••• Von Petra Stückler
WIEN. Für den ORF steht der Sommer im Zeichen des Frauenfußballs. Erstmals wird die UEFA Frauen Euro fast vollständig live im ORF 1-Hauptabendprogramm gezeigt. Einzige Ausnahme sind die Parallelspiele am Ende der Gruppenphase.
Im ORF verfolgt man bereits länger die Strategie, Frauensport ins Rampenlicht zu rücken.
TV-Sportchef Hans Peter Trost sieht in der Entscheidung, sich diesmal die Senderechte der UEFA Frauen Euro gesichert zu haben, auch eine gesellschaftliche Verantwortung, der der ORF damit nachkommt. „Es ist nun nicht mehr so, dass junge Fußballerinnen als Vorbilder Männer haben, sondern Frauen, und ich glaube, das ist schon ein sehr guter Turnaround.”
Frauenfußball überall
Neben der Live-Berichterstattung wird in allen Kanälen des ORF Stimmung für das Frauen-Fußball-Nationalteam gemacht. Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz dazu: „Der Umstand, dass wir beschlossen haben, den Frauenfußball vergleichbar mit Männerevents in unserem Programm zu zeigen, bedeutet für uns, das wir uns in diesem Zeitraum in allen Kanälen des ORF damit auseinandersetzen wollen.”
So werde die Frage nach der Geschichte des Frauenfußballs gestellt, und in auf den ersten Blick ungewöhnlichen Programmformaten werde man darüber berichten, wie beispielsweise im Ressort Religion oder in der Kultur. Außerdem werde es in Ö1 ein großes Feature geben. Zwei große Sonderprogramme widmen sich dem Frauen-Nationalteam. Unter dem Titel „Heimat, bist du großer Töchter” bekommt man einen Einblick in den Werdegang der Spitzensportlerinnen. Der zweite große Coup ist eine Reportage über Trainerin Irene Fuhrmann im Gespräch mit Kabarettist Alfred Dorfer, die beiden haben dieselbe Schule besucht.
FM4 wiederum richtet ein Public Viewing in der Ottakringer Brauerei aus.
Frauen am Ball und Mikro
In der Sportredaktion werden Kristina Inhof, Alina Zellhofer und Anna-Theresa Lallitsch über die Frauen Euro berichten. Für Generaldirektor Roland Weißmann „ist es ebenso richtungsweisend wie für ein öffentlich-rechtliches Unternehmen geboten, dass der ORF in seiner Turnier-Berichterstattung nicht mehr zwischen Männer- und Frauenfußball unterscheidet”. Immerhin sei Österreichs Frauenfußball-Team unter den TopNationen der Welt; in der vergangenen EM im Jahr 2017 zog die Elf rund um Irene Fuhrmann und Viktoria Schnaderbeck ins Halbfinale ein und sorgte so für ein Sommermärchen.
Dies könnte auch im Juli 2022 wahr werden. Programmdirektorin Groiss-Horowitz will unterstützend wirken: „Unser Ziel ist, dass wir dazu beitragen können, diesen Event in der Wahrnehmung der österreichischen Bevölkerung noch größer zu machen, als er ohnehin schon ist. Und wir hoffen, dass uns das gelingen wird.” Denn wie Sportchef Hans Peter Trost betont: „Ein öffentlich-rechtlicher Sender, der gebührenfinanziert ist, hat Sichtbarkeit zu schaffen.” Generaldirektor Roland Weißmann freut sich über die sensationellen Quoten im Jahr 2017, die Spitzenreichweite lag bei 1,3 Mio. Seherinnen und Sehern, als Österreich im Semifinale gegen Dänemark kickte. Er will die Berichterstattung über Frauenfußball weiter forcieren. „Die Fußball-Nationalmannschaft ist in einer sensationellen Form. Wir drücken die Daumen und sind der einzige Sender, der alle Spiele der Fußball EM live überträgt. Uns ist es aber auch wichtig, da zu sein, sollte es mal nicht so gut laufen. Es ist ein Zeichen, dass wir es als wichtigen Beitrag sehen, und wir werden uns in Zukunft noch stärker einbringen.”
Nationalteam-Kapitän Viktoria Schnaderbeck freut sich auf Juli: „Zu wissen, dass bei der bevorstehenden Europameisterschaft wieder Hunderttausende Fans via ORF 1 live dabei sind, gibt uns auf jeden Fall wieder eine Extrakick.”