Papierverarbeiter stehen weiter unter Druck
© com_unit/APA-Fotoservice/Schedl
MARKETING & MEDIA Redaktion 13.06.2025

Papierverarbeiter stehen weiter unter Druck

„Wir stehen auf dem Produktionsniveau von 2017 – mit den Kosten von 2025”, sagt der Propak-Obmann.

WIEN. Die papierverarbeitende Industrie Österreichs (Propak) blickt auf ein herausforderndes Jahr zurück. 2024 verringerte sich Produktionswert um ein Prozent auf 2,73 Mrd €. Dem steht zwar ein Plus bei der Menge gegenüber, aber „wir können hier nicht wirklich von Wachstum reden, sondern stehen damit nach acht Jahren wieder auf dem Produktionsniveau von 2017 – mit den Kosten von 2025”, betont Propak-Obmann Georg Dieter Fischer.

Hohe Kostenlast

Im Auslandsgeschäft sank der Wert sogar um fünf Prozent. „Vier von fünf Euro werden im Ausland verdient. Wenn wir im Export weniger erwirtschaften, trifft das unsere Unternehmen mit voller Wucht”, so Fischer.

Besonders verschlechtert hat sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Deutschland, mit über 30% der Haupthandelspartner der Propak-Industrie. „Unsere Exportstärke wird nicht zuletzt durch den Nachteil in den Arbeitskosten ausgebremst. Ohne Umdenken verliert der Standort Österreich an Boden”, warnt Fischer.
Die Branche ist grundsätzlich resilient, aber die Herausforderungen sind enorm. „Trotz der Innovationsstärke der Branche muss die Konkurrenzfähigkeit auf den wesentlichen Exportmärkten Priorität haben. Wir brauchen daher einen Paradigmenwechsel in der Lohn-/Gehaltsgestaltung”, sagt Propak-Obmann-Stellvertreter Marko Bill Schuster. „Ein Abschluss unter der Inflation darf kein Tabu mehr sein, wenn wir Arbeitsplätze sichern wollen. In anderen Ländern ist das längst gelebte sozialpartnerschaftliche Praxis.”
Die Zahl der Beschäftigten ging im 2024 Jahr um 1,9% auf rund 8.500 zurück. „Unsere Unternehmen stehen für soziale Verantwortung, auch wenn die wirtschaftliche Lage angespannt bleibt”, so Schuster. Herausfordernd bleibt weiterhin die Verfügbarkeit von Fachpersonal, für mehr als die Hälfte der Propak Unternehmen ist sie sogar „schwierig”, wie eine aktuelle Branchenumfrage bestätigt.

Zu viel Bürokratie

Erfreulich hat sich der Ausbildungsbereich entwickelt – die Zahl der Lehrlinge konnte um sechs Prozent gesteigert werden. „Unsere gezielten Ausbildungs- und Employer Branding-Maßnahmen zahlen sich aus. Die Steigerung bei den Lehrlingen zeigt, wie attraktiv unsere Branche ist”, sagt Schuster und weist darauf hin, dass Propak eine von nur vier heimischen Industriebranchen mit einem Plus bei Lehranfängern ist.

Hohe Personalkosten, die Volatilität bei den Rohstoffpreisen eine flache Nachfragekurve sowie die wachsende Bürokratie belasten die weitere Entwicklung am stärksten. Positive Effekte zeigen sich dagegen rund um die Nachhaltigkeitsthematik. Für 2025 ist man vorsichtig optimistisch.
„Obwohl die gesamte Indus­trie in Europa in das dritte Rezessionsjahr schlittert, gehen die Prognosen der Mitgliedsfirmen für 2025 von zumindest einer schwarzen Null aus. Eine neue gemeinsame Herangehensweise mit dem KV-Partner ist aber unerlässlich, um den Standort Österreich nachhaltig zu sichern. Und das wird nicht ohne Kompromisse gehen”, fasst Fischer zusammen. (red)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL