angebots samt Nachfrist gut 75 Prozent der Anteile an der Sendergruppe. Wie waren die Reaktionen darauf und was bedeutet dies?
Peter Strutz: Da möchte ich betonen, dass wir mit Publieurope, dem internationalen Vermarkter von MFE Advertising, bereits seit vielen Jahren sehr gut zusammenarbeiten. Die Übernahme bedeutet für uns, dass wir noch mehr unsere lokale Stärke mit europäischer Größe kombinieren können. Das ist ein klarer Vorteil für uns, durch den wir internationale Budgets erschließen, die sonst außerhalb unserer Wirkungskraft liegen würden.
medianet: Apropos Budget: Der Konzern muss sparen. Was bedeutet das für Österreich?
Strutz: Wir, als Privat-TV-Gruppe in Österreich, müssen eigenständig auf Wirtschaftlichkeit achten. Fakt ist, dass es immer wichtiger wird, auf Kooperationen zu setzen, die den Medienstandort Österreich nachhaltig stärken und absichern. Wenn es so weiter geht wie bisher und die Werbeerlöse weiterhin ins Ausland abfließen, dann existiert 2035 der Markt, wie wir ihn aktuell noch kennen, nicht mehr.
medianet: Die Gruppe ist groß, davon profitiert man in Österreich. Wie verbindet man diese erwähnte europäische Größe mit dem, was Österreich ausmacht bzw. dem, wo sich Österreich vom Rest Europas unterscheidet?
Strutz: Wir nutzen internationale Budgets und Standards, bleiben aber in der Umsetzung nah am österreichischen Markt – mit über 500 Mitarbeitern in Wien, maßgeschneiderten Konzepten und einem tiefen Verständnis für die heimische Medienlandschaft.
medianet: Blicken wir nun nach vorne: ProSiebenSat.1 Puls 4 und der Streamingdienst Joyn vermelden eine Programmoffensive. Was bedeutet das für Sie persönlich?
Strutz: Die Programmoffensive ist für mich ein klares Signal: Wir investieren in Content, Technologie und Vermarktung, um unseren Kunden und Sehern ein ‚Next Level‘-Erlebnis zu bieten. Persönlich bedeutet das, dass ich mit meinem Team die Brücke zwischen Content und Markt schlage – wir bieten große Reichweite und innovative Werbeumfelder, die Marken nachhaltig positionieren.
medianet: Was in Zeiten von Smart-TVs längst schon Realität ist: Die Verbindung von klassischem TV und Streaming. Wie bedient die Gruppe diesen Trend, der eigentlich keiner mehr ist?
Strutz: TV bleibt das zentrale Medium und ist stärker denn je, aber der Konsum ist auch hybrider denn je. Joyn ergänzt lineares Fernsehen perfekt: 130 Live-Sender, über 60 Mediatheken und Top-VOD-Formate – kostenlos, wann und wo man will. Damit erreichen wir alle Zielgruppen – vom etablierten TV-Publikum bis zur jungen Streaming-Community.
medianet: Der Teletest 2.0 bietet seit geraumer Zeit neue Insights. Wie zufrieden sind Sie damit?
Strutz: Teletest 2.0 ist ein Quantensprung und ein einzigartiges Projekt in Europa. Wir haben präzisere Daten für TV, Streaming und Smart-TV. Das schafft Transparenz und Vertrauen – sowohl für uns als Anbieter als auch für unsere Werbekunden. Der Wegfall der sogenannten Nuller-Blöcke konnte zudem eine Stabilisierung der TV-Reichweite erreichen. Aufbauend auf die Live-Messung bieten wir unseren Werbekunden mit TV Load auch ein neues Werbeprodukt an. Hier kombinieren wir die Reichweitenstärke des linearen Fernsehens mit präzisem, datenbasiertem Targeting und Echtzeit-Optimierung, um maximale Werbewirkung und Budget-Sicherheit auf dem Big Screen zu gewährleisten.
medianet: Hinsichtlich Vermarktung bringen genauere Zahlen wohl viel. In der Gruppe heißt es seit Frühjahr als Claim: #OneSales. Was bedeutet das konkret, wenn jemand Werbung bei der Sendergruppe buchen möchte?
