Meltwater navigiert durch das Meer der Datenmenge
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MARKETING & MEDIA Georg Sander 01.03.2019

Meltwater navigiert durch das Meer der Datenmenge

Meltwater ist weltweit führender Anbieter von Markt- und Medienbeobachtung. Das Unternehmen arbeitet mit allem, was die Informationsgesellschaft hergibt.

••• Von Georg Sander

Outsight Insight – das ist der Claim von Meltwater. Das Unternehmen wurde 2001 von Jørn Lyseggen in Oslo gegründet und hält derzeit rund 29.000 Kunden, vom Global Player bis zu kleinen Start-ups, die von 57 internationalen Standorten aus betreut werden. Eryk Kannmann, Geschäftsführer für Österreich und Osteuropa, erklärt das Modell so: „Wir durchsuchen weltweit Daten, Social Media, Online-Medien, Blogs, Tweets, Foren, Jobpostings – im Endeffekt alles, was verfügbar ist. Wir sind 2019 längst im Informationszeitalter angekommen. Das heißt: Alle zwei Tage werden so viele Informationen kreiert wie vom Anbeginn der Menschheit bis 2003. In einer Minute werden zum Beispiel über 500 YouTube-Videos, 500.000 Tweets und 3,3 Millionen Facebook-Postings kreiert. Wenn man diese Daten sinnvoll verknüpft, kann man bestimmte Aussagen und sogar Vorhersagen treffen.” Eine eigene Software der Meltwater Group durchsucht die Weiten des Internets, verknüpft Informationen und kann dann wichtige Analysen, Auswertungen und Feststellungen für die Kunden treffen. Das hat dann Auswirkungen auf die Entscheidungen der Unternehmen.

So funktioniert’s

Es kann beispielsweise für einen Poolroboterhersteller untersucht werden, in welchen Gemeinden neue Schwimmbäder entstehen. Mit dieser Information weiß der Kunde dann, wo es tendenziell am besten ist, die eigenen Vertreter hinzuschicken, um das Produkt zu verkaufen. Oder ein Getränkehersteller möchte eine neue Geschmacksrichtung einführen. Die Meltwater Group kann in diesem Fall Blogs, Rezensionen und Social Media-Postings auswerten und weiß, welcher Geschmack derzeit im Trend liegt. Das ist auch der Unterschied zur klassischen Marktforschung, die diese Erkenntnisse erst mit Verzögerung von mehreren Monaten liefern und teils aufgrund der Datenvielfalt gar nicht erfassen kann.

„Es gibt eine unglaubliche Fülle an Informationen, die unsere Consultants sinnvoll analysieren und für die Kunden nutzbar machen; so können wir Unternehmen eine 360-Grad-Beobachtung ermöglichen”, erklärt Kannmann. Meltwater bietet weiters auch Krisenmanagement an; das sei für alle Unternehmen wichtig, sei es im B2C- oder im politischen Segment: „Mit einem Alert in Echtzeit können wir den Kunden mitteilen, dass etwas passiert.” Wie es dazu kam? „Wir haben damals als klassischer Medienbeobachter angefangen. Als ich vor zehn Jahren begonnen habe, haben wir PR und vielleicht den einen oder anderen Mitbewerber beobachtet. Heute können wir allen Unternehmen helfen, sinnvollere Entscheidungen auf Basis der von uns gelieferten Informationen zu treffen.”

Selbst aufgebaut

Eryk Kannmann selbst ist seit neun Jahren in der Firma, war am Anfang seiner Berufslaufbahn Journalist, arbeitete für die UNO, bis er später ein Start-up gründete und erfolgreich zum Exit führte. Wie alle anderen Mitarbeiter auch hat er das Meltwater interne Trainee-Programm absolviert, wurde zuerst Manager und dann zum Geschäftsführer.

Diesen Werdegang durchlaufen alle, die bei Meltwater arbeiten wollen, wie Kannmann ausführt. „Weder ich als Geschäftsführer, noch wer anderer ist von außen rekrutiert worden. Wir wollen das bestmögliche aus den Leuten entwickeln, damit können wir bestmöglich wachsen und skalieren.”

Vibe und Vision

Durch dieses Modell können Erkenntnisse von Standort a) leicht auf Standort b) übertragen werden. Notwendig ist dafür ein gewissenhafter und punktgenauer Auswahlprozess der Mitarbeiter. Die ‚Manager' müssen mit den Kunden genau das analysieren, was Gründer Jørn Lyseggen als Vision hatte. Nämlich „Navigating a World Drowning in Data”, also sich erfolgreich durch die heutige, datengetriebene Welt zu kämpfen.

Dabei geht es nicht um interne Erhebungen, sondern eben um die externen Daten, die für jedes Unternehmen hochrelevant sind. Diese zu lesen, zu analysieren und vor allem nutzbar zu machen, dazu braucht es einerseits eben den Willen, die Daten bestmöglich zu verarbeiten, andererseits vor allem die richtigen Mitarbeiter. Dieser Vibe ist im Gespräch mit Kannmann spürbar und auch im gesamten Office.
„Man braucht für jedes Unternehmen eine Vision. Es geht darum, was man an die erste Stelle stellt. Es gibt hier und im Meltwater Office in Tokio einen ähnlichen Vibe. Wir versuchen, das Potenzial der Leute zu entdecken, zu schauen, wo sie hin wollen”, erklärt er, „Jørn Lyseggen ist es wichtig, eine positive Kultur mit Anreizen zu schaffen. Ohne Druck.” Den machen sich Mitarbeiter in der Regel ohnehin selber

Der Ausblick

Im Jahr 2019 stehen Dependancen in Osteuropa und vielen anderen Ländern weltweit an. Das passt zum Werdegang. Denn: „Wir sind mit kleinen Investments von 15.000 Dollar zu einem 300 Millionen Euro-Konzern ohne Major-Investments gewachsen. Wir wachsen seit je her generisch zwischen 20 und 30 Prozent.” Dieser Weg wird sich fortsetzen.

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