Nachbesetzung für Spiras ORF-Kultformat
© ORF/Roman Zach-Kiesling
MARKETING & MEDIA Redaktion 26.06.2020

Nachbesetzung für Spiras ORF-Kultformat

Nina Horowitz hat die Gestaltung von „Liebesg’schichten und Heiratssachen” übernommen; Start ist am 6. Juli 2020.

••• Von Laura Schott

Wenn man jemandem, der die Sendung noch nie gesehen hat, erklären muss, was das Besondere an „Liebesg’schichten und Heiratssachen” ist, tut man sich zunächst ein bisschen schwer. Der Begriff „Kuppelshow” ist wohl zu eng gegriffen, geht es doch um weit mehr als nur darum, den teilnehmenden Kandidaten einen geeigneten Partner zu finden. Nein, „Liebes’gschichten und Heiratssachen” ist Kult – und das ist vor allem Elizabeth T. Spira zu verdanken, die das Format seit der allerersten Folge 1997 bis kurz vor ihrem Tod im März letzten Jahres zu dem gemacht hat, was es heute ist. Wenn eine Sendung von einer Person lebt, wie „Liebesg’schichten und Heiratssachen” von Elizabeth T. Spira, dann scheint die Suche nach einer gebührenden Nachfolge eine schier unlösbare Aufgabe zu sein. Es sei auch nicht immer so sicher gewesen, dass dieses „ganz spezielle Kunstwerk, das Toni Spira über die letzten Jahre geschaffen hat”, weitergeführt wird, sagt ORF 2-Senderchef Alexander Hofer. Doch dem ORF ist die Suche nach einer Nachfolgerin gelungen, und so gibt es ab 6. Juli zehn neue Folgen des Erfolgsformats zu sehen – in gewohnter Manier immer Montags um 20:15 Uhr in ORF 2 und erstmals mit Journalistin Nina Horowitz als Gestalterin.

Leidenschaft für Menschen

„Die Frau hat das Handwerk, die Frau kann zuhören”, sagt ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner bei der Präsentation der 24. Staffel „Liebesg’schichten und Heiratssachen” über Horowitz. Die Gabe, zuzuhören, Mut, Einfühlsamkeit, Verständnis – all das seien Eigenschaften, die Spira und Horowitz miteinander verbinden würden.

„Mach das, was dich glücklich macht”, soll Zechner bereits vor 20 Jahren zu Horowitz gesagt haben, als sie sich im Rahmen einer Veranstaltung am Buffet unterhielten. Und das tut die ORF-Dokumentaristin heute: „Ins Leben von Menschen einzutauchen und vertrauensvolle, spannende, manchmal auch traurige, rührende oder lustige Gespräche führen zu können, was könnte es Schöneres geben?”, sagt Horowitz, die dieser Leidenschaft während der letzten Jahre mit Reportagen für das ORF-Format „Am Schauplatz” nachgekommen ist. Für eine davon wurde sie 2017 mit dem „Dr. Karl Renner Publizistikpreis” und dem Journalistenpreis WINFRA ausgezeichnet.

Coronabedingte Pause

Nach 23 Staffeln war die Fortführung von „Liebesg’schichten und Heiratssachen”eine Gratwanderung zwischen dem Bewahren von Altbewährtem und ein bisschen frischem Wind, die gelingen sollte. Veränderungen habe es demnach nur kleine gegeben, zu viel hätte dem Produkt geschadet, sagt Horowitz im Gespräch mit Journalisten. Man hätte aber versucht, die Sendung „ein bisschen flotter zu machen, etwa im Schnitt”.

Eine Premiere ist die neue Staffel nicht nur für Horowitz selbst, sondern auch für das Redaktionsteam, das bis auf wenige Ausnahmen neu zusammengestellt wurde. Mit Talk-TV hat auch eine neue Produktionsfirma die seit 2013 für die Produktion zuständige Wega Film abgelöst. Aufgrund von Covid-19 musste die Produktion für einige Zeit unterbrochen werden, Absagen etlicher Kandidaten erschwerten die Produktionsbedingungen zusätzlich. Der unerwartete Stopp sei schwierig gewesen, sagt Horowitz, doch nun sei man nahezu fertig mit den Dreharbeiten. Und so werden ab 6. Juli 54 Singles aus allen Bundesländern im Rahmen von zehn neuen Folgen „Liebesg’schichten und Heiratssachen” vorgestellt, die auf der Suche nach der großen Liebe sind.
Es geht also wieder los mit lustigen, traurigen und unglaublichen Lebensgeschichten, mit Gartenzwergen, Buddhastatuen und Häkeldeckchen in Nahaufnahme, mit Einbauschränken und Blicken in die Kamera, die gerade so lange dauern, dass man sich als Zuschauer auch ja ein bisschen peinlich berührt fühlt. Mit Haubenkoch Gerald, der sich eine „normale Frau” wünscht, mit der man aber auch hin und wieder eine Polster- oder Schneeballschlacht machen kann, mit Personalverrechner Edmund, der seine zwei Affären für gar nicht so viel befindet, und mit der technischen Zeichnerin Luzia, deren neuer Partner „nicht ganz fad” sein sollte. Denn: „Fad bin ich eh alleine.”
Horowitz’ Zwischenfragen in Spira-Manier bringen von lustigen Anekdoten – „Was essen Sie denn immer in der Pizzeria Milano?” „Schlutzkrapfen.” – bis hin zu intimen Schilderungen von Schicksalsschlägen alles, was „Liebesg’schichten und Heiratssachen” ausmacht.

Gelungene Fortführung

Auch wenn die Meinung des Verfassers in einem Artikel eigentlich keinen Platz finden sollte, muss in Anbetracht der gelungenen Fortführung dieses, wie man fast schon sagen könnte, Kulturguts eine Ausnahme gemacht werden: Elizabeth T. Spiras Fußstapfen mögen gigantisch sein, doch füllt Nina Horowitz diese in ihrer Rolle in „Liebesg’schichten und Heiratssachen” definitiv aus.

Natürlich mit einer persönlichen Note, und ja, die neuen Folgen sind ein wenig flotter. Aber schließlich gelingt Horowitz, was auch Spira 23 Jahre lang auf einzigartige Weise geschafft hat: Dass man sich 45 Minuten lang nicht entscheiden kann, ob man nun vor lauter Lachen weint oder tatsächlich – und sich eigentlich nichts sehnlicher wünscht, als dass alle diese Menschen in ihrer ganzen Schrägheit möglichst bald einen Partner finden, der sie glücklich macht.

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