Strutz: Wir bieten alles aus einer Hand: TV- und Digitalvermarktung verschmelzen. Kunden profitieren von unserer persönlichen und individuellen Betreuung, 360°-Konzepten und plattformübergreifender Reichweite – effizient, transparent und mit maximaler Wirkung.
medianet: Die technologischen Möglichkeiten sind groß. Was können Sie den Partnern in Sachen Virtual Placement anbieten?
Strutz: Das ist unsere Antwort auf moderne Markenkommunikation: KI-gestützte Integration direkt im Content, flexibel, produktionsunabhängig und maßgeschneidert. Marken werden authentisch in Highlight-Formate eingebunden – für maximale Sichtbarkeit und Relevanz.
medianet: Welche Rolle spielt KI darüber hinausgehend?
Strutz: Sie ist für uns ein Innovationsmotor, der von automatisierten Kampagnenoptimierungen bis zur Produktion von KI-Spots reicht. Sie ermöglicht Personalisierung, Effizienz und kreative Lösungen, die klassische Werbung ergänzen und neue Standards setzen.
medianet: Bewegtbild kann man kaum ohne Formate denken. Was gibt es hierbei Neues?
Strutz: Wir setzen weiterhin auf unsere Highlight-Formate wie ‚Bauer sucht Frau‘, ‚Match in Paradise‘, ‚Forsthaus Rampensau‘ und ‚Germany’s next Topmodel‘, die starke Communities und hohe Engagement-Raten bieten. Zu ‚2 Minuten 2 Millionen‘ finden gerade jetzt die Dreharbeiten der neuen Staffel statt. Ganz neu bringen wir ‚Reif für die Liebe‘ ab 18. Februar 2026 auf ATV und Joyn und zeigen damit, dass man die Liebe auch im ‚reiferen Alter‘ noch sucht und finden kann. Auch Public Value bleibt bei unseren Österreich-Sendern eine wichtige Säule, die wir im kommenden Jahr mit unserem neuen Medienkompetenzmagazin ‚Breaking Media‘ anreichern werden.
medianet: Weil kaum etwas so emotionalisiert wie Sport – diese Rechte sind schwer zu haben. Was bieten Sie 2026 an?
Strutz: Da gebe ich Ihnen recht, und Sport bleibt ein wichtiges Genre für uns: Highlights sind unter anderem die US Open, die Nations League, European Championships und die Eishockey-WM. Damit sichern wir Premium-Sport für Österreich – live und on demand auf allen Plattformen.
medianet: Gerade Livemomente – sei es Sport oder bei Reality-Formaten – sind mitunter 9:16-tauglich. Wie profitieren die Gruppe bzw. Werbepartner von dieser verlängerten Visibility der Inhalte?
Strutz: Livemomente sind Content-Gold: Wir verlängern ihre Wirkung durch Social-Media-optimierte 9:16-Formate. Das steigert Sichtbarkeit und Interaktion – Marken werden Teil der Unterhaltung, nicht nur Begleiter.
medianet: All das bringt wenig, wenn man der Marke nicht vertraut. Wie erreicht man Brand Safety?
Strutz: Diese ist für uns nicht verhandelbar: Wir garantieren markensichere Umfelder durch Premium-Content, geprüfte Ausspielungen und transparente Messungen. Mindestens 90% View-Through-Rate im Network Tracking sind Standard.
medianet: Abschließend: Österreichs Medienmarkt steht unter Druck, alleine kommt man gegen die Tech-Multis kaum an. Sie sprechen von ‚Power of Cooperation‘ – was meinen Sie damit konkret?
Strutz: Kooperation ist unsere Antwort auf die Marktsituation. Wenn wir am nationalen Medienmarkt zusammenhalten und unsere Kräfte gemeinsam ballen, können wir gegen die digitalen Player nicht nur bestehen, sondern bleiben vorne dabei mit unseren lokalen Inhalten. Mit vielen guten Partnern steigern wir Reichweite für den lokalen Gesamtmarkt und Innovationskraft. Das ist ein Modell für die Zukunft – lokal stark, international vernetzt.
