Manches kommt  einem spanisch vor
MARKETING & MEDIA Redaktion 05.07.2024

Manches kommt einem spanisch vor

Die Inflation sinkt, die kalte Progression bringt Steuergeschenke. Alles im grünen Bereich?

••• Von Sabine Bretschneider

UMSTÄNDE. Der aktuelle Branchenmonitor der Wirtschaftskammer klingt ernüchternd. Indus­trie und Bau leiden, der geringe Zuwachs bei Investitionen und zunehmende preisliche Wettbewerbsnachteile der heimischen Exportbetriebe bereiten Sorgen. Diese Preis-Nachteile wurden hierzulande allerdings auch mit großer Vehemenz eingefahren. Wer gegen ein Krisenfeuer mit der Gießkanne antritt, wird langfristig keine blühenden Landschaften produzieren. Im Vergleich zu den 13 wohlhabenden EU-Ländern sind die Lohnstückkosten in Österreich seit 2019 laut Wifo-Berechnung um elf Prozentpunkte stärker gestiegen.

Dass Österreich im Juni nur mehr die fünfthöchste Inflation in der Eurozone aufweist, gilt in dieser Gemengelage als Erfolg, Wirtschaftsminister Martin Kocher und Finanzminister Magnus Brunner zeigen sich erfreut. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Inflation in Österreich zeigten „nachhaltig Wirkung“, während in Ländern „mit starken direkten Preiseingriffen die Inflation nun beständig höher“ sei. Den Seitenhieb auf Länder wie Spanien und deren alternativen Ansatz in der Krisenbekämpfung gönnt man sich. Allerdings werden „unsere“ drei Prozent auf das bereit hohe Vorjahresniveau – acht Prozent Teuerung verzeichneten wir im Juni 2023 – aufgeschlagen. Spanien pappt 3,5 Prozent auf lediglich 3,4 Prozent Teuerungsrate im Vorjahresmonat. Den über die vergangenen Jahre kumulierten Inflationsabstand aufzuholen, wird bestenfalls etliche Jahre dauern.

Gute Nachrichten kommen für Österreichs Klein(st)unternehmer – ein Drittel der Entlastungssumme aus der Abschaffung der kalten Progression wird unter anderem für sie genutzt: Die sogenannte Kleinunternehmergrenze, eine Ausnahme aus der Regelbesteuerung, wird auf 55.000 Euro (derzeit 35.000 Euro) angehoben. Eine wichtige Maßnahme: Mittlerweile sind schon rund 60 Prozent der Unternehmen in Österreich EPU, deren – mangelnde – soziale Absicherung nicht deren Bedeutung für den Wirtschaftsstandort widerspiegelt.

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