Paneldiskussion: Nachrichtenagenturen als Gegenmodell zu Social Media
© APA Roland Schlager
In Lech diskutierte unter anderem APA-Chefredakteurin Maria Scholl.
MARKETING & MEDIA Redaktion 11.12.2024

Paneldiskussion: Nachrichtenagenturen als Gegenmodell zu Social Media

LECH. Wie können Nachrichtenagenturen in Zeiten von Fake News, Social Media und zunehmender Polarisierung unabhängig und kritisch arbeiten? Dieser Frage widmeten sich Maria Scholl (Chefredakteurin der Austria Presse Agentur), Astrid Maier (stv. Chefredakteurin der Deutschen Presse-Agentur) und Hanspeter Kellermüller (CEO von Keystone-sda) im Gespräch mit dem Politikanalysten Peter Plaikner im Rahmen des 16. Europäischen Mediengipfels in Lech.

"Nachrichtenagenturen sind ein Stück weit das Gegenmodell zu Social Media", sagte APA-Chefredakteurin Maria Scholl. Im Gegensatz zu sozialen Medien seien sie "geschlossene Plattformen für Profis", die das Versprechen böten, "dass die Informationen, die man dort findet, richtig sind - und zwar so richtig, dass sie auch von Qualitätsmedien ungeprüft übernommen werden können".

Durch den Verlust der Trägermedien im digitalen Informationsraum sei eine Art Vertrauensvakuum entstanden, so Scholl. Es sei wichtig, das Vertrauen in Medien wieder zu stärken - und dabei die emotionale Komponente nicht zu unterschätzen. Aufgabe der Nachrichtenagenturen sei es, für Transparenz in der journalistischen Lieferkette zu sorgen.

Vertrauen während Corona-Pandemie
Journalisten müssten sich fragen, wie sie Menschen wieder erreichen könnten und man "echten Journalismus neu denken kann", ergänzte die stellvertretende dpa-Chefredakteurin, Astrid Maier, und nannte mehr Transparenz, Nähe und Aufklärung als Beispiele. Objektivität sei das höchste Gut; Polarisierung und Clickbaiting gelte es zu vermeiden. Es sei jedenfalls "eine gewaltige Aufgabe, die nicht nur mit Technologie zu tun hat".

Optimistischer in Sachen Vertrauen zeigte sich Hanspeter Kellermüller, CEO der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-sda: Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass das Vertrauen in Medien noch vorhanden sei. "Wenn es ums Eingemachte geht, haben die klassischen Medienmarken großen Zulauf", attestierte er. Allerdings stünden die Nachrichtenagenturen unter wirtschaftlichem Druck. Die Zahlungsbereitschaft der Kundinnen und Kunden sei gering, Medienhäuser "müssen auch bis zu einem gewissen Grad den Preisdruck an die Agenturen weitergeben", so Kellermüller. Zudem würden sich immer mehr Leser durchgehend mit News-Themen beschäftigen wollen. Das Angebot müsse daher entsprechend angepasst werden.

Einsatz von KI
Die Nachrichtenagenturen hätten sich mittlerweile stark diversifiziert. "In der APA ist das technologische Standbein ein sehr wichtiges", sagte Scholl und nannte Künstliche Intelligenz (KI) als zentrales Element. "Wir sehen es als unsere Aufgabe, dass wir KI für die österreichische Medienbranche in einer vertrauensvollen Art und Weise nutzbar machen." Medien seien "nicht nur Objekte, sondern Werkzeuge dieser Veränderung". KI gehöre "in die Hände von Medien, weil Medien massiv dazu beitragen werden, wie sich KI auf die Gesellschaft auswirken wird".

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