„Moving Forward – Shaping the Future“
© Martina Berger
Josef Mantl
MARKETING & MEDIA Redaktion 07.05.2020

„Moving Forward – Shaping the Future“

Die Mediennutzung hat einen enormen Einfluss auf die Wiederauferstehung der Wirtschaft.

WIEN. Mit diesem Satz leitete Josef Mantl (JMC) die Digital-Round-Table-Diskussion von „Moving Forward – Shaping the Future“ mit Richard Peer (Holding Graz), Markus Mair (Styria Media Group), Sandra Thier (diego5 studios) und Philipp Knefz (Influencer) ein.

Sie widmet sich der Frage, wie die Covid-19-Maßnahmen die Mediennutzung verändert haben und welch Rückschlüsse die Wirtschaft daraus ziehen sollte, um in die Recovery-Phase zu starten.

Tagesaktuelle Informationen über alle Kanäle
In der Holding Graz sind diverse systemrelevante Infrastruktur-Dienstleister wie der öffentliche Verkehr, die Wasser- und Stromversorgung, die Abfallwirtschaft, der Flughafen Graz oder das größte Außenwerbeunternehmen im Süden Österreichs, der Ankünder, vereint. Für Marketingleiter Richard Peer stellen die Covid-19-Maßnahmen den historisch größten Digitalisierungsschub dar. Er sieht eine massive Verlagerung auf den mobilen Contentkonsum, der auf das steigende Informationsbedürfnis der Bevölkerung an kommunalen Dienstleistungen zurückzuführen ist. Der Zugang der Holding Graz ist daher gerade in herausfordernden und schwierigen Zeiten wie diesen, Bürger tagesaktuell und umfassend zu informieren – und das über alle Kanäle hinweg: Online wie Print.

„Unser Anspruch ist, tagesaktuell über alle gesetzten Maßnahmen, die im Krisenstab der Holding und der Stadt Graz beschlossen werden, zu informieren. Wir haben daher drei Säulen der Kommunikation definiert: 1) Bürgerinformation 2) Mitarbeiterinformation 3) Medien-information“, so Peer.

Etablierte Medienmarken haben für ihn eine Schlüsselrolle in der Information der Bürger. Zudem setzt er auf Bewegtbild und Kurzvideos, um Informationen verständlich und ansprechend für die Bürger aufzubereiten und dabei große Reichweiten zu erzielen. Eine umfassende Bürgerinformation gewährleistet der kommunale Dienstleister darüber hinaus auch mit den von der Holding entwickelten Apps „Graz Abfall“ und „Graz Mobil“. Die steigenden Downloadzahlen der Apps bestätigten den Bedarf an digitaler Interaktion, so Peer.

In die Zukunft blickend meint Peer, dass die Holding Graz auch weiterhin die Basis für das kommunale Zusammenleben einer modernen Gesellschaft schafft. Digitalisierung, intensive Interaktion mit den Bürger und die laufende Anpassung des Contents an die Erfordernisse mobiler Kommunikation spielen dabei eine entscheidende Rolle für den Marketingchef.

Dezentrale Newsrooms und technische Herausforderungen durch Verdreifachung der Zugriffe
„Krisenzeiten sind Medienzeiten“, weiß Styria-Media-Group-CEO Markus Mair. Die Umsatzrückgänge in der Medienbranche bewegen sich zwischen zehn und 50% und verlangen nach schlagkräftigen Strategien. Im Gegensatz zu Hotellerie und Handel sind die Medien zwar nicht so stark im Tagesgeschäft betroffen, leiden jedoch unter sinkenden Werbeumsätzen. Die Journalisten stehen vor neuen Herausforderungen durch die massive Informationsflut und individuelle Standpunkte aller Stakeholder.

Die Styria Media Group ist durch ihre multinationale Aktivität mit den unterschiedlichen Richtlinien in den jeweiligen Ländern konfrontiert und konnte durch hohen Digitalisierungsgrad schnell dezentralisierte Newsrooms einrichten. Der enorme Zuwachs beim Digital-Traffic – jener der Kleinen Zeitung hat sich verdreifacht – hat das Medienunternehmen auch in technischer Hinischt vor laufend neue Herausforderungen gestellt.

Mair glaubt nicht daran, eine Gruppe mit 3.000 Mitarbeiter ausschließlich über digitale Tools führen zu können. Sie waren früher an fünf Standorten versammelt. Allein in der Styria-Zentrale in Graz arbeiten rund 1.100 Mitarbeiter, von denen nur mehr maximal 40 vor Ort anwesend sind.

„Die Mitarbeiter brauchen Transparenz und Perspektive“, berichtet Mair aus dem digitalen Führungsalltag. Den persönlichen Kontakt werden Videokonferenzen trotz einiger Vorteile nicht ersetzen können.

„Die Covid-19-Maßnahmen beflügeln die regionale Wertschöpfung und kann langfristig positive Effekte haben. Die Gesellschaft ist etwas bodenständiger geworden. Im Idealfall wird es bleibende Werte geben“, so Mair. Innfluencer werden zu Sinn-Fluencern

Die Video-Produktionslandschaft hat es laut Sandra Thier (Diego 5) „kalt erwischt“. Im Influencermarketing habe sich jedoch wenig geändert, da sie das Homeoffice gewöhnt sind. Viele Unternehmen schätzen die bereitstehenden Ressourcen für rasche Umsetzungen, wodurch sie steigende Anfragen in den letzten Wochen verzeichnen konnte. „Die Unternehmen entwickeln eine höhere Bereitschaft, neue Wege zu gehen, um die Menschen in ihrer neuen Normalität zu erreichen“, ist Thier überzeugt. Viele Influencer gehen mit gutem Vorbild voran.

Auch Sandra Thier erkennt ein Umdenken in der Gesellschaft: „Schneller, höher und weiter ist nicht mehr die Maxime“. Der Trend zu „Mobile First“ und die verstärkte Mediennutzung begünstigen das Geschäftsmodell der Influencer, meint Philipp Knefz. Bei den digitalen Multiplikatoren verortet er ein gestiegenes Verantwortungsbewusstsein abseits von Beauty- und Lifestyletrends. Wahrnehmung und Reichweiten seien durch die veränderte Lebenssituation gestiegen, meint der ehemalige Mister Austria. Budgets folgen der Mediennutzung jedoch nicht unmittelbar. Zahlreiche Budgets und Aktivitäten wurden verschoben. Während der Ausnahmesituation können Influencer die Beziehung mit ihren Followern jedoch intensivieren und damit an der kommerziellen Zukunft arbeiten. Content werde durch mangelnde Ressourcen einfacher und weniger professionell, dadurch aber nahbarer und relevanter, meint der Digital-Multiplikator.

„Der stationäre Handel hat jetzt die Möglichkeit, seine Vorteile auszuspielen und die Menschen von einem dualen System zwischen Online-Shopping und realem Einkaufserlebnis für regionale Produkte zu überzeugen“, sieht Knefz positive Aspekte. (red)

